Seine lange Herrschaft (1848-1916), sein Einfluss, aber auch seine Ehefrau und sein Schnurrbart sind in die Geschichte eingegangen: In diesem Herbst jährt sich der 100. Todestag von Kaiser Franz Joseph I. Er starb zwar mitten im Ersten Weltkrieg, mit seinem Tod ging allerdings eine Welt unter. Mit dem Historiker Ioan Haţegan vom Institut für Banater Studien „Titu Maiorescu“ der Rumänischen Akademie, Filiale Temeswar, führte die ADZ-Redakteurin ŞtefanaCiortea-Neamţiu folgendes Interview über die Spuren, die der Kaiser im Banat hinterlassen hat.
Wie viele Besuche hat Kaiser Franz Joseph I. dem Banat abgestattet und welches sind die Orte, die mit seinem Namen verbunden sind?
Die erste bekannt gebliebene Visite ist von Anfang 1852, als er den Grundstein für das Siegesdenkmal setzte, das er der österreichischen Garnison in Temeswar gewidmet hat, die 1849 der 107-tägigen Belagerung der revolutionären ungarischen Kräfte standgehalten hat. Das Denkmal wurde 1853 am Freiheitsplatz enthüllt, den Grundstein hat man letztes Jahr während der Arbeiten am Freiheitsplatz gefunden, das Denkmal selbst steht am Friedhof in der Lippaer Straße. Der Kaiser ist noch 1872 nach Temeswar gekommen, wegen der verheerenden Überschwemmungen in der Region. Er ist 1879 zurückgekehrt, als die von der Marosch und der Theiß verursachten Überschwemmungen die Stadt Szeged (heute in Ungarn – Anm. Red.) zerstörten, und die Temeswarer die Szegeder Bürger hierher gebracht haben, sie bei sich untergebracht und ihnen zu Essen gegeben haben. Später haben die Temeswarer zum Aufbau der Stadt Szeged beigetragen, deshalb ist die Stadt auch so schön, mit breiten Straßen und schönen Gebäuden. Der Kaiser ist auch noch 1891 anlässlich der berühmten Industrie- und Landwirtschaftsmesse des Banats gekommen, er hat nur Ruhmesworte für diese Veranstaltung gehabt. Tatsächlich war diese Messe eine von europäischer Bedeutung, wie er es damals hervorhob. Anlässlich eines Besuchs ist er in Begleitung eines osmanischen Paschas gekommen, zusammen haben sie die deutschsprachige Schule besucht.
Besuchte er auch andere Orte im Banat?
Er hat auch in Busiasch/Buziaş an einigen militärischen Manövern teilgenommen, wir haben Fotografien mit ihm und dem Gefolge, dank des berühmten Temeswarer Fotografen Kossak, der sein Atelier in dem berühmten Klapka-Haus am Sf. Gheorghe-Platz hatte und der auch der Fotograf der kaiserlichen Familie war. Unser Temeswarer Kossak hat nach seinem Atelier hier in Temeswar auch eines in Budapest und eins in Wien eröffnet. Kaiser Franz Joseph hat noch im September 1896 an der Einweihung der Schifffahrt beim Eisernen Tor zusammen mit Karl I., dem König Rumäniens, und dem König Alexander von Serbien, teilgenommen, wonach er Rumänien einen dreitägigen Besuch abgestattet hat. Dabei wurde er auch im Peleş-Schloss empfangen.
Die Kaiserin Elisabeth, Sissi, ist vielleicht noch berühmter als ihr Mann. Und dann kam es noch zu der Tragödie in Mayerling, als sich der Kronprinz Rudolf umgebracht hat. Wie war das Privatleben des Kaisers?
Der Kaiser hatte Probleme in seiner Ehe, denn er wurde von seiner Mutter von Kind auf in Disziplin und Ernsthaftigkeit erzogen. Er hat sein Debüt als Oberst in der österreichischen Armee gemacht, er hat die Militäruniform ein Leben lang getragen, aber er war ein Leben lang der Sklave des Kaiserberufs: Er stand früh auf, betrat das Arbeitskabinett und kam erst abends wieder heraus.
Man sagt ihm auch nach, dass er auch an seinem Sterbetag bis 18 Uhr abends gearbeitet hat, zwei Stunden später verstarb er.
Ja, ich wiederhole es, er war der Sklave des Kaiserberufs. Er hat aber keine militärischen Siege davongetragen. Er starb inmitten des Ersten Weltkriegs, viele behaupten, dass er eine erstaunliche, verblüffende Person war, er ist den Österreichern wie auch den Deutschen aus dem Banat als „der gute Kaiser“ in Erinnerung geblieben. Als Herrscher hat er sowohl gute als auch weniger gute, oder sogar schlechte Sachen gemacht.
Zählen Sie, bitte, zunächst die positiven Sachen für das Banat auf.
Das Siegesdenkmal am Freiheitsplatz, die Versuche, die Armee im Banat umzuorganisieren, die Hilfe der Temeswarer an die Szegeder sowie die Eröffnung des Verkehrs beim Eisernen Tor. Es gab Gesetze, die den wirtschaftlichen und industriellen Aufschwung ermutigt haben, und er hat 1891 zugestimmt, dass die alten Stadtmauern, die Befestigungen Temeswars abgerissen wurden. Nicht nur die Tore, sondern auch die Festungsmauern wurden abgerissen, ein Prozess, der einige Jahre dauerte und der zu einer Explosion im Stadtbau geführt hat.
Welches waren die negativen Aspekte seiner Herrschaft?
Es sind diejenigen Entscheidungen, die jeder Herrscher treffen muss, um das Bestehen des Reiches zu garantieren und die nicht von einer Stadt, einer Person oder einer Bevölkerung abhängen, sondern von dem Gleichgewicht der kaiserlichen Macht und der Stabilität in allen Regionen des Imperiums.
Mit Herkulesbad/Băile Herculane verbindet die Kaiserfamilie auch einiges, vor allem die Kaiserin Sissi hat die Bäder hier mehrmals aufgesucht.
Der Kaiser musste nach Herkulesbad, zumindest 1896, als er bis zum Eisernen Tor gefahren ist. Aber die Beziehung Sissis zu Herkulesbad ist viel enger. Alle behaupten, dass die Villa Sissi in Herkulesbad ihren Namen trägt, dabei handelt es sich um die Frau des Apothekers, der die Villa errichtet hat und die ebenfalls Elisabeth geheißen hat. Aber Sissi hat tatsächlich dort gewohnt, sie hat Herkulesbad sehr genossen, hat auch viele Abstecher in die Natur gemacht. Sie war eine offene Frohnatur und liebte die schönen Dinge, im Vergleich zu ihrem Mann, der mit seiner Haltung als Sklave des Kaiserberufs ganz anders geartet war. Sissi ist viel gereist, sie ist wahrscheinlich die beliebteste Kaiserin Österreichs gewesen, in den über 100 Jahren des Kaiserreich von 1806 bis 1918.
Wird in diesem Jahr etwas anlässlich des 100. Todestages des Kaisers Franz Joseph I. in Temeswar organisiert? Ich denke da an geschichtliche Tagungen, Symposien?
Ich glaube nicht, vielleicht macht eine nichtstaatliche Organisation etwas. Wir haben ein anderes, sehr bedeutungsvolles Event in diesem Jahr. Es sind 300 Jahre seit der Befreiung Temeswars durch Eugen von Savoyen. Es ist ein besonders wichtiger Moment für die weitere Entwicklung der Stadt.