Es mag vielleicht nach Tango klingen, doch Martin Wagner (Akkordeon), Hanns Höhn (Kontrabass) und Andreas Neubauer (Schlagzeug) setzen heutzutage lieber die Betonung auf das „Transit“ im Bandnamen und ihrer Musik. Denn der Name „Tango Transit“ kann in fremden Ländern vor einem unbekannten Publikum zu Missverständnissen führen. Ja, wer sich nicht vorab auf Youtube oder der Band-Webseite informiert, mag sich fragen, was „Tango Transit“ denn mit Tango zu tun hat?
Die Einflüsse sind vorhanden: Schließlich bildete der Tango vor acht Jahren, als die drei Musiker sich zusammenschlossen, den Kern ihrer Musik. Komponiert von Martin Wagner, wiesen die ersten Lieder aber schon damals auf andere Genres hin. Ein Freund kam dann mit dem Namensvorschlag, der hängen blieb. Der Ausgangspunkt ihres gemeinsamen Projektes war nicht unbedingt ein bestimmtes Musikgenre, sondern ein Instrument: Andreas Neubauer und Martin Wagner spielten zusammen in einem Quintett. Während dieser Zusammenarbeit entstand die Idee, das Akkordeon als Instrument in den Vordergrund zu rücken. Hanns Höhn stieß mit dem Kontrabass später dazu.
Mitte November spielte „Tango Transit“ in der Stadt an der Bega auf Einladung des Deutschen Kulturzentrums Temeswar. Für die drei Musiker war es der erste Termin von fünf: Klausenburg, Hermannstadt, Jassy und Chişinău zählten neben Temeswar zu den Auftrittsorten ihres fünften Rumänien- und ersten Besuchs in der Republik Moldau.. Das erste Mal spielte die Band vor fünf Jahren in Jassy, damals auf Einladung des dortigen Deutschen Kulturzentrums.
Kulturelle Unterschiede, musikalische Aspiration
Auftritte in Rumänien sind für die Band anders als Auftritte in Deutschland. Das rumänische Publikum ist jünger und stellt weniger Erwartungen. Es ist offener und energischer. Grund, weshalb „Tango Transit“ oft mehr Gas gibt und rockiger ist. In Temeswar spielte Hanns Höhn aus logistischen Gründen E-Bass statt Kontrabass. Ein Experiment für die Musikgruppe, die oft während Konzerten neue Sachen ausprobiert, um später in ihre Musik einzubauen. Geprobt wird dagegen selten. Die drei professionellen Musiker haben neben „Tango Transit“ weitere musikalische Projekte am Start.
Trotzdem spielen sie im Jahr 50 bis 60 Konzerte. „Das ist für uns entscheidend“, sagt Andreas Neubauer. „ Wir leben nicht vom Plattenverkauf. Wenn aber zum Konzert 80 statt 40 Leute kommen oder 100 statt 50, macht das schon den Unterschied aus. Auch unsere Musik kann lukrativ sein. Überhaupt sind die Produktionskosten deutlich geringer, als wenn man in einem Stadium spielt.“
Mit anderen Worten: Sie wollen ihre Musik spielen und davon leben können. Was mit „Tango Transit“ inzwischen auch geht. Dafür haben sie ihre Nische gefunden. Hauptsache ist, dass sie nicht am Publikum vorbeispielen, was bisher nie der Fall gewesen ist.
Auch in Rumänien nicht, wo „Tango Transit“ immer wieder eine Neuerscheinung ist: Eine deutsche Musikgruppe mit „Tango“ im Namen, die aber eigentlich Jazz spielen und eigentlich viele verschiedene Genres bedienen und durch die Aufstellung Akkordeon-Schlagzeug-Kontrabass überhaupt einzigartig und exotisch ist.
Missverständnisse sind nach fünf Jahren und fünf Besuchen in Rumänien kein Thema mehr. „Tango Transit“ ist sich der kulturellen Unterschiede in- zwischen bewusst. Verzögerungen bei der Vorbereitung vor dem Konzert und Last-Minute-Improvisationen sind üblich, das wissen die Musiker inzwischen. „Wir sehen es locker“, so Hanns Höhn. „Rumänen sind Improvisationskünstler. Sie finden eine Lösung. Darum sind wir entspannt. In Deutschland haben unsere Konzerte immer eine klare Form. In Rumänien lassen wir uns auch darauf ein, zu improvisieren.“
Für das kommende Jahr plant „Tango Transit“ ein neues Album. Wichtig bleibt den drei Musikern, ihre Musik vor einem offenen, interessierten Publikum zu spielen und zwar überall dort, wo man der Mischung „Tango“ und „Transit“ ein Chance gibt. Rumänien steht somit auf der Liste für eine mögliche sechste Tournee.