Der gebrochene Altarsockel in Wermesch/Vermeş, das kaputte Schulgebäude in Arkeden/Archita, die offene Kirchenruine in Wölz/Velţ mit dem unter dem Schutt begrabenen Altar, das abgestützte Gewölbe in Tekendorf/Teaca, die Reste des Uhrwerks in Pretai/Brateiu, der einstige Gebetsraum mit Resten des Altars und des Taufbeckens in Felldorf/Filitelnic, der jetzt als Trockenraum benutzt wird: All das stellt sich zu einem düsteren Bild zusammen und zeigt eine Momentaufnahme der Situation der Wehrkirchen in Siebenbürgen, die vom Bildhauer Peter Jacobi (80) vor einem Jahrzehnt dokumentiert wurde. Entstanden ist eine Fotoausstellung, die nach mehreren Stationen im In- und Ausland jetzt im Bukarester Bauernmuseum besichtigt werden kann und die das Ziel hat, das Publikum auf die Gefährdung des zum Teil von der UNESCO anerkannten Weltkulturerbes der Siebenbürger Sachsen in Rumänien aufmerksam zu machen. Die Fotoausstellung im Bauernmuseum zeigt eine Auswahl aus den 2000 Fotos, die Peter Jacobi dem Bukarester Bauernmuseum gestiftet hat.
Die fast 900-jährigen kulturellen Leistungen der Siebenbürger Sachsen widerspiegeln sich in den ungefähr 300 Kirchen und Wehrkirchen, die es noch gibt. Die Kirchenburgen, die früher als Zentren des deutschen gesellschaftlichen Lebens galten, verfallen, da die meisten Siebenbürger Sachsen in den 90er Jahren ausgewandert sind. Der Bildhauer Peter Jacobi hat rund 200 Kirchenburgen und Anlagen in den Jahren 2004-2005 fotografiert und seine Arbeit mit Notizen zum Zustand der Kirchen ergänzt. Ein Teil der Gotteshäuser ist bereits eingestürzt oder in sehr schlechtem Zustand. An vielen anderen wurde mehr oder weniger aufwändige Restaurierungs- oder auch nur Konsolidierungsarbeiten durchgeführt. Trotzdem bleibt die Frage offen: Wer sorgt für diese Baudenkmäler? Jacobis Fotos sind eine Mahnung, er möchte künstlerisch Leute dazu auffordern, sich für die Erhaltung des unwiederbringlichen Kulturguts Kirchenburgen einzusetzen. Peter H. Jacobi wurde in einer sächsischen Familie in Ploieşti geboren. 1961 absolvierte er sein Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie Bukarest. Später übersiedelte er in die Bundesrepublik Deutschland. Zwischen 1971 und 1998 betätigte er sich als Professor an der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim. Er lebt und arbeitet jetzt in Wurmberg bei Pforzheim. Ihm sind die Siebenbürger Kirchenburgen vertraut, ihre historische Bedeutung kennt er bestens. Dabei geht es um das kulturelle Erbe vieler Generationen, das in den Siebenbürger Dörfern und Kirchenburgen liegt. Besichtigen kann man die Ausstellung noch bis Sonntag im Irina-Nicolau-Saal, der Eintritt ist frei. Einen Teil der Fotos kann man auf der Internetseite peterhjacobi.de einsehen. Eine CD „Stilleben nach dem Exodus – Wehrkirchen in Siebenbürgen“ ist im Schiller Verlag Hermannstadt erschienen und kann im Bauernmuseum oder bei www.schiller.ro bestellt werden.