Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir dürfen wieder in besonderer Weise Ostern feiern. Warum in besonderer Weise? Weil jeder Gottesdienst und jeder Tag in unserem Leben in liturgischem Sinn eigentlich ein kleines Osterfest ist. Seit Jesu Auferstehung ist das der Fall! Zum jährlich neu festgelegten Ostertermin feiern wir aber in besonderer, festlicher Weise dieses größte Fest der Christenheit.
Einen kleinen Schatten gibt es jedoch: Wir feiern nicht alle Jahre zugleich mit unseren orthodoxen Glaubensgeschwistern. Das ist für einige von uns frustrierend und unsinnig. Die Frage kursiert: Warum kann sich die Christenheit nicht auf einen Termin einigen? Ist Christus zweimal gestorben und auferstanden?
In der ADZ vom 20. März d. J. las ich die Meldung unter dem Titel „Für gemeinsamen Ostertermin“, wo der Initiator, Helmut Novak, an die Orthodoxen, Katholiken und Evangelischen in Mediasch die Aufforderung zu überreichen beabsichtigte, sich diesbezüglich zu einigen. Diese Initiative finde ich liebenswert und lobenswert und unterstütze sie.
Meines Wissens gibt es eine interkonfessionelle internationale Kommission welche sich schon seit 30-40 Jahren mit diesem Thema befasst und offensichtlich auf keinen grünen Zweig gekommen ist.
Wir werden und dürfen Ostern als unser wichtigstes Fest auch in Zukunft im obigen Sinne feiern: Denn jeder Tag ist ein Klein-Ostern! Jesu Heilswerk ist seit dem Jahre 30 keine Sekunde aufhebbar.
Wir dürfen hier in Siebenbürgen und ganz Rumänien mit gutem Gewissen Ostern zweimal groß feiern, wir dürfen die Osterfreude auch mit unseren orthodoxen Verwandten, Freunden und Nachbarn gerne teilen – auch fünf Wochen später, denn es gilt seit 1983 Jahren was Christus zu Johannes, dem Apostel, sprach: „Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Totenreiches“ (Offenbarung des Johannes 1,18).
Alle christlichen Konfessionen bekennen gleichsam: CHRISTUS ist der HERR! Es ist das älteste Glaubensbekenntnis.
Im apostolischen Glaubensbekenntnis bekennen wir gemeinsam: Jesus Christus ist „hinabgestiegen in das Reich des Todes“. Christus selbst bezeugt: „Ich war tot.“
„Und siehe!“
Johannes darf im Geist den auferstandenen Herrn sehen und hören. Er sieht was kaum mit Worten beschreibbar ist, er sieht quasi in den Himmel hinein, in die „göttlichen Etagen“: Jesus ist wie ein Priester gekleidet. Er trägt ein langes, weißes Gewand und einen goldenen Gürtel über der Brust. Das sind die Insignien des Hohenpriesters. Der Hohepriester vertritt seine Gemeinde vor Gott. Er steht für sie ein.
Johannes sieht aber auch ein scharfes, zweischneidiges Schwert aus Jesu Mund ragen und er spricht mit einer großen Stimme – er spricht das letzte Urteil. Somit ist er auch Richter des Erdkreises.
Die sieben Sterne in der Hand Christi verdeutlichen, dass er der Herr und König aller kosmischen Mächte ist. Als Krone trägt er den Sternenhimmel.
Im Heiligen Geist enthüllt sich dem Apostel Johannes eine Wirklichkeit höherer Ordnung. „Und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Christus bezeugt selbst seine Auferstehung. An anderer Stelle spricht er: „Ich lebe und ihr sollt auch leben!“ (Johannesevangelium 14,19).
Das Christentum bekennt: „... am dritten Tage auferstanden von den Toten ...“, für immer und ewig, ein für allemal. Da gibt es keinen Abbruch, dieses Geschehen ist nicht wiederholbar.
Das Lebendigsein des Christus ist der endgültige Sieg, die Erfüllung und Vollendung alles Lebens. Nicht zufällig trägt Christus in der Vision des Johannes das Gewand des Priesters, denn er hat den Sieg nicht für sich selbst allein errungen, sondern seine Gemeinde hat daran vollen Anteil. Dies besagt das Bild, dass er die „Schlüssel des Todes und des Totenreiches“ hat.
Das Totenreich ist nicht der Ort der Verdammten und Verlorenen, sondern der Bereich der Verstorbenen und Vergangenen. Dieser Ort ist verschlossen. Die verschlossene Tür, die niemand öffnen kann wenn sie einmal ins Schloss gefallen ist, ist das unheimliche Bild für den Tod und die Vergangenheit, in die der Tod das Leben versinken lässt. Dieses verschlossene Tor hat Christus aufgebrochen und denen, die im Glauben mit ihm verbunden sind, einen Weg der Wandlung und Befreiung durch das Sterben hindurch eröffnet. So ist der „Schlüssel“ das Bild für den Inhalt der ganzen neutestamentlichen Verkündigung, dass „wir mit Christus sterben und auferstehen“ sollen.
Ist dies nicht ein sehr sehr kostbares Geschenk?
Neues Leben und Glückseligkeit ist für uns, mit unseren Sinnen und Gedanken kaum vorstellbar.
Christus, der HERR, ist der Grund dieser neuen Wirklichkeit.
Darum ist Christus, der Herr, die Mitte unserer Verkündigung. Er ist die Mitte unseres christlichen Lebens hier auf Erden. Dies nicht aus dem Blick zu verlieren, darauf hat auch der neugewählte Papst Franziskus hingewiesen.
Es ist wünschenswert, dass wir Christen aller Konfessionen unser Osterfest einheitlich feiern. Wir dürfen aber die Errungenschaft unseres Hohepriesters – das kostbarste Ostergeschenk, jeden Tag in Anspruch nehmen. Jeder Tag ist ein Klein-Ostern! Auch wenn es mir nicht gut geht und ich persönlich durch Schweres hindurch gehe. Ostern ist gültig, Ostern ist wirksam, Ostern ist heilsam – jeden Augenblick dieses Zeitalters.
Bekennt und bezeugt allezeit fröhlich: Der HERR ist auferstanden!
Gott hat Großes an uns getan!
Frohe und gesegnete Ostern, jetzt und in fünf Wochen und allezeit wünscht euch
Siegmar Schmidt,
evangelischer Pfarrer, Reps