Reichlich gute Laune und die kleinen, süßen, frittierten und mit Zucker eingepuderten Gebäckstücke, die man „Krapfen“ nennt, standen im Programm der Bartholomäer und Petersberger am Aschermittwoch. Das Krapfenessen gehört zur Tradition in Bartholomae – etwa 50 Teilnehmer probierten die Kügelchen, mit oder ohne Füllung, auch in diesem Jahr in lockerer Runde aus. Hinzu kamen lustige Gedichte, hie und da ein Gläschen Wein.
Die Krönung des Nachmittags war der Auftritt des Kabaretts „Kaktus“: Carmen Elisabeth Puchianu im Frack, mit großer Geste und köstlichen Monologen, Elena Cristian clownesk weißgeschminkt, mit bald süßen, bald pompösen Geigentönen, Paul Cristian als Kleinkunstbühnen-Pianist, in schwarzweißem Hemd mit roter Fliege. Das Klavier, ein braves, altes Instrument, das bestimmt schon um die 99 Aschermittwoche erlebt hat, integrierte sich mit dem etwas staubigen Grammofon-Klang hervorragend ins Ensemble.
Aufgeführt wurde die musikalisch-literarische Kabareske „Die fromme Helene“ nach Wilhelm Busch, eine sehr gelungene und inspirierte Mischung aus Text, Schauspiel und Musik, die anlässlich des Bartholomäusfestes 2011 erstaufgeführt wurde und Ende März noch einmal über die Bühne gehen soll, fast zeitgleich mit dem 180. Geburtstag des satirischen Dichters. Beim Kabarett „Kaktus“ wurde die Ankunft der (anfangs doch noch) frommen Helene aufs Land, wo „sanfte Schafe“, „Tugend und Verstand“ sind, von den idyllischen Klängen der „Barcarolle“ von J. Offenbach ergänzt; Zu den Ratschlägen Onkel Noltes an Helene kam die bekannte „Meditation“ von J. Massenet hinzu; Dort, wo im Text „Helenchen wächst und wird gescheit/Und trägt bereits ein langes Kleid“, heißen die Noltes ihren Vetter Franz in den Klängen der Filmmusik aus „Krieg der Sterne“ und „Der Pate“ willkommen. Irgendwann reißt durch das kräftige Geigenspiel eine Saite, die Elena Cristian mit Humor ersetzt, noch rechtzeitig bevor Helene ihren G. J. C. Schmöck heiratet und der Hochzeitsmarsch in „maestuoso“ ertönt. Paul Cristian spielt dazu eine wunderbare Jazz-Fantasie nach Mozart, die auf dem Programmzettel in Klammern kurz und lustig erklärt wird: „weder Film noch Oper“. Das Schauspiel von Carmen Elisabeth Puchianu scheint aus Wilhelm Buschs Zeichnungen inspiriert zu sein und überträgt auf die Bühne alle Überspitzungen und Doppeldeutigkeiten. Mal hat man den selbstzufriedenen Onkel vor den Augen, mal die besserwisserische Tante, mal den häuchlerischen Pilger Franz, mal den Spießbürger Schmöck, mal die weniger fromme als frömmelnde Helene. Zum Schluss wird sie noch „Eine schlanke Büßerin!“, die sich mit unglücklichen Mitteln tröstet, denn „Es ist ein Brauch von alters her:/Wer Sorgen hat, hat auch Likör!“ Das Böse triumphiert, aber nur – so hat man den Eindruck – um Onkel Nolte seinen berühmt gewordenen Zweizeiler sprechen zu lassen: „Das Gute – dieser Satz steht fest – /Ist stets das Böse, was man lässt!“
Das lustige Aschermittwoch-Programm wurde durch einen Gastauftritt des Petersberger Kirchenchores abgeschlossen, der mit Musik den Übergang von der Satire in die Passionszeit einleitete. Er habe den Chor die Andacht ersetzen lassen, erklärte Pfarrer Dr. Peter Klein, der die Lieder vorstellte. Von weltlichen Liedern wie „Muss i denn“ und „Möge die Straße uns zusammenführen“ ging man zu kirchlichen über: „Ein Lied klingt durch die Welt“, „Du lässt den Tag, o Gott, nun enden“ und schließlich „Vaterunser“. Am schönen Klang des Chors, vor allem seit er von Diana Bâldea geleitet wird, merkt man nicht, dass er aus nur elf Choristen besteht. „Wir singen gerne“, sagte Pfarrer Klein. „Wer im Chor mitsingen möchte, ist jederzeit herzlich willkommen!“