Wir haben sie wieder: die Sommerzeit! Die Uhren haben wir um eine Stunde vorgestellt und somit nutzen wir das Tageslicht voll und mehr. Schön, doch wer hatte als Erster diese Idee; wann und wo wurde sie angewandt aber vor allem: weshalb?
Um eine – wenn auch nicht vollständige – Antwort zu geben, sollte erst mal die Zeitmessung genauer definiert werden: Die Zeit ist eine physikalische Größenart mit dem Formelzeichen t, und der im Internationalen Messsystem festgelegten Einheit s für Sekunde. Die Zeit beschreibt die Abfolge von Ereignissen, hat also im Gegensatz zu anderen physikalischen Größen eine eindeutige, unumkehrbare Richtung.
Die bürgerliche Zeit (UT, MEZ usw.) richtet sich annähernd nach dem Sonnenstand und ist durch staatliche Regelungen innerhalb einer gewissen Zeitzone einheitlich.
Die Zeitmessung in ihrer heutigen Form ist sehr neu, doch schon in der Antike gab es Bemessungen, welche einerseits auf astronomischen Phänomenen wie Tag-und-Nacht-Gleiche, andererseits auf sehr einfachen Messgeräten beruhte.
Die Astronomie unterscheidet zwischen einem Sonnentag (auch „bürgerliche Zeit“) und einem Sterntag, welche im Verlauf eines Jahres einen Unterschied von einem Tag aufweisen.
Der Sonnentag hat keine ganze Anzahl von Sekunden nach SI; der Unterschied wird durch Schaltsekunden ausgeglichen was zur Einführung verschiedener Zeitskalen führte: Ephemeridenzeit (1960), um die Unregelmäßigkeit der Erdrotation auszugleichen; TDT (Terrestrial Dynamical Time, „Erd-Atomzeit“) ab 1984; sie ist Basis der SI-Sekunde; TCB (Barycentric Coordinate Time), die Eigenzeit des Baryzentrums des Sonnensystems; Geocentric Coordinate Time (TCG), die Eigenzeit des Erdmittelpunktes. Astronomische Daten und Zeiten werden oft zweckmäßig als Julianisches Datum (JD) oder modifiziert als MJD angegeben.
Die ersten Zeitmessgeräte werden ungefähr vor 6000 Jahren von den Sumerer auf Tontafeln als Sonnenuhren beschrieben. Von dieser Erfindung, die als eine der größten der Menschheit bezeichnet werden kann, existierte in einer einfachen Version der Schattenstab den später die Griechen übernahmen. Um 2000 v. Chr. wurde von den Babyloniern das Sexagesimalsystem mit der Basiszahl 60 verwendet , woraus sich später das Zwölfersystem für die Stundeneinteilung entwickelte.
Die alten Ägypter unterteilten den Tag in zwei Zwölf-Stunden-Zeiträume und verwendeten große Obelisken, auf denen die Bewegung der Sonne verfolgt werden konnte. Wasseruhren gehörten zu den ersten Zeitmessern, die nicht auf Beobachtungen der Himmelskörper basierten. Eine der ältesten wurde im Grab des ägyptischen Pharaos Amenhotep I., (um 1500 v. Chr.) gefunden. Etwa 325 v. Chr. kam auch die Wasseruhr zu den Griechen, die sie als Klepsydra („Wasserdiebin“) bezeichneten. Andere alte Zeitmessgeräte sind die Kerzenuhren, die in China, Japan, England und im Irak eingesetzt wurden. In Indien und Tibet waren die sogenannten Timesticks (Räucherstäbchenuhr) weit verbreitet, sowie in einigen Teilen Europas die Sanduhren.
Die Idee, das Tageslicht für die Zeitmessung zu nutzen, könnte als älteste Einführung/Umstellung von Winter- auf Sommerzeit betrachtet werden, wenn sie tatsächlich bewusst eingeführt worden wäre. Was mit Sicherheit nicht der Fall war. In dieser sehr langen Zeitspanne auf welche wir Menschenkinder zurückblicken, wurde der Tagesablauf vom Sonnenlicht bestimmt, der Handwerker blickte auf die Sonnenuhr auf dem Marktplatz oder der Seitenwand der Kirche und das viele Jahrhunderte lang bevor „geregelte Arbeitszeiten“ und der Arbeitsablauf „von 7 bis 15“ festlegt wurden. Diese wurden erst durch solch „sadistische“ Erfindungen wie Wecker, Werksirene und Stechuhr möglich.
Die ersten mechanischen Uhren mit einer Spindelhemmung entstanden um etwa 1300 in Europa und wurden das Standard-Zeitmessgerät, bis im 16. Jahrhundert. Federgetriebene und Taschenuhren folgten sowie um 1650 die Pendeluhr. Im 20. Jahrhundert wurden Quarzuhren erfunden, gefolgt von Atomuhren. Und heute haben wir in der Ecke, unten rechts auf dem Bildschirm unseres Rechners eine Zeitangabe welche sich über das Netz selbst korrigiert und je nach der Zeitzone in welcher wir arbeiten von selbst umstellt und anpasst. Präzise bis auf ein Tausendstel Sekunde!
Wenn der Lehrling oder Geselle in einer Manufaktur verspätete, so konnte er sich mit Leichtigkeit herausreden wenn der Tag trübe war und die Sonnenuhr nicht funktionierte. Nach Eintritt in das Industriezeitalter, mit immer mehr mechanischen Uhren ging so etwas nicht mehr. Denn das Industriezeitalter brachte sie mit sich: die „Arbeitszeit“, später „geregelte“ mit genauen Angaben „von“ und „bis“, inklusive Pausen.
Plötzlich gab es Verkehrsmittel mit geregeltem Fahrplan an Stelle der Kutschen. Der Zeitablauf verschob sich von dem althergebrachten, dem Tageslicht angepassten, zu dem modernen, sehr oft das Kunstlicht benützende und benötigende. So ganz reibungslos wollte der Übergang jedoch nicht stattfinden, denn die Gewohnheit mit dem „Kikeriki“ des Hahnes aufzustehen und „mit den Hühnern“ schlafen zu gehen war tief verwurzelt.
Der Erfinder einer an das Tageslicht „angepassten“ Zeit meinte es ernst, obwohl der Text eigentlich ziemlich lustig klingt. Die saisonale Zeitumstellung wurde im Jahre 1784 von Benjamin Franklin in einem Brief über „die Kosten des Lichtes“ an die Herausgeber einer Pariser Zeitschrift erwähnt, indem er den hohen Verbrauch an Kerzen kritisierte. Doch zur Einführung in Washington oder New York kam es (damals) nicht.
Der zweite Anlauf für eine saisonale Zeitumstellung erfolgte 1907 in England als William Willett den Vorschlag machte, aber, trotz intensiver Lobbyarbeit, die britische Regierung doch nicht zur Einführung der Sommerzeit bewegen konnte. Eingeführt wurde die Zeitumstellung erstmals am 30. April 1916 im Deutschen Reich, in Österreich-Ungarn und noch im selben Jahr auch in Irland. Die in Irland damals für die Sommerzeit eingeführte Bezeichnung „Daylight Saving Time“ (wörtlich übersetzt: „Tageslicht sparende Zeit“) beschreibt den Zweck, nämlich die Stundenzahl mit nutzbarem Tageslicht zu vergrößern. Und somit kehren wir zu der „Nutzung des Tageslichtes“ in seiner „antiken“ Form zurück.
Im Jahr 1975 beschlossen die meisten Länder der damaligen Europäischen Gemeinschaft die Einführung der Sommerzeit. Die Umsetzung erfolgte ab 1977. Nach der Ölkrise 1973 sollte durch eine bessere Nutzung des Tageslichtes Energie gespart werden. Ende 1994 wurden die unterschiedlichen Sommerzeitregelungen in der Europäischen Union vereinheitlicht.
Die einheitliche Sommerzeit gilt seitdem in allen EU-Mitgliedsstaaten einschließlich ihrer Landesteile, die in der Nähe von Europa liegen. Sie gilt jedoch nicht in jenen Landesteilen, die nicht auf dem Gebiet des Kontinents selbst liegen, zum Beispiel in Französisch-Guayana.
Die Sommerzeit ist die in den Sommermonaten meist um eine Stunde vorgestellte Uhrzeit einer Zeitzone. In der Zone der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) ist Sommerzeit die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ), auf englisch Central European Summer Time (CEST, britisch) oder Central European Daylight Saving Time (CEDT, CET DST, amerikanisch) oder auch Middle European Summer Time (MEST). Während MEZ der Ortszeit auf dem 15. östlichen Längengrad entspricht, auf dem beispielsweise Görlitz und Gmünd in Niederösterreich liegen, entspricht MESZ der Ortszeit auf dem 30. östlichen Längengrad, auf dem beispielsweise Sankt Petersburg liegt.
Die mitteleuropäische Sommerzeit beginnt jeweils am letzten Sonntag im März um 2 Uhr MEZ, indem die Stundenzählung um eine Stunde von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt wird. Sie endet jeweils am letzten Sonntag im Oktober um 3 Uhr MESZ, indem die Stundenzählung um eine Stunde von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt wird. Die Stunde von 2 Uhr bis 3 Uhr erscheint im Herbst also zweimal. Die erste Stunde (von 2 Uhr bis 3 Uhr MESZ) wird mit 2A und die zweite Stunde (von 2 Uhr bis 3 Uhr MEZ) mit 2B bezeichnet. Der Tag der Umstellung im Frühjahr zählt also nur 23 Stunden, derjenige im Herbst 25 Stunden. Damit sind die Umstellungstage der Uhrzeit nach jeweils eine Stunde kürzer bzw. länger als der vorhergehende Tag.
In Rumänien wurde die Sommerzeit erstmals 1932 eingesetzt und unverändert bis 1943 beibehalten. 1979, als die Energiekrise auch Rumänien erreichte, doch nicht eingestanden wurde, begann eine Medienkampagne welche Zeitungen, Rundfunk, Fernsehen und sogar Wochenschauen im Kino vertraten. Begründet wurde die Umstellung auf die Sommerzeit mit den selben Argumenten wie bei Benjamin Franklin, nur die Kerzen wurden ersetzt mit Megawatt-Stunden, umgerechnet in Unterhose, Kühlschränke oder Tonnen Milchpulver (Mehr)produktion, welche durch die „ersparte“ Energie erzeugt werden konnten. Auch die „Karpatenrundschau“ machte notgedrungen an der Kampagne mit. Die Umstellung wurde bis 1989 jährlich durch einen Regierungsbeschluss (mit Parteisegen natürlich) festgelegt, und, ist seit Beitrittantrag Rumäniens in die EU an die gültigen europaweiten Regelungen angepasst worden.