Das war die erste und einzige Frage, die man sich angesichts der erschreckend wenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der schon viele Tage vorher angekündigten Festveranstaltung anlässlich des sechzigjährigen Bestehens der Kronstädter Wochenschrift am 30. Mai stellen musste. Die Veranstaltung fand im Festsaal des Kronstädter Forumsgebäudes statt und bot den 24 Anwesenden (die beiden Festredner mitgerechnet) einen interessanten Abriss nicht nur der spannenden und ereignisreichen 60 Jahre, während derer die Publikation zunächst als Volkszeitung und ab 1968 als Karpatenrundschau ununterbrochen erschienen ist, sondern auch der Vorgängerpublikation u. zw. des Siebenbürger Wochenblatts, seit dessen Erscheinen 180 Jahre vergangen sind. Zwei unbestrittene Fachleute, Archivar Gernot Nussbächer und Journalist Dieter Drotleff, waren als Festredner eingeladen worden.
Man konnte sich anhand der genau recherchierten und mit kleinen Anekdoten gewürzten Ausführungen eine klare Vorstellung machen über den sehr weit gefächerten Inhalt der Wochenschrift, der sich nach den Wünschen sowohl des Leserpublikums als auch der jeweiligen Machthaber richten und gleichzeitig der journalistischen Objektivität gerecht werden musste. So konnte man zum Beispiel erfahren, wie und wo die Wochenschrift von ihren Anfängen bis 1989 gedruckt wurde, was ihr zeitweiliges Profil zunächst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgemacht hatte, welche Transformationen sie im 20. Jahrhundert mitmachen musste, welche Redakteure und Redakteurinnen im Verlauf der Jahre maßgeblich das Profil der Publikation geprägt hatten, wie es dazu kam, dass Ende der 80er- Jahre das bei Kindern und Jugendlichen so beliebte Ich-hab’s -Jahrbuch herausgebracht wurde und welche gravierenden Veränderungen nach der politischen Wende in Rumänien beinahe dazu geführt hätten, dass die KR eingestellt hätte werden müssen. Einige Archivexponate verliehen den Vorträgen zusätzlichen Reiz und der bewegten und bewegenden Geschichte der Kronstädter Publikation jene Anschaulichkeit, die vor allem jüngere Generationen beeindruckt hätte, hätten sie zur besagten Stunde den Weg ins Forum gefunden. Ein wirklicher Verlust für alle Abwesenden.
Während man noch in lockerer Runde beisammen stand und auf das Wohl der Publikation sowie ihrer ehemaligen und gegenwärtigen Verfasserinnen und Verfasser anstieß, fragte jemand in die Runde: „Wo sind denn die Zuschauer geblieben? Ich meine, unsere Leser…“ und jemand anders warf ein: „Eigentlich hätte der Saal brechend voll sein sollen, ich dachte, wir würden nur noch Stehplätze finden vor lauter Deutsch- und andern Lehrern, Stadt- und Forumshonoratioren, Sympathisanten, Vertretern der anderssprachigen Medien und des TV-Teams …“ Man vertröstete sich auf das nächste runde Jubiläum und nahm sich vor, bei der Gelegenheit die unerschöpflichen Möglichkeiten des virtuellen Raumes zu nutzen und etwa vermittels einer Skype-Konferenz ein zahlreicheres Publikum… einzufangen.