Nach Jahrzehnten wieder neuveröffentlicht

Erstlingswerk von Hans Bergel „Fürst und Lautenschläger“ in Berlin erschienen

Dem am 26. Juli 1925 in Rosenau geborenen Schriftsteller Hans Bergel, der vor mehr als zwei Jahren am 25. Februar 2022, während der Pandemie gestorben ist,  ist es nicht vergönnt gewesen, sein Erstlingswerk, die Erzählung „Fürst und Lautenschläger“, die heuer in Berlin in einer Neuauflage  erschienen ist, zu erleben. Es handelt sich um einen Sonderdruck, erschienen in der Edition Noack & Block in der Frank & Timme GmbH Berlin 2024 mit einem einleitenden und aufklärenden Vorwort des Literaturhistorikers Dr. Stefan Sienerth. Die Erzählung, die Hans Bergel laut eigener Aussage noch 1946  verfasst hatte, ist  in den Jahren 1955/1956 mit einem dritten Preis ausgezeichnet worden, nachdem der Autor sich damit an einem von der damaligen Tageszeitung „Neuer Weg“  ausgeschriebenen literarischen Wettbewerb beteiligt hatte. Die Erzählung wurde dann in Fortsetzungen von genannter Tageszeitung  in der Zeitspanne Juli 1956 bis Juni 1957 veröffentlicht. Hans Bergel, der in den Jahren 1957/1958 Leiter der Kulturabteilung der in Kronstadt neugegründeten Wochenschrift „Volkszeitung“ – der Vorgängerin der Karpatenrundschau – wurde, musste wegen den der Handlung der Erzählung unterschiedlich gegebenen Interpretationen die Redaktion verlassen und wurde in dem Schriftstellerprozess von 1959 zu 15 Jahren Zwangsarbeit und fünf Jahren Aberkennung seiner persönlichen Rechte verurteilt. Nach unsäglich verbrachten Gefängnisjahren, wurde er durch eine Generalamnestie im Jahre 1964 befreit, und konnte im März 1968  auch Dank des Einsatzes des Schriftstellers Günther Grass das Land verlassen und in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen. Außer Bergel wurden in dem Prozess  die Schriftsteller Andreas Birkner (1911 – 1998), Wolf von Aichelburg (1912 – 1994),  Georg Scherg (1917 – 2002) und Harald Siegmund (1930 – 2012) verurteilt.  Unter den neuen Voraussetzungen in Deutschland war er ein unermüdlicher Sprecher für die Situation der ausgesiedelten Sachsen, wobei er auch oft aneckte, wurde zum Chefredakteur der „Siebenbürgischen Zeitung“ berufen, war Mitarbeiter beim Bayrischen Rundfunk, Mitherausgeber der Südostdeutschen Vierteljahresblätter. Er ist Autor von über 50 Büchern, Romanen, Essays und Studien.  Für seine gesamte Tätigkeit wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, dem Georg-Dehio-Preis, den Andreas-Gryphius-Preis und dem Kulturpreis der Siebenbürger Sachsen ausgezeichnet.

Bergel ist aber nach der politischen Wende von 1989 in Rumänien nicht nachtragend für das erduldete Leid, für die ihm unbegründet gemachten Anschuldigungen, die zu seiner Verurteilung führten, geworden.  Obwohl er  den Großteil seiner Securitateakte   beanspruchen und einsehen konnte, die ihm Einsicht über Zeugen im Prozess gaben, und die auch Dr. Sienerth einsehen und zu dem Vorwort zur aufliegenden Ausgabe auswerten konnte, ist er dem Land, dem er entstammte, seinen zahlreichen dortigen Freunden nicht nur aus dem Literaturbereich, sondern auch aus den verschiedenen Sportdisziplinen, eng verbunden geblieben, hat zahlreiche Besuche unternommen, an Tagungen beson-ders im Memorial-Sighet teilgenommen, wurde zum Ehrenbürger von Kronstadt ernannt und zum Ehrendoktor der Universität von Bukarest. 

Die Geschichte des  freiheitsliebenden Sängers, der sich gegen den siebenbürgischen Despoten Gabriel Bathory (1607 – 1613)  stellt, und diesem die Stirne bietet, wurde in den Jahren des Stalinimus, als Kronstadt zur Stalinstadt degradiert worden ist, die Deutung gegeben, die politische Lage dieser Jahre sei den mittelalterlichen angeglichen worden, um so den Repressivmaßahmen der Diktatur zu entgehen. Im Kontext auch der ungarischen Revolution von 1956, hat der seit 1957 in Haft befindliche Eginald Schlattner  Informationen auch unter Druck geboten, die interpretierbar waren, und zu den Anschuldigungen in dem Schriftstellerprozess führten. Waren  Textpassagen aus der Erzählung von Hans Bergel vor der Ungarischen Revolution nicht  interpretiert worden und diesen andere Deutungen gegeben, geschah das völlig anders nach 1956. So ist zu erklären, dass Schlattner sich anfangs geweigert hat, beschuldigende Aussagen gegen Hans Bergel und die anderen Schriftsteller zu machen, doch voraussichtlich sind diese durch  Druck und Versprechungen erzielt worden. Stefan Sienerth und Peter Motzan widmeten sich auch in anderen Forschungen und Veröffentlichungen dem Schriftstellerprozess von 1959 in Kronstadt und haben Licht hinein gebracht. Tatsache ist, dass  durch vorgenommene Einschüchterungen, Manipulierungen, Aussagen es zu der Situation gekommen ist, zwei der größten siebenbürgisch-sächsischen Schriftsteller in unterschiedlichen Formen zu beleuchten. Der eine schuldlos verurteilt, der andere als Informant.