Rückblick, Ausblick und ein neuer Vorstand

Das Kronstädter Ortsforum zieht Bilanz

Bei der Mitgliederversammlung waren 34 Wahlberechtigte, Winfried Ziegler, Geschäftsführer des Siebenbürgenforums und sechs Jugendliche aus dem Jugendforum anwesend. Foto: Laura Căpățână Juller

Bei der Mitgliederversammlung des Demokratischen Forums der Deutschen in Kronstadt am Montag, dem 31. März, wurde ein neuer Vorstand gewählt. Paul Binder erhielt 18 Stimmen und übernimmt den Vorsitz des Ortsforums. Andrei Ispas, bisher bereits im Vorstand aktiv, erhielt 16 Stimmen. Die bisherige Vorsitzende Olivia Grigoriu trat nicht erneut zur Wahl an, bleibt dem Forum jedoch als neu gewähltes Vorstandsmitglied und als Stadträtin weiterhin verbunden. Neben Olivia Grigoriu gehören dem neuen Vorstand auch Andrei Ispas, Mihaela Litean, Codruța Lazăr, Uwe Simon, Claudia Șerbu, Miruna Szen und Raul Vintil˛ an. An der Sitzung im Festsaal des Forums nahmen auch die Ehrengäste Winfried Ziegler, Geschäftsführer des Siebenbürgenforums, Unterstaatssekretär Thomas Șindilariu und der Vorsitzende des Kreisforums Kronstadt, Bernhard Heigl teil.

Ausführlicher Bericht zur Forumsarbeit
Vor der Vorstandswahl erfolgte eine ausführliche Berichterstattung durch die bisherigen Vorstandsmitglieder. Es wurden Zahlen und Fakten zu den Aktivitäten, zur Bildungs- und Kulturarbeit des Forums vorgestellt. In den letzten vier Jahren hat das Ortsforum 35 Vorstandssitzungen abgehalten, eine neue Satzung erstellt, das Kronstädter Forum als juristische Person gegründet, 147 neue Mitglieder aufgenommen, das Kinderforum gegründet und die Veranstaltungen des Forums weiterentwickelt, ein neues Jugendforum ins Leben gerufen, zahlreiche kulturelle Veranstaltungen organisiert und eine Position im Stadtrat erhalten.

Zum Stand der deutschen Schulen und Kindergärten in Kronstadt wurden ebenfalls aktuelle Daten (Stand 2024) präsentiert: 396 Kinder besuchen deutschsprachige Kindergärten, 896 Schülerinnen und Schüler sind in der Grundschule eingeschrieben. Im Gymnasium lernen 733 Schüler und im Lyzeum 484 Jugendliche. Insgesamt unterrichten 35 Lehrkräfte in der Grundschule sowie 61 im Gymnasium und Lyzeum. Das Forum sprach zwischen 2021 und 2024 mehrere Empfehlungen für die Besetzung von Leitungsfunktionen an Schulen (stellvertretende Direktoren, Direktoren, Schulinspektoren) aus.

Politisches Engagement und internationale Kontakte
Ein umfassender Rückblick auf die Aktivitäten von 2024 bis März dieses Jahres verdeutlichte die Vielseitigkeit der Forumsarbeit. Die Anwesenden erhielten einen Einblick in die zahlreichen Projekte, die für die verschiedenen Altersgruppen durchgeführt wurden.

Olivia Grigoriu sprach über ihren Einsatz beim Ortsforum, unter anderen über ihre Teilnahme im Februar an der Jubiläumsfeier der 145 Jahre diplomatischen Beziehungen zwischen Rumänien und Deutschland, bei der in Deutschland auch andere Forumsmitglieder anwesend waren. Seit ihrer Tätigkeit als Stadträtin, die sie im Herbst begann, berichtet sie regelmäßig darüber in sozialen Medien sowie in der Karpatenrundschau. Sie lud die Anwesenden ein, mit Ideen und Projektvorschlägen auf sie zuzukommen.

Kulturprojekte und Bildungsinitiativen
Uwe Leonhardt, Geschäftsführer des Ortsforums, hob die steigende Anzahl an Kulturprojekten hervor. Seit der letzten Mitgliederversammlung im vergangenen Herbst wurden 18 Projekte umgesetzt, die der Pflege der siebenbürgisch-sächsischen Bräuche, der deutschen Sprache und Kultur dienen. Der Handarbeitskurs in M˛gura konnte erneut auch junge Teilnehmerinnen gewinnen, teils sogar aus Bukarest. Das Laternenfest, eine Lebkuchenwerkstatt, ein Adventsbasteln in Rosenau sowie der beliebte Weihnachtsbasar mit Konzert und Feier konnten wieder dafür sorgen, dass man eine schöne Zeit miteinander verbringt, dabei aber die Traditionen erhält und Deutsch spricht. Der Frauentag im März wurde zum Anlass genommen, Jungen und Männer dazu zu ermutigen, kreative Geschenke für Frauen zu gestalten.

Leonhardt präsentierte Informationen über seine Teilnahme an einem Treffen mit der HOG Kronstadt in Bad Wimpfen, bei der über gemeinsame Projekte gesprochen wurde, u. a. über Tanzgruppe und schulische Kooperationen. Weitere wichtige Aktivitäten des Forums waren ein Filmabend mit Gesprächsrunde („Auf Brukentals Spur“), ein Kurzfilmprojekt über Siebenbürger Sachsen sowie ein Treffen deutschsprachiger Lehrerinnen und Erzieherinnen mit dem Ziel, eine Kindertanzgruppe zu gründen. Im Winter besuchten Vorstandsmitglieder und Stadträte eine Fortbildung im Bereich Kommunikation, organisiert mit Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung. Fachleute für politische Kommunikation standen dabei beratend zur Seite.

Musik vereint
Zwei musikalische Highlights füllten den Forumsfestsaal: die Apollonia-Hirscher-Preisverleihung an Dr. Steffen Schlandt im Dezember und ein Konzert zum Doppeljubiläum von Paul Richter (1875–1950), das das Leben und Werk des siebenbürgisch-sächsischen Komponisten und Dirigenten würdigte. Musiziert wurde auch bei der Buchpräsentation „Heinrich Wachner – Ein bedeutender siebenbürgischer Lehrer und Naturwissenschaftler“, bei dem die Autoren und Herausgeber Wilfried Schreiber und Friedrich Philippi dem Publikum Einblicke in das Wirken des Naturforschers boten.
Matthias Roos, Leiter der Jugendblaskapelle, berichtete über rund 50 Auftritte im Vorjahr und bedankte sich für die neuen Instrumente, die dank Unterstützung des Forums angeschafft werden konnten. Die Kapelle probt weiterhin regelmäßig und bereitet neue Auftritte vor. Auch Schülerinnen und Schüler der Honterusschule und der 12er Schule konnten durch klassische Musik begeistert werden. Im Rahmen der Aktion „Schule anders“ brachte Drago{ Dimitriu, ein ehemaliger Honterianer, rund 500 Kindern Musik auf zugängliche Weise näher. Die Konzerte im Forumssaal finden bereits im dritten Jahr statt.

Veranstaltungsreihe für breites Publikum
Ein besonderes Projekt zum Jahresbeginn war die Veranstaltungsreihe zum Gedenken an die Russlanddeportation vor 80 Jahren. In mehreren Veranstaltungen – teils auch in rumänischer Sprache – wurde das Thema einer breiteren Öffentlichkeit nähergebracht. Zugänglich für alle ist auch die Wanderausstellung „Andreanum. 800 Jahre Recht und Verfassung der Siebenbürger Sachsen“, die am Marktplatz gezeigt wird. Die Ausstellung wurde von Thomas [indilariu gemeinsam mit Dr. Harald Roth (Deutsches Kulturforum östliches Europa) zusammengestellt. Ein Projekt, das sich auch dem rumänischen Publikum widmete und zum Ziel hatte, die Geschichte und Bedeutung der deutschen Minderheit in Kronstadt nahezubringen, wurde im Rahmen der Stadtführungen unter dem Titel „Das Historische Kronstadt“ durchgeführt. Die Stadtrundgänge fanden auf Deutsch und Rumänisch statt.

Engagierte Jugend und neue Formate
Petra Antonia Binder, die seit Januar als Jugendreferentin des Forums aktiv ist, sprach über neue und laufende Projekte. Der neu gegründete Filmclub bietet Raum für Austausch über Filme, während in einer Schreibwerkstatt kreative Texte entstehen. Die beliebte Vorlesestunde „Wortzauber“ für Grundschulkinder wird fortgeführt und seit Kurzem lernen Jugendliche des Jugendforums jeden Dienstag sticken und stricken. Binder bedankte sich bei den Damen des Handarbeitskreises, die bei der Sitzung dabei waren, für ihre geduldige Anleitung. Ziel sei es, durch solche Angebote eine Brücke zwischen den Generationen zu schlagen und die deutsche Sprache lebendig zu halten.

Ausblick und geplante Veranstaltungen
Auch für das laufende Jahr sind zahlreiche Veranstaltungen geplant. Am Samstag, dem 12. April, findet zwischen 10 und 12 Uhr der Osterbasar im Forumsfestsaal statt. Im Juni ist der beliebte Familienausflug zum dritten Mal vorgesehen, das Forumsfest ist für den 27. Juli geplant. Das Sachsentreffen 2025 wird dieses Jahr im September in Zeiden stattfinden. Wiederkehrende Veranstaltungen wie die Apollonia Hirscher-Preisverleihung, Filmabende, das Musikcamp der Jugendblaskapelle, Stadtführungen in deutscher und rumänischer Sprache sowie die Adventsfeier mit Weihnachtsbasar sind fest eingeplant. Eine neue Ausstellung am Marktplatz sowie Konzerte und Diskussionsrunden sollen ebenfalls wieder die Gemeinschaft vereinen und den Zusammenhalt der deutschen Minderheit in Kronstadt weiter stärken. Der Vorstand präsentierte zudem die Rechnungsauslegung für das Jahr 2024.