Vom Kronstädter Autor Alfred Schadt erschien vor einiger Zeit ein Buch mit dem Titel „Zwischen Heimat und Zuhause. Betrachtungen eines Ausgewanderten“. Es sind weitreichend verfasste und gut dokumentierte Betrachtungen zum Thema Heimat und Zuhause, das zu einem Mosaik mit vielen Nuancen wurde.
In zwei Teilen werden aus einer breiten Perspektive diese Begriffe analytisch betrachtet. Im ersten Teil „Daheim“ wird zuerst der Begriff „Heimat“ ausführlich unter die Lupe genommen und mit Aussagen von Menschen aus verschiedenen Tätigkeitsbereichen argumentiert. Es folgt dann ein persönlicher Bezug zur ehemaligen Kronstädter Heimat im Sinne von „Zuhause“ mit Familienerbe und Freundschaft. Die Grundwerte von Höflichkeit und Freundlichkeit, die das ganze Leben prägen werden beson-ders hervorgehoben. Sie gehören zum guten Ton. Die Zuhause entstandenen Freundschaften werden weitreichend betrachtet, denn sie vermitteln das Gefühl von Zugehörigkeit, Geborgenheit und stärken den Gemeinschaftsgeist als wichtiges Glied der Heimat. Auch der Entdeckung der heimatlichen Welt mit all ihren Facetten wie Skifahren, Fahrradtouren, Bergtouren und Reisen wird eine große Rolle zugeschrieben. Der Sprache als heimatliches Zugehörigkeitsglied widmet der Autor einen ausführlichen Abschnitt. Es ist die angeborene Muttersprache, beim Autor der siebenbürgisch-sächsische Dialekt. Das Sprachvermögen ermöglicht durch Lektüre, den Charme von Literatur und Liedergut zu erleben. Sie ist auch der Schlüssel zum Entdecken der Kultur- und Kunstwelt. Mit dem Verlassen des Elternhauses zum Studium verändert sich nur der Heimatort, aber nicht das Heimatgefühl. Der erste Teil endet unter dem Titel „Fernweh versus Heimweh“ mit dem Motto „Denn mich trieb ein mächtig Hoffen. Und ein dunkles Glaubenswort…“ von Friedrich Schiller. Eine magische Kraft zwingt die Volksdeutschen aus Rumänien, bedingt durch die politische Situation zur freien Auswanderung als Spätaussiedler. Es beginnt die Reise aus der Heimat in das fremde „Zuhause“.
Im zweiten Teil „Schöne neue Welt“ stellt sich der Autor die Frage nach Assimilation und Integration, ob man in Deutschland als „Deutscher“ akzeptiert wird. Das Gefühl des Fremden, des „Entwurzelt – sein“ führt bald zum Heimweh und es folgt ein Rückzug in die nostalgischen Erinnerungen. Der Autor widmet einen Abschnitt auch der Muttersprache im neuen Sprachraum. Obwohl uns „gutes Deutsch“ anerkannt wird, verrät der heimatliche Sprachakzent oder die siebenbürgisch-sächsische Mundart das Anderssein. Sprache ist auch Heimat und so muss sie sich an die „deutsche Sprache“ des jeweiligen Bundeslandes anpassen. „Von der Erkundung der Welt“ aus dem ersten Teil wird nun im zweiten Teil im neuen Licht betrachtet. Jetzt steht die Möglichkeit des freien Reisens im Mittelpunkt. Man kann viele Städte mit ihren Sehenswürdigkeiten besuchen und den Spuren berühmter Persönlichkeiten folgen.
Mit dem Alter kommt das „Remember“ an die „(alte) Heimat“ oder das „nach Hause“.
Es bleibt für den Kronstädter Autor das tief eingewurzelte „Land hinter den Wäldern“ mit seinen Erinnerungen und das wird fast jährlich bereist. Wo Vertriebene, Aussiedler und Ausgewanderte in der ganzen Welt verteilt sind hat jeder seine eigene Vorstellung von Heimat. Für viele bleibt es das Heimatland, der Geburtsort mit der gelebten Gemeinschaft. Es verwandelt sich aber mit der Wahlheimat, dem Land und Leuten des neuen Wohnortes zu einem Zuhause, wo man versucht sich heimisch zu fühlen. So wird Europa zu unserer gemeinsamen Heimat. Das Heimatgefühl löst mit seinen vielen Erinnerungen Nostalgie aus, die dann bei Heimattreffen durch Begegnungen mit Freunden und Bekannten wieder wach wird.
Im „Epilog“ legt der Autor sein persönliches Geständnis zum Verfassen des „Büchlein“ ab. Seine Absicht war der Versuch Klarheit und Verstehen über die Begriffe Heimat (Daheim) und Zuhause zu schaffen.
Es ist ein gut recherchiertes und mit reichen Informationen versehenes Buch, das sehr empfehlenswert ist. Ein besonderes Lob verdient auch Bettina Schadt, die mit den Miniaturen den Text bereichert.