Was haben Libanon-Bilder und die alte siebenbürgisch-sächsische Brockensuppe „Gechwichpert“ gemeinsam? Am Mittwoch, dem 13. Januar, war es der Bartholomäer Männerabend, der diese beiden Bereiche zusammen brachte. Die Bilder konnten an der weißen Wand des Gemeinderaumes bewundert werden; „Gechwichpert“ wurde nebenan im Küchenraum von Kirchenvater Albrecht Klein zubereitet und anschließend von den rund 20 Anwesenden nicht nur gekostet, sondern auch gegessen, wobei die meisten dieses heute selten aufgetischte Gericht als schmackhaft befunden haben.
Nach Libanon reisen ist keine alltägliche Sache. Der aus Deutsch-Tekes stammende und heute dorthin aus Deutschland zurückgekehrte Pfarrer Johannes Stefani hatte diese Möglichkeit zu Weihnachten dank einer seiner Töchter, die zur Lufthansa-Flugbegleitung gehört. Nun konnte sich die gesamte Bartholomäer Männerrunde dank Bilder und Stefanis Erläuterungen in den Nahost-Staat begeben, nachdem ein Monat zuvor Pfarrer Uwe Seidner seine mit einer Gruppe Jugendlicher unternommene Reise nach Georgien, Armenien und Aserbaidschan auf den Spuren deutscher Glaubensbrüder anhand eines Lichtbildvortrages vorgestellt hatte.
Gechwichpert ausprobieren zu können war dann der zweite Höhepunkt des Abends. Albrecht Klein, der gern und gut kocht, wollte damit ein Stückchen alter siebenbürgisch-sächsischer Gastronomie wiederbeleben. Dafür hat er geräucherte Wurst gekocht, sie in kleine Scheiben geschnitten und sie einer verdünnten Krautsuppe beigegeben. Hinzu kamen noch: Eiweißflocken („Zdrenţe“) und im Backofen erwärmte dünne Brotscheiben, mit angerösteten Zwiebel belegt, als Unterlage am Kochtopfboden, über die dann mit dem Schöpflöffel „der Saft“ hinzukommt.
Der Männerabend findet monatlich jeden zweiten Mittwoch statt. Kurator Werner Lehni führt sein Entstehen auf eine Notsituation zurück. Vor Jahren gab es das jährliche gemeinsame Treffen und Mittagessen der „Träger“. Das waren die jüngeren Männer der Bartholomäer Nachbarschaft, die beim Begräbnis eines Gemeindegliedes den Sarg zum Grabe trugen. Mit der Zeit und mit der massiven Auswanderung wurden es weniger und ältere Träger, so dass zuletzt ganz auf diese Dienstleistung verzichtet werden musste, die nun das Bestattungsunternehmen sichert. Aus dem jährlichen „Trägeressen“ wurde der Männerabend, der auch mit 100 Lei/Monat aus der Kirchenkasse der Gemeinde bezuschusst wird. Die Bartholomäer Frauen haben den Handarbeitskreis – die Männer, jüngere und ältere Semester, ihren Männerabend. Hinzu kommt noch der gemeinsame Seniorenabend.
„Gemeinschaftsfördernd.“ Das stehe hinter dem Männerabend, sagt Kirchenvater Klein mit Nachdruck. In einer Welt in der die Vereinsamung trotz oder gerade durchs Internet wächst, sind solche Initiativen besonders wichtig, hebt Klein hervor. Zum Männerabend seien alle willkommen. Niemand sei dafür zu alt, so dass man im Seniorenabend eigentlich keine „Konkurrenz“ habe. Auch von außerhalb von Bartholomä kommen Männer hinzu: Stadtrat Christian Macedonschi ist Stammkunde; im Dezember war der österreichische Honorarkonsul Andreas Huber aus Hermannstadt mit dabei.
Pfarrer lassen sich da auch sehen. Zuletzt waren es drei, obwohl die Kirchengemeinde Bartholomä seit geraumer Zeit keinen eigenen Pfarrer hat.