Intelligente Tafeln in Schulklassen

Alle Schulen und Lyzeen im Munizipium werden ausgestattet

Die Tafeln sind bereits im Einsatz. In der 4.A des "Johannes Honterus"-Nationalkollegs sehen die Schüler eine Reportage in deutscher Sprache.

Bis Ende Märzsollte jede einzelne Schulklasse der 16 Gymnasialschulen und 22 Lyzeen und Kollegs aus Kronstadt mit einer intelligenten Tafel versehen werden. 48 Geräte stehen schon in Räumlichkeiten des Johannes-Honterus-Nationalkollegs und werden eingesetzt, vier weitere sollen geliefert werden. Auch rund die Hälfte der anderen Bildungseinrichtungen in der Stadt wurden schon beliefert. Die Verteilung der Apparate hat im vergangenen Dezember begonnen. Das Vorhaben war eine Idee der Lokalbehörden, die somit die Qualität der Ausbildung verbessern wollen.

Was bringen sie?

Interaktive Tafeln sind wie große Tablets mit Tastbildschirm, auf die man mit dem Finger oder digitalen Stift schreiben oder zeichnen kann. Sie können aber noch viel mehr als nur der Präsentation dienen und sind nicht als Ersatz für die klassischen Tafeln gedacht, auf die man die Lektion mit Kreide oder mit dem Marker (auf Weißwandtafeln) schreibt. Sie sind intuitiv und stellen ein multifunktionales Medium zur Verfügung, das es Lehrern ermöglicht, das Unterrichtsmaterial anschaulich vorzustellen. Es spart ihnen auch Zeit, da sie das Material direkt am Gerät vorbereiten können und somit weniger Zwischenschritte durchzuführen haben. Über Apps und Programme können abspielbare Videos, Bilder, Audio-Dateien und andere audiovisuelle Informationen in das Tafelbild integriert werden. Der Ton wird durch eingebaute Lautsprecher gesichert. Die Apparate haben ein hochauflösendes Display, das spiegelfreie Darstellung, kräftige Farben und gute Sichtbarkeit bis in die letzte Bank sichern. Und sie sind verstellbar, sodass sie schon die Allerkleinsten anwenden können. Der Anschluss eines externen Computers oder Handys ist dabei nicht erforderlich, jedoch durch Bluetooth möglich.

Für Gymnasialschüler und Lyzeaner besteht die Möglichkeit, im Unterricht gemeinsame Projekte zu gestalten und diese auf der Tafel zu speichern und hochzuladen, und sie am kommenden Tag weiterzuentwickeln. Die fertigen Projekte können jederzeit und von überall angeschaut werden. Das spart Papier und ist daher umweltfreundlich. Durch das Ausfallen des Abschreibens, gewinnt man zudem Zeit zum Besprechen.

Die digitalen Großbildschirme können in allen Fächern eingesetzt werden, sogar in Chemie oder Physik, wo Kinder beobachten können, wie Experimente durchgeführt werden.

Kinder angetan

„Jetzt wollen alle Kinder an die Tafel“, sagt Enikö Josza, stellvertretende Schulleiterin des Johannes Honterus-Nationalkollegs. „Sie füllen Lückentexte mit dem intelligenten Stift aus, ziehen fehlende Wörter in den Text hinein, das ist attraktiv für sie. Auch für Lehrer ist es eine Hilfe, weil es die Kinder dieser Epoche, die so angetan sind von Technologie, anzieht. Durch diese Tafeln sind die Schüler für die digitale Welt, für die riesigen Informationsquellen, die sie anbietet, einfach zu begeistern. Zudem ist es einfacher Präsentationen zu bereichern und hilft unnötige Unterbrechungen zu vermeiden.” Einer ihrer Schüler, Viertklässler, freut sich, dass er im Unterricht nicht mehr alles schnell mitschreiben muss, sondern die Informationen per Whattsapp erhalten kann und zuhause, in aller Ruhe, die Materie festigen kann. „In den Stunden und Pausen dürfen wir unsere Handys nicht verwenden”, sagt einer seiner Kollegen. „Aber wir haben die Tafel und das ist sehr toll, weil sie irgendwie wie ein riesiges Handy ist”.

Die Stunden in der 4.-A-Klasse sind nun attraktiver und spannender, meint die Grundschullehrerin. Ebenso in zahlreichen anderen Klassen. Dafür erhalten die Lehrkräfte Training, mit den Geräten umzugehen und die Apps richtig einzusetzen. „Die Lehrer sind nicht verpflichtet, die erhaltene Technologie anzuwenden; es wäre allerdings schade, das nicht zu tun, denn sie kommt allen zugute, Kindern und Lehrern”, meint Sorin Toarcea, Pressesprecher des Kronstädter Bürgermeisteramts.

Weitere Projekte erwünscht

Insgesamt 942 Systeme für interaktiven Unterricht, die eine EvoBoard-Tafel mit einem Durchmesser von 2,41 m und einem Epson-Videoprojektor enthält, wurden für 11 Millionen Lei angekauft. Dazu auch 742 Projektoren und 574 Bildschirme mit einem Durchmesser von rund 3 Metern. Das Bürgermeisteramt hofft, das investierte Geld durch eine nicht rückzahlbare europäische Finanzierung zurück zu bekommen und plant weitere Projekte mit nicht rückzahlbaren Fonds des Nationalen Programms für Lokalentwicklung (Program Național de Dezvoltare Locală - PNDL), die der Modernisierung von Labors gewidmet ist.

„Die Investition in Erziehung ist eine langzeitige Investition und die sicherste zur Entwicklung einer Gemeinde... Das Programm ist für alle Schulen gedacht, sodass die Qualität der Ausbildung überall steigt und keine Unterschiede mehr zwischen den Bildungseinrichtungen bestehen werden. Wir hoffen auch auf weniger Schulabbrecher”, sagte Bürgermeister Allen Coliban.

Bedenken

Ob diese neue Unterrichtsmethode tatsächlich den erwünschten Erfolg bringt, ist abzuwarten. Sie hängt von der Bereitschaft der Lehrkräfte ab, die Apps und Geräte anzuwenden und auch von ihrem Willen, sich weiterzubilden. Es ist immerhin eine große Umstellung.

Die Schüler, die Gadgets haben, werden wohl Spaß daran haben, ihre Handys auch während der Stunden anwenden zu dürfen, um sie mit der Tafel zu verbinden. Gescheite Telefone auch zum Lernen anzuwenden wird für die meisten wohl aber ein Novum sein. Für andere, die selten die neue Technologie anwenden - weil sie noch klein sind, oder weil die Eltern es ihnen (noch) verbieten - kann es ein Ansporn sein, mehr Zeit online zu verbringen. Außerdem könnte es ein Verlust für manche sein, die Experimente in Chemie oder Physik auf dem Bildschirm zu sehen, wie fast alles andere, statt selbst auszuprobieren. Geschweige denn, das Abschreiben von Hand zu vernachlässigen. Maß ist gefragt.