Zehn Jahre nach dem ersten Besuch von 1773 kam der Kaiser Joseph II. wieder nach Kronstadt. Am 7. Juni 1783 Nachmittag 3 Uhr kam er wieder zu Pferd in die Stadt und nahm wieder Quartier beim nunmehrigen Stadtrichter Michael Fronius auf der Flachszeile Nr. 27.
Am 8. Juni 1783 besuchte der Kaiser den katholischen Pfingstgottesdienst in der im Vorjahr 1782 fertig gestellten katholischen Stadtpfarrkirche in der Klostergasse.
Danach war er kurz im evangelischen Gottesdienst in der Schwarzen Kirche und hörte der Predigt des Stadtpfarrers Georg Preidt zu. Anschließend begab er sich in die Obere Vorstadt und besuchte dort die orthodoxe Nikolauskirche und eine Militärschule.
Danach kam er wieder in die Innere Stadt und besuchte in der Schwarzgasse das Militärspital und die Kaserne. Am Nachmittag reiste er mit seinem Gefolge weiter.
Ein nächstes Moment der Beziehungen zwischen Kronstadt und Österreich wird illustriert durch das Haus in der Oberen Neugasse Nr. 34, das an seiner reich verzierten Gassenfront auch ein Relief mit der Darstellung der Taufe Christi besitzt. Der Urheber dieser Verzierung ist der Maurermeister Johann Fischer aus Afritz in Kärnten, der im Jahre 1787 eine Kronstädterin namens Catharina Müllenbächerin heiratete und das Bürgerrecht in Kronstadt erwarb. Johann Fischer starb am 17. Januar 1798, kurz darauf auch seine Witwe und ihr Kind.
Während des letzten Türkenkrieges im Jahre 1788, als Österreich dem Krieg Russlands gegen die Türkei beitrat, weilte der zukünftige Kaiser Franz Ende Juli und Anfang August 1788 in Kronstadt und inspizierte von hier aus die Pässe, die aus dem Burzenland in die Walachei und Moldau führten, ob sie gegen einen türkischen Einfall vorbereitet waren.
Fast zwanzig Jahre später, im September des Jahres 1817 erfolgte der Besuch des Kaiserpaares Franz I. und Carolina in Kronstadt.
Die hohen Besucher langten am 13. September in Kronstadt ein. Ihr Gefolge kam in 23 Kutschen. Schon am nächsten Tag besuchten sie das Honterusgymnasium und dessen Bibliothek. Auch das Schloss auf dem Schlossberg war eines ihrer Ziele und zur Erinnerung an den kaiserlichen Besuch wurde über dem Eingangstor eine Gedenktafel mit der Inschrift „Carolinenthor den 13. Sept. 1817“ angebracht, die noch heute zu sehen ist.
Der Besuch des Kaiserpaares hatte noch einige Spätfolgen.
Im Jahre 1819 wurde das Roßmärkter Tor errichtet und fast ein Jahrzehnt später das Waisenhausgässer Tor, auf dem noch heute eine lateinische Inschrift erinnert, dass es „unter der glorreichen Regierung des erhabenen Kaisers und apostolischen Königs Franz des Ersten, des Befriedigers des Erdkreises“ erbaut wurde. Zwei Jahrzehnte nach dem Besuch wurde dann auch das damals vom Kaiser befürwortete katholische Gymnasium in Kronstadt im Jahre 1837 gegründet.
Als nächstes wollen wir daran erinnern, dass nach der Niederschlagung der ungarischen Revolution von 1848/1849 auf der Zinnenspitze eine Pyramide aus Ziegeln errichtet wurde mit der Inschrift „Austria et Russia unita“, die an die österreichisch- russische Waffenbrüderschaft erinnern sollte, durch die die ungarische Revolutionsarmee besiegt werden konnte.
Nach etwa einem Vierteljahrhundert verfiel das Denkmal und wurde abgetragen.
Im Jahre 1850 wurden im ganzen Habsburgerreich die Briefmarken zur Frankierung der Briefe eingeführt und waren auch in Kronstadt gültig.
Die deutschen Poststempel mit dem Namen „Cronstadt“ und „Kronstadt“ waren mehr als anderthalb Jahrzehnte in Gebrauch und die damit gestempelten Briefmarken sind eine Zierde von vielen Markensammlungen.
Ebenso war das österreichische Unterrichtsgesetz von 1850 der Anlass des Erscheinens der sogenannten „Schulprogramme“. Die Kronstädter Gymnasialprogramme erschienen ab dem Schuljahr 1851/1852 bis zum Zweiten Weltkrieg und bieten außer Daten zur Schulgeschichte auch viele wertvolle wissenschaftliche Abhandlungen aus den verschiedensten Gebieten.
Der nächste Kaiserbesuch und zwar von Franz Joseph in Kronstadt fand am 27. und 28. Juli 1852 statt.
Auf dem Titelblatt der Nr. 59 der „Kronstädter Zeitung“ Nr. 59 von Montag, dem 26. Juli 1852 erschien auf der Titelseite ein Akrostichon mit dem Titel in Majuskeln „Willkommen!“, dessen Zeilenanfänge den Namen Franz Joseph ergaben.
In der folgenden Ausgabe Nr. 60 vom Donnerstag, dem 29. Juli 1852 erschien unter dem Rubriktitel „Österreichische Monarchie“ ein ausführlicher Bericht über den hohen Besuch, datiert Kronstadt, 28. Juli. Am Dienstag 27. Juli begann der Besuch. Die Ankunft des Kaisers wurde begrüßt von den Geschützen vom Schloss sowie durch Böllerschüsse vom „Kapellenberg“, wie die Zinne damals genannt wurde. Der damals 22 Jahre junge Kaiser war wiederum auf der Flachszeile Nr. 27 untergebracht wie seine kaiserlichen Vorgänger. Er ritt zu Pferde zuerst aufs Schloss, dann zur Kaserne in die Schwarzgasse und zum Militärspital. Am Mittwoch 28. Juli besuchte Franz Joseph die Katholische Kirche und die Finanzbezirksdirektion in der Klostergasse, dann das Kaufhaus am Marktplatz, anschließend die Evangelische Stadtpfarrkirche (Schwarze Kirche), danach das Bürgerspital auf der Spitalszeile oberhalb vom Roßmärkter Tor und auch das Strafhaus am oberen Ende der Burggasse.
Im Jahre 1854 wurde Kronstadt an das Telegraphennetz angeschlossen und hatte so eine direkte Verbindung zur Reichshauptstadt Wien.
Als im Jahre 1860 in Wien der Reichsrat zusammentrat, machte dort ein Kronstädter sehr von sich reden. Es war Franz Maager (1813 – 1887), der erste Präsident der Kronstädter Handelskammer, der sehr aktiv sich an den Beratungen beteiligte und dadurch „der volkstümlichste unter den Reichsräten“ war. Er wurde von mehreren Städten zum Ehrenbürger ernannt, darunter auch Salzburg. Wir zitieren: „In allen Auslagen der Kunst- und Buchhandlungen hingen Maager-Porträte, selbst die Mode bemächtigte sich seines Namens, es gab 'Maager-Hüte', 'Maager-Anzüge' und zu einem Ehrengeschenk für den Mann des Tages wurde der erhebliche Betrag von mehr denn 13.000 Gulden gespendet“.
Mit der Eröffnung des Kronstädter Bahnhofs im Jahre 1873 wurde auch die direkte Eisenbahnverbindung mit der Reichshauptstadt Wien geschaffen.
Aus Anlass des silbernen Hochzeitsjubiläums des Herrscherpaares Franz Joseph und Elisabeth wurde am 24. April 1879 im Rahmen einer großen Feierlichkeit auf der Anhöhe oberhalb des Weißen Turms eine doppelkronige größere Schwarzföhre eingesetzt und „Königsföhre“ benannt. Die Königsföhre gibt es heute noch. Der Weg dazu von der Postwiese bis zum Schwarzen Turm wurde „Königsweg“ genannt und das daneben angelegte Wäldchen „Königswäldchen“.
Als im Jahre 1887 in Kronstadt neue Straßennamen und Hausnummern eingeführt wurden, wurde der alte Marktplatz zum Franz-Josephs-Platz umbenannt. Das war damals der einzige Name einer lebenden Person außer den einheimischen historischen Persönlichkeiten Johannes Honterus, Lukas Hirscher und Michael Weiß. Später kam der Rudolfsring hinzu und noch später auch eine Elisabethgasse in der Blumenau.
Im alten Kronstädter Stadtarchiv – das sich jetzt im Staatsarchiv befindet – werden mehrere Allerhöchste Handschreiben von Kaiser Franz Joseph – in seiner Eigenschaft als König von Ungarn – aufbewahrt, die Kronstädter Delegierte zum Reichstag nach Budapest beriefen.
Im Jahre 1910 musste das Dach des alten Rathauses erneuert werden und erhielt statt des früheren Zwiebeldaches aus Blech einen ziegelgedeckten Pyramidenstumpf. Es ergab sich die Frage, welche Farben die Dachziegel haben sollten. Damals lebten in Kronstadt etwa 30.000 Einwohner, davon waren je etwa 10.000 Sachsen, Ungarn und Rumänen.
Die Stadtverwaltung war damals deutsch und für die Sachsen hätten die Farben Blau und Rot entsprochen, aber eine Zweidrittelmehrheit wäre damit unzufrieden gewesen. Kronstadt befand sich damals im Königreich Ungarn, aber die Farben Rot-Weiß-Grün waren wiederum einer Zweidrittelmehrheit nicht willkommen. Die Rumänen mit ihren Nationalfarben Blau-Gelb-Rot konnten sich ebensowenig durchsetzen. So wählte man also als Kompromißlösung die dynastischen Farben der Habsburger – Schwarz und Gelb –, denn alle Kronstädter waren ja Untertanen des damals gerade 80-jährigen Kaisers und Königs Franz Joseph.
Sein Nachfolger, der letzte Habsburgerkaiser Karl, besuchte Kronstadt am 17. Oktober 1918, nur wenige Wochen vor seiner Abdankung und dem Zusammenbruch von Österreich-Ungarn. Es war auch der letzte Besuch eines Kaisers in der Stadt unter der Zinne.
Zu den Beziehungen von Kronstadt zu Österreich gehören noch viele Persönlichkeiten nicht nur des 20. Jahrhunderts, von denen wir aber nur zwei hier erwähnen wollen.
Der aus Kronstadt stammende Astronom Oswald Thomas (1882 – 1963) wirkte von 1913 – 1957 an der Wiener Universität und an der Pädagogischen Hochschule Wien, war jahrelang Leiter der Urania-Sternwarte in Wien und mitbeteiligt beim Zeiss-Planetarium der Stadt Wien.
Ebenso stammt aus Kronstadt D. Dr. h. c. Dieter Knall (geb. 1930), der von 1976 – 1983 evangelischer Superintendent der Steiermark und von 1983 – 1995 Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich war. Im Jahre 1991 wurde ihm vom österreichischen Bundespräsidenten Dr. Kurt Waldheim das „Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich“ verliehen.
Nicht unerwähnt kann bei dieser Gelegenheit der Besuch des österreichischen Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer in Kronstadt am 3. Mai 2006 bleiben. Das Staatsoberhaupt besuchte in Begleitung seiner Gattin und einer Gruppe von Wirtschaftsvertretern die Stadt unter der Zinne und traf sich mit Vertretern der Lokalbehörden. Anschließend besuchte er die Schwarze Kirche und das Museum der ersten rumänischen Schule in der Oberen Vorstadt. Er drückte seine Freude darüber aus, „eine so traditionsreiche Stadt wie Kronstadt“ besuchen zu können.
Eine der jüngsten Beziehungen zwischen Kronstadt und Österreich ergab sich im Monat September 2013, als der österreichische Bundespräsident Dr. Heinz Fischer einem Kronstädter Bürger das „Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“ verlieh. Aus diesem Anlass dachte dieser, dass es gut wäre, als kleinen Dank dafür einige Daten über die Beziehungen seiner Vaterstadt Kronstadt zu Österreich zusammen zu stellen, um damit zu zeigen, dass diese Beziehungen eine jahrhundertelange Tradition haben.
(Schluss)