Er wurde am 14. Mai 1935 in einem Gebiet der Oberen Moldau geboren, in der Gemeinde Baia, deren Namen in den Kriegsannalen Stefan des Großen verzeichnet ist. Für mich, als Deutscher, der in Siebenbürgen zur Welt kam, ist es die unverwechselbare Wiege der rumänischen Geistigkeit. Nicht wenig von ihrer alten Weisheit bezüglich der Umwelt und Menschen ist auch in ihm lebendig.
Der talentierte, zielstrebige und arbeitswütige, langlebige Musiker kann nun mit Zufriedenheit und Stolz auf seine zahlreichen Erfolge zurückblicken: über vier Jahrzehnte Mitglied der Klausenburger Philharmonie als erster Trompeter und Teilhaber an zahlreichen Erfolgen dieses angesehenen Ensembles, fünf Jahrzehnte als Lehrender an der Musikakademie „Gheorge Dima“, Gründungsmitglied des Ensembles „Ars Nova“ und des Barockensembles „Consort“.
Ehemals mit meinem fünf Jahre jüngeren Bruder, dem Dirigenten Erich Bergel (1930-1998), befreundet, „übernahm” ich nach dessen Tod die Bekanntschaft mit dem Musiker Gheorghe, „Gicu”, Mușat; aus dieser Bekanntschaft wurde nach und nach eine Freundschaft, die ich, der 95-Jährige, zu den Geschenken meines Alters zähle. Dass der Musiker Gheorghe Mușat auch Bücher schreiben kann, zeigte er u. a. mit zwei in mehreren Auflagen erschienenen Veröffentlichungen über meinen Bruder („Amintirile mele despre Erich Bergel”, 3 Auflagen, 2007, 2008, 2009, und „Lumini și umbre”, 2 Auflagen, 2010, 2014). Es folgten „De-ale muzicienilor și nu numai”, 3 Auflagen (2009, 2010, 2016), „Trompetist pe scena vieții” (2015), „Antonin Ciolan – inegalabilul maestru al baghetei” (2 Auflagen, 2012, 2017) und „Bayreuth, oraș al Festivalurilor. Prezențe românești (2019)”.
Dass er an einem Buchprojekt arbeitete, zu dem ich ihn in keiner Weise angeregt hatte, verdanke ich meinem 95. Geburtstag – erwartet hatte ich die Freundesgeste nicht. Informiert wurde ich über sein Vorhaben, als der Entwurf bereits in einer Fassung vorlag, die, bis auf Geringfügigkeiten, dem nun fertiggestellten 280-Seiten-Opus entspricht.
Die letzte Entscheidung hatte ich lediglich über den Titel des Buches zu treffen. Unter den Vorschlägen fiel meine Wahl aus Gründen der Sachlichkeit auf „Arcadă germano-română. Scriitorul Hans Bergel”. Die Arkade – in der Architektur der auf zwei Säulen oder Pfeilern ruhende Bogen – kann hier als Bild oder Sinnbild meines Bewusstseins als Schriftsteller verstanden werden: Am Bewusstsein des Herkünftigen orientiert sich der Blick für das Zukünftige. Aber auch: Meine geistige Existenz verdankt sich einer doppelten Kulturzugehörigkeit – der angeborenen und im Elternhaus anerzogenen deutschen und der in meiner weiteren Umgebung wahrgenommenen Latinität der rumänischen.
Auswahl und Anordnung der selberverfassten oder aus rund einem Dutzend meiner ins Rumänische übersetzten Bücher, bzw. in rumänischen Periodika veröffentlichten Texte stammen von Gheorghe Mușat. Ich danke ihm auch im Namen meiner Lesergemeinde!
Es verwundert mich nicht, dass er in der „Galerie der Persönlichkeiten” in Fălticeni einen Platz neben Ion Irimescu, Nicolae Labiș, Mihai Sadoveanu, Ion Creangă u. a. eingenommen hat.