Schuljahresende, Hitzewelle und Beginn der Sommerurlaubszeit fallen in Rumänien seit jeher unerwartet, für manchen vielleicht unerwünscht und doch zumeist pünktlich mit der Türe ins Haus. Wenige Stunden nach einem Wolkenbruch am Mittwoch, dem 3. Juli, stellte Alexandru Chituță, Beauftragter für Bildung, Vertrieb und Öffentlichkeitsarbeit des Bruken-thalmuseums Hermannstadt/Sibiu, der um die Mittagszeit in der Abteilung für Zeitgenössische Kunst abgehaltenen Vernissage der Ausstellung „Josef & Josef. Zwei Künstler auf Besuch daheim“ die Behauptung voran, aller vormittägliche Regen habe sich als göttliche Antwort auf den Wunsch der Massen nach Regen ereignet. Sorgenfalten ob der Eiskörner, die mit vom Himmel gefallen waren und auf Lokalebene den zweiten Starkregen einschließlich Hagelschlag innerhalb der letzten 17 Tage bedeuteten, gelangten weder auf der Stirne des Veranstaltungssprechers noch geladener Mitreferenten im Vorstellungshalbkreis zum Ausdruck. Tagelang anhaltende Höchsttemperaturen oberhalb der 30-Grad-Celsius-Marke hatten sich als lähmender Grauschleier über die Erinnerung an ein regionales Nachmittagsunwetter von Montag, dem 17. Juni, gelegt, das mit Hagelkörnern in Wachtelei-Größe auf Dächer und ungeschützte Kraftfahrzeuge Hermannstadts gedonnert war.
Ein leicht bitterer Nachgeschmack bleibt auch nach Betrachtung vorherrschend dunkler Pastellfarben auf Lithografien von Grafik-Designer Dieter Josef (Jahrgang 1952) und Bildern von Maler Horst Franz Josef (Jahrgang 1953) zurück. Wütende Naturkapriolen und bis Mittwoch, den 31. Juli, in der Hermannstädter Quergasse/Tribunei 6 ausgestellte Kunstexponate sind gleichermaßen direkte Folgeerscheinung menschlicher Aktivität. Beide Phänomene polarisieren, doch stellt das Kunstschaffen der Cousins Horst Franz und Dieter Josef keine fatalistischen Zukunftsszenarien auf. Reich besucht war die Eröffnung der Wanderausstellung in der Abteilung für Zeitgenössische Kunst des Brukenthalmuseums. Horst Franz Josef und Dieter Josef haben biografische Wurzeln in Zeiden/Codlea und Kronstadt/Brașov, kennen die gesamte Welt dank zigfacher Reiseerfahrungen und halten große Stücke auf den steten Versuch esoterischer Anbindung ihrer Tätigkeiten an die Lehre des Zen. Ähnlich Peter Jacobi, Michael Lassel oder Lucian Christian Hamsea sind auch Horst Franz und Dieter Josef Nordlichter der Europakarte bildender Kunst. Ihre Werke geben ausdauerndem Nachdenken den Vorzug gegenüber leichter Begeisterung.
Bündige Ansprachen hielten Thomas Kloiber, Direktor des Österreichischen Kulturforums Bukarest, Hans Erich Tischler, Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, und Dr. Dana Roxana Hrib, stellvertretende Generaldirektorin des Brukenthalmuseums. Das Publikum der Vernissage war von namhaften Persönlichkeiten gespickt, deren fachliche Urteilsfähigkeit auf privaten oder beruflichen bis hin zu rein gesellschaftspolitischen Interessen fußt: Thomas Emmerling, Kurator des Kunsthauses 7B Michelsberg/Cisnădioara, Dr. Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), Robert Strebeli, Beauftragter des Brukenthalmuseums für Aufsicht und Erhalt des Kulturerbes, Christine Manta Klemens (DFDR), stellvertretende Vorsitzende des Hermannstädter Kreisrates, Andreas Huber, Honorarkonsul Österreichs in Hermannstadt, Daniel Plier, Honorarkonsul des Großherzogtums Luxemburg in Hermannstadt, Gerhild Rudolf, Kulturreferentin des Begegnungs- und Kulturzentrums „Friedrich Teutsch“ der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, und Ioan T˛mâian, Vorsitzender der Lokalfiliale Hermannstadt des Verbands Bildender Künstler Rumäniens (UAP).
Abschließend ergriff Prof. Dr. Sabin Adrian Luca das Wort. Ausführungen des Brukenthalmuseum-Generaldirektors zufolge ist bildende Kunst Treffpunkt eines kleinen Stammpublikums Intellektueller, in deren Weltanschauung alle mögliche Ausdehnung der eigenen Filterblase nicht viel zu bedeuten brauche. Auch in Europa entstünden große Ideen jeweils „im kleinen Kreis“. Derartige Denkweisen und das Wunschziel Publikumszunahme sind schwer miteinander vereinbar. Unverständlich stimmte zudem das Verhalten der versammelten Kunstfreunde-Gesellschaft, dem begleitenden Auftritt von Cellist Makcim Fernandez Samodaiev (Hermannstadt) kein Gehör, dafür aber umso höheren Hintergrundgeräuschpegel in Gestalt angeregter Gespräche zu schenken.