Vor 50 Jahren Juli – August

Der 23. August als Nationalfeiertag

 Am 23. August 1973 waren 29 Jahre vergangen seitdem Rumänien im zweiten Weltkrieg die Fronten gewechselt hatte und an Seiten der Alliierten gegen Hitlerdeutschland, den einstigen Verbündeten, kämpfte. Die kommunistische Partei, damals praktisch bedeutungslos was Mitgliederzahl und Einfluss unter dem Volk betrifft, sollte später in der offiziellen Geschichtsschreibung als führende Kraft des „bewaffneten Aufstands“ dargestellt werden. Die Rolle des Königs Mihai als Staatsoberhaupt bei der Verhaftung von Marschall Ion Antonescu wurde heruntergespielt. „Der 23. August wird ewig im Bewusstsein des Volkes fortbestehen“ wird Ceau{escu in der KR-Festausgabe vom 24. August in einem Leitartikel zitiert, der dem rumänischen Volk bescheinigt an jenem Augusttag „den wohl bedeutsamsten Schritt seiner Geschichte“ getan zu haben.

Heute ist der 1. Dezember der Nationalfeiertag. Der 23. August wird differenziert beurteilt. Er hat die Niederlage Hitlers mit Sicherheit beschleunigt; aber er hat die Rote Armee ins Land gebracht und mit ihr auch die ersten Voraussetzungen einer Abhängigkeit von der Sowjetunion die ein ihr gefügiges Regime an Spitze mit den rumänischen Kommunisten eingesetzt hat. Für die Rumäniendeutschen begann nun die schwerste Zeit ihrer jüngeren Geschichte, unter anderem mit der Verschleppung in sowjetische Arbeitslager im Januar 1945.

Vor 50 Jahren mussten diese geschichtlichen Ereignisse laut offizieller Propaganda gefeiert und dargestellt werden. Wahrscheinlich eine schwierige und unangenehme Aufgabe auch für den KR-Journalisten Dr. Michael Kroner. Er zeichnet in der KR 34 vom 24. August den Beitrag „Wir wollen in der Heimat bleiben und mitarbeiten an einer besseren Zukunft“ der den Untertitel „Der 23. August 1944 und die deutsche Bevölkerung Rumäniens“ trägt. Der Verfasser spricht von „gewissen heiklen Probleme“ die nun aufgegriffen werden können, da die notwendige kritische Distanz bestünde „um die Dinge sachlich beurteilen zu können“. Tatsächlich hatte damals auch die RKP und Ceau{escu selber zugegeben, dass nach der „Befreiung“ falsche Maßnahmen auch gegenüber den Deutschen Rumäniens getroffen wurden. Gemeint waren „die Umsiedlung der deutschen und serbischen Bevölkerung, die völlige Enteignung der im Besitz der Deutschen befindlichen Landwirtschaftsflächen und andere ökonomische Maßnahmen“, wie der RKP-Generalsekretär es ein Jahr vorher auf der Landeskonferenz der Partei erklärt hatte. Kroner geht noch weiter und umschreibt in seinem Beitrag wie folgt die Russlanddeportation der Rumäniendeutschen, damals ein Tabuthema: „Es wurde (…) der deutschen Bevölkerung Rumäniens nicht gerade leicht gemacht, sich dem revolutionären Umgestaltungsprozess anzuschließen. Dazu kam noch, dass die arbeitsfähigen Frauen (von 18 – 30 Jahren) und Männer (von 18 – 45 Jahren) ihren Familien entrissen waren und zum großen Teil fünf Jahre außerhalb des Landes arbeiteten.“ Der Verfasser beschreibt im Beitrag einige Initiativen und Aufrufe seitens „deutscher Kommunisten aus der Illegalität, Sozialdemokraten, Arbeiter aber auch Vertreter des Bürgertums“ an ihre in Panik geratene Landsleute. Der Titel des Artikels ist ein Zitat aus solch einem Appell. Noch deutlicher sind die Mahnworte eines Aufrufs von Kronstädter Intellektuellen vom 29. August 1944 wo es, unter anderem, heißt: „Wir wollen leben und werden leben. Darum rufen wir Euch auf, Hof und Werkstatt nicht zu verlassen. Wer unnötig türmt, verletzt das Erbe seiner Väter und die heilige Pflicht gegenüber seinen Kindern. Die Treue zum Staat war durch Jahrhunderte unverrückbare Grundlage unseres völkischen Lebens“.

Ende Juni, erfährt man in der KR 27, hatte Ceau{escu die Bundesrepublik besucht und Gespräche mit dem Bundespräsidenten Gustav Heinemann und Kanzler Willy Brandt geführt. Es war die Zeit in der am 3. Juli in Helsinki die erste Phase der sogenannten Europa-Konferenz (Außenminister von 33 europäischen Staaten sowie USA und Kanada) stattfand von der Entspannung, Zusammenarbeit und Frieden erhofft wurde. Gleichzeitig wurde weiterhin im Geheimen von dem CDU-Politiker Heinz-Günther Hüsch, ohne deutsche offizielle Unterstützung aber dennoch im Auftrag der Bundesregierung, mit Securitate-Vertretern über den „Freikauf“ von rumänischen Staatsbürgern deutscher Nationalität verhandelt.

Die Ereignisse im August 1944 waren auch Thema eines Serienfilms („August in Flammen“) bei dem der damals junge Dan Pița für die ersten sechs Episoden und Radu Gabrea für die anderen sieben Regie führten. In der Besetzung taucht auch Christian Maurer auf. Der Hermannstädter Schauspieler wird dazu in der KR 34 von Heidemarie Bielz interviewt. Er tritt als Major von Braun auf was ihm keine große Freude bereitet („Andrerseits bedauere ich nach wie vor die Uniformrolle. Ich habe bisher nur Uniformrollen im Film gespielt“). Für Maurer bleibt das Theater „weitaus komplexer“ als der Film. Von seinen Schauspielerkollegen schätzt Maurer vor allem Toma Caragiu: „Er ist ein Mann, von dem man viel lernen kann, man arbeitet hervorragend mit ihm.“