„Neue Erfindungen erscheinen mit Lichtgeschwindigkeit, aber wir lesen immer weniger und vergessen, auf unsere Seele zu sorgen“ - so ernst wird es in der neuen Ausgabe der „Clique“! Die Zeitschrift der Schüler des Johannes-Honterus-Lyzeums Kronstadt ist vor Kurzem erschienen und fast schon vergriffen. Es hat eine Weile gedauert, bis sich die neue Chefredaktion, bestehend aus Ioana Motoc und Alexa Szekeres, eingearbeitet und das Redaktionsteam alle Artikel und Fotos vorbereitet hat.
Das Warten hat sich jedoch gelohnt. Die neue „Clique“ verzeichnet gleich mehrere Qualitätssprünge: erstens besteht die jetzige Redaktion aus 16 jungen Menschen, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr; es sind auch nicht mehr ausschließlich Redakteurinnen – männliche Hobbyjournalisten melden sich zu Wort; die Zeitschrift hat ganze 46 Seiten, ein schönes Layout und ein attraktiv gestaltetes Titelblatt; und - vielleicht das Wichtigste – inhaltlich kann man in der gesamten Ausgabe einen „roten Faden“ verfolgen, das Thema Kultur.
Es gelingt der „Clique“-Redaktion, dieses an sich ziemlich ernst klingende Thema appetitlich zu machen: Sogar der Titel selbst – „Cooltur“ – ist in die Moderne stilisiert. Die Kultur macht kreativ, gibt frische Ideen, lässt neue Fragen und originelle Perspektiven entstehen – so argumentiert das Editorial. Und: Kultur ist vielfältig, wie die Artikel der „Clique“ selbst beweisen. Es geht mal um „Große Erwartungen“ von Charles Dickens, mal um Märchen und Feen oder das Weltall (dieser Artikel ist auf Sternenhimmel-Hintergrund gedruckt), mal um Marie Antoinette samt Intrigen, Kulissen-Storys und Affären, oder um die Renaissance: von Musik und Malerei bis Mode und Manier.
Hinzu kommen Texte über die Frauenemanzipation oder den Surrealismus, die schöne Geschichte „Irgendwo“ und sogar ein paar Gedichte. Lustig ist der Tourismusbericht von Stanca O. über Frankreich. Es ist hier weniger von Paris die Rede, als von Schokomuffins und Kaffeecreme – „Voller Chemikalien, ja, doch französisch“. Alles dreht sich um Süßigkeiten und die Krönung der französischen Cuisine, die Macarons, denn Meeresfrüchte, Austern, „stinkender“ Camembert und in Cognac flambierte Muscheln sind nicht unbedingt ein Leckerbissen für die Autorin des Artikels.
Erfreulicherweise hat die „Clique“ auch einen lokalen Flair – mehrere Texte berichten über Kronstadt und Umgebung, sei es über das Lichterfest der Pfadfinder im Stadtzentrum oder das „For sale pub“, sei es über die Star-Bergsteigerin Crina Coco Popescu oder die „800 Jahre Burzenland“ mit dem Sachsentreffen und der Michael-Weiß-Feier in Marienburg. Auch das Deutsche Jugendforum Kronstadt, sozusagen der „institutionelle Rahmen“ der „Clique“, ist in der Zeitschrift präsent und wird gleich auf Seite zwei präsentiert. Außerdem berichtet der ehemalige Jugendforumspraktikant Hugo-Alexander Frohn in Tagebuch-Form über seine Baucamp-Erfahrungen in Stein bei Reps.
Humorvoll und bunt ist der einzige in Englisch verfasste Artikel, „The Drunken Catfish Ramblers“ (Die betrunkenen Katzenfisch-Wanderer), in dem es um die begabtesten Straßenmusikanten der Purzengasse geht. Sie sind aus New Orleans über Barcelona und Berlin nach Kronstadt gekommen und lassen es sich hier mit kostenlosen Konzerten unter freiem Himmel gut gehen. Die Stadt am Fuße der Zinne ist ein Unikum: „Eine Stadt wie alle anderen, Erwachsene gehen in die Arbeit, Jugendliche studieren, es gibt Unfälle und alles ist ganz normal. FALSCH!!! Mit einer Vielfalt von Musik, Kunst und Kultur ist Kronstadt alles andere als eine gewöhnliche Stadt“ schreibt Beatrixe B.
Zum Gelingen der Clique haben auch die aldus-Druckerei und die DWK-Mitgliedsfirma Schiedel beigetragen, sowie die Deutschlehrer Sabine Morres und Michael Kautz. Alles in allem: die „Clique“ hat „nichts zu tun mit dem Computer oder mit den letzten Shows, die in den Clubs stattgefunden haben“, sondern ausschließlich mit Kultur, die cool ist!