Zehn Jahre Deutsches Kulturzentrum in Kronstadt

Gespräch mit DKK-Leiterin Roxana Florescu

Roxana Florescu leitet das Deutsche Kulturzentrum seit der Gründung.

Im Kulturprogramm des DKK sind Workshops für Schüler und Studenten ein wichtiger Punkt. Hier ein Workshop für Werbeplakate 2010.
Fotos: Deutsches Kulturzentrum Kronstadt

Film- und Theaterfestivals, Ausstellungen, Konzerte, Workshops, Sprachkurse, Leseförderungs-Programme: das junge Team des deutschen Kulturzentrums Kronstadt blickt zurück auf ein Jahrzehnt voller gelungener Projekte. Die Ziele des Kulturzentrums sind, die deutsch-rumänische Zusammenarbeit im Kulturbereich zu unterstützen und ein aktuelles Deutschlandbild zu vermitteln. Davon konnten viele Kronstädter in den letzten Jahren profitieren. Für die einen war das Interesse für die deutsche Sprache, die sie gelernt haben. Für die anderen waren es wichtige Events, die aus dem Kulturkalender Kronstadts nicht wegzudenken sind, oder spannende Bücher, die ihnen den Appetit aufs Lesen gemacht haben. Andere sind zusammen mit dem Kulturzentrum aufgewachsen. Über die weiteren Projekte des Kronstädter Kulturzentrums sprach KR-Redakteurin Elise Wilk mit Roxana Florescu, Leiterin des Deutschen Kulturzentrums Kronstadt (DKK).

Frau Florescu, die Kulturinstitution die Sie leiten, wird zehn Jahre alt. In diesen Jahren haben Sie sicher über 100 Events organisiert. Können Sie sich noch an das erste erinnern?

Eigentlich sind wir etwas älter als zehn Jahre. Der Deutsch-Rumänische Kulturverein, unter welchem das Kulturzentrum besteht, wurde schon 2001 gegründet. Wir haben beschlossen, dieses Jahr das zehnjährige Jubiläum zu feiern, da wir erst seit 2004 einen Sitz haben. Seit demselben Jahr werden auch Deutschkurse organisiert. Aber Events gab es auch davor. Das erste war ein Konzert der deutschen Etno Jazz Band „Schneemann”, das 2002 in der Mediathek auf dem Universitäts-Hügel stattfand.  Wir sollten draußen Eintrittskarten verkaufen. Dann fing das Publikum an, zu kommen, und wir waren sehr  froh darüber. Am Ende war der Saal fast voll und wir hatten keine einzige Karte verkauft. Vor  Aufregung hatten wir es komplett vergessen. Im selben Jahr haben wir erfahren, dass man auch farbige Werbeplakate drucken kann. Mit jedem Event haben wir dazugelernt.

Welches waren die wichtigsten kulturellen Events, die Sie organisiert haben?

Jedes Event ist wichtig und an jedes erinnern wir uns gerne. Das größte Event, das wir bis einschließlich 2012 zusammen mit der Alliance Française jedes Jahr organisiert haben, war das Jugendtheaterfestival „EuroArt“. Ein anderes Event, das seit 2010 jedes Jahr im Frühling stattfindet, sind die „Deutschen Filmtage“ in der Redoute. 2013 wurden aus den „Deutschen Filmtagen“ die „Deutsch-Französischen Fimtage“. Vielleicht kommen wir nächstes Jahr auf die neue Formel zurück. Außerdem versuchen wir, jedes Jahr eine Ausstellung des Instituts für Auslandsbeziehungen (IFA) nach Kronstadt zu bringen. Heuer  ist es eine Ausstellung mit repräsentativer Grafik und Kleinplastik von Käthe Kollwitz. Die Vernissage findet am 2. Oktober um 17 Uhr, im Kronstädter Kunstmuseum (Rudolfsring/Bd. Eroilor 21) statt und wird anlässlich des 10-jährigen DKZ-Jubiläums organisiert.

Was für Veranstaltungen des DKZ können die Kronstädter bis Ende des Jahres noch besuchen?

Anlässlich der Käthe Kollwitz Ausstellung organisieren wir in Kooperation mit dem IFA einen Kunstworkshop über Käthe Kollwitz’ künstlerisches Schaffen. Er findet am 10. Oktober im Kunstmuseum statt, wird von der IFA-Referentin Wiebke Trunk geleitet und richtet sich insbeson-dere an Kunstschüler, aber auch an Studenten, Künstler, Lehrer oder Laien. Es geht weiter mit Theater. Am 17. Oktober findet die Aufführung des Stücks „Pflegefall“ der Gruppe Duo Bastet  im Studentenkulturhaus statt.

Im November organisieren wir zusammen mit dem IFA-Kulturmanager aus Fogarasch eine Fotografie-Ausstellung und im Dezember bringen wir eine Aufführung mit zeitgenössischem Tanz nach Kronstadt. Es handelt sich um „Another You“ von der „Cocoon Dance Company“ aus Bonn. Zeitgenössischer Tanz ist in Kronstadt eher selten zu sehen. 2013 haben wir mit einer derartigen Veranstaltung das Eis gebrochen. Für das Publikum war es etwas komplett Neues, aber es hat funktioniert.

Das EuroArt Theaterfestival wurde bis 2012 neun Jahre lang von Ihnen organisiert. Manchmal muss man einen Punkt setzen und sich neu erfinden. Haben Sie vielleicht vor, ein neues Theaterfestival unter einem anderen Konzept zu organisieren?

Wir planen ein internationales Theaterfestival für deutsche Studenten-Ensembles. Es soll Studenten aus verschiedenen Ländern die Gelegenheit geben, das gemeinsame Interesse an Deutsch und Theater zu teilen. Es  handelt sich vorläufig nur um einen Plan. Wir werden sehen, wie es weiter geht.

Sie sind eine Institution, die eingesehen hat, dass man das Publikum von klein auf formen muss. Deshalb legen Sie viel Gewicht auf Veranstaltungen für Kinder.

Ja, Kinder sind für uns als Publikum sehr wichtig. Jedes Jahr organisieren wir Workshops für ein junges Publikum, wir bringen Puppentheater-Aufführungen oder Konzerte für Kinder nach Kronstadt. Ein wichtiger  Punkt sind auch unsere Leseförderungs-Programme, die wir in Zusammenarbeit mit den Schulen organisieren. In den nächsten Jahren werden wir versuchen, das Papilio-Programm in Rumänien einzuführen. Es geht um ein Programm für Prävention gegen Sucht und Gewalt bei Kindern. Ein erster Schritt, um das Programm in die Kindergärten zu bringen, wurde dieses Jahr schon getan. Es war zum ersten Mal, dass Papilio aus Deutschland herauskam. Um möglichst viele Kinder zu erreichen, geht das Programm über die ErzieherInnen in den Kindergärten. Sie bekommen in einer Fortbildung konkrete Maßnahmen an die Hand, um die Kinder wirkungsvoll zu fördern. Unser Plan ist, auch eine Erzieherin aus Kronstadt für Papilio in Deutschland fortzubilden. Ein anderer Plan ist, ein Programm für Leseförderung für Jugendliche zu haben.
 
Leute, die deutsch können und gerne lesen, finden ein kleines Leseparadies in ihrer Bibliothek. Kinder- und Sachbücher bis zu spannenden Romanen. Die Bibliothek wird immer reicher. Wer leiht bei Ihnen Bücher aus?

Unsere Bibliothek vergrößert sich jeden Frühling und Herbst mit Neuerscheinungen. Wir versuchen, jedes Mal die Romane zu bringen, die in dem Jahr wichtige Literaturpreise erhalten haben. Am besten besucht wird die Bibliothek von Eltern der Grundschüler, die Kinderbücher ausleihen, und von unseren Kursanten. Sie können 6 Monate lang kostenlos Bücher ausleihen.

Was ist das Besondere an den Deutschkursen im Deutschen Kulturzentrum?

Die Sprachkurse am Deutschen Kulturzentrum sind akkreditierte Sprachkurse des Goethe-Instituts. Das heißt, wir bieten die offiziellen Prüfungen und Zertifikate des Goethe-Instituts an. Diese sind relevant für ein Studium oder eine Arbeitsstelle in Deutschland. Die Akkreditierung erhielten wir im Frühling 2012, jetzt arbeiten wir daran, um die Wiederakkreditierung zu bekommen. Unsere Kurse stoßen auf großes Interesse - voriges Jahr hatten wir über 600 Kursteilnehmer.

In den letzten Jahren haben Sie aktiv zusammen mit internationalen Partnern am Projekt ELLVIS mitgearbeitet, das den Zugang sehbehinderter Personen zum Erlernen von Fremdsprachen erleichtern soll. Impliziert sich das deutsche Kulturzentrum noch in diese Richtung?

Ja, es gibt sogar zwei Projekte an denen wir arbeiten. So wie auch im  Fall von ELLVIS handelt es sich um Audio-Kurse. Das erste davon soll sehbehinderten Personen den Zugriff zu Smartphones und Tablets erleichtern, das andere richtet sich an Blinde, die als Masseure in SPA-Zentren arbeiten und die englische Sprache erlernen wollen.

Frau Florescu, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.