Im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Kulturgeschichte Rumäniens fand am Donnerstag, dem 30. Mai, im Friedrich-Schiller-Haus Bukarest eine Präsentation statt zum Buch „Die Feder in der Hand bin ich eine ganz andre Person - Carmen Sylva (1843-1916). Leben und Werk“.
Die Autorin des Werkes, Silvia Irina Zimmermann, stellte dem interessierten Publikum die von ihr in deutscher Sprache verfasste Biografie über Königin Elisabeth zu Wied in einer einstündigen Lesung vor. So erfuhren die Zuhörer und Zuschauer – die Vorstellung wurde durch zahlreiche großformatige Bildprojektionen illustriert – viele Einzelheiten zum Leben und Wirken der ersten Königin von Rumänien, welche unter dem Pseudonym Carmen Sylva auch als Schriftstellerin tätig war. Das Buch umfasst eine Auswahl an Bildern zum Leben der Regentin, ist in Teilen Erinnerungsliteratur und Lebensbeschreibung und präsentiert zudem zuvor noch nicht veröffentlichtes Archivmaterial zur Korrespondenz der Protagonistin mit ihrer Familie in Neuwied und ihrem Ehemann, König Karl I. von Rumänien (1839-1914).
Das im Buch befindliche und in Teilen dem Publikum vorgestellte Bildmaterial zum Leben und Wirken Elisabeths entstammt dem Fürstlich Wiedischen Archiv in Neuwied und der persönlichen Sammlung der Autorin, Dr. Silvia Irina Zimmermann. Die im Jahre 1970 in Hermannstadt/Sibiu geborene, promovierte Literaturwissenschaftlerin ist Initiatorin und Gründungsmitglied der Forschungsstelle Carmen Sylva des Fürstlich Wiedischen Archivs. Als solche ist sie eine profunde Kennerin Elisabeths – ein Umstand, von dem die Zuhörerschaft an diesem Abend im Schiller-Haus ausgiebig profitierte. So erfuhr man im Laufe des kurzweiligen Vortrags viele Einzelheiten zum Leben der rheinischen Prinzessin Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied, wie die spätere Königin mit Geburtsnamen hieß. Die Vorlesung umfasste die wichtigsten Stationen im Leben Elisabeths – von der Heirat mit dem Hohenzollern-Prinzen und Fürsten Karl I. von Rumänien im Jahre 1869 über ihre Ernennung zur Königin Rumäniens im Jahr 1881 bis hin zu ihrem Ableben am 2. März des Jahres 1916 in Bukarest. Typisch für die Regenten ihrer Zeit, war auch sie von dem Missionsgedanken beflügelt, als Landesmutter, Philanthropin und Zentrum eines geistreichen, künstlerischen Hofes selbst kreativ und in erster Linie schriftstellerisch tätig zu sein. Diese Berufung zur Dichterin unter ihrem Alias Carmen Sylva verhalf der gebürtigen Rheinländerin noch zu Lebzeiten zu einem landesweiten Ruhm, der in diesem Ausmaß zur damaligen Zeit für die Gemahlin eines Monarchen alles andere als üblich war.
Neben diesen faszinierenden Informationen zum Lebensweg Elisabeths versäumt es die Biografin nicht, ihre Hörer auch über die Kehrseiten des höfischen Lebens zu unterrichten. So musste die Regentin zeitlebens um ihre Position am Königshof bangen, da sie bis auf ihre im Kindesalter an Scharlach verstorbene Tochter Maria von Hohenzollern-Sigmaringen (1870–1874) kinderlos blieb. Ihre Einmischung in die Heiratspolitik des Thronfolgers bezahlte sie teuer mit einer drei Jahre währenden Exilierung, unter der sie enorm zu leiden hatte. So wie ihr auch der Verlust ihrer Macht und Bedeutung zu schaffen machte aufgrund der Inthronisierung ihrer Nachfolgerin, der aus England stammenden Kronprinzessin Maria, der schon nach kurzer Zeit als Mutter der Dynastie, „Königin aller Rumänen“ und Schriftstellerin Verehrung allenthalben entgegengebracht wurde. So verblasste die Erinnerung an die blaublütige Dichterin Carmen Sylva nach und nach. Silvia Irina Zimmermanns vor einem kleinen aber begeisterten Publikum vorgestelltes biografisches Werk kann somit als eine Würdigung und ein Beitrag zur Ergänzung des Bilds über die erste Königin Rumäniens verstanden werden.
Silvia Irina Zimmermann: „Die Feder in der Hand bin ich eine ganz andre Person - Carmen Sylva (1843-1916). Leben und Werk“. Mit einem Vorwort von Isabelle Fürstin zu Wied. Ibidem Verlag, März 2019, 436 Seiten.