Für großes Interesse sorgte die aus Werschetz stammende Sängerin Sultana Cziuk (1871-1935), die ihre ersten Erfolge im Banat erzielen konnte. Nachdem sie im März 1897 im Banater Ort Großkikinda ein Konzert hatte, trat sie im April mit einem riesigen Erfolg als Elsa in Wagners „Lohengrin“ am Mainzer Stadttheater auf. Der „Werschetzer Gebirgsbote“ brachte einen Bericht aus den „Mainzer Neuesten Nachrichten“ vom 12. April 1897. Einem Telegramm zufolge, wurde sie für das Stadttheater in Mainz engagiert. Am 12. Juni 1897 sang sie wieder in Werschetz im Konzert zugunsten des Journalisten-Pensionfonds, am Klavier wurde sie von Emanuel Pichert begleitet.
Am 26. Mai 1897 veranstaltete der Männergesangverein unter der Leitung von Heinrich Weidt im Redoutensaal eine Liedertafel. Zum Beginn erklang der ungarische Männerchor „Honfidal“ von Ferencz Gaál, gefolgt von deutschen Chören und Solis von Schmidt, E. Kretschmar, Thomas Koschat, Franz Mair und „Alt-Wiener Weisen“ für Männerchor mit Klavierbegleitung von Josef Lanner. Wegen der schlechten Witterung war das Konzert aber nicht sehr gut besucht. Danach folgte Tanz.
Am 23. Oktober 1897 veranstaltete der Werschetzer Männergesangverein unter der Leitung von Heinrich Weidt eine Liedertafel, bei der Solis aus bekannten Opern dargeboten wurden. Zu Beginn erklang der ungarische Chor „Vadász induló“ von Karl Huber, gefolgt von einem Terzett aus der Oper „Das Nachtlager zu Granada“ von Kreutzer, einer Arie aus Flotows „Stradella“, dann einem Sextett aus Donizettis „Lucia di Lammermoor“ (anlässlich des 100. Geburtstags des Komponisten) und einem Chor aus Lortzings „Waffenschmid“.
Die Silvesterliedertafel 1897 des Werschetzer Männergesangvereins im Redoutensaal hatte auch diesmal einen großen Erfolg und wurde „vom Chormeister Musikdirektor Herrn Heinrich Weidt zusammengestellt und unter seiner Leitung durchgeführt, beides in lobenswerther Weise.“ Die Frühjahrsliedertafel des Werschetzer Männergesangvereins vom April 1898 wurde wieder von Chormeister Heinrich Weidt geleitet, auch das Programm wurde „mit einer glücklichen Hand“ zusammengestellt.
Auch in Werschetz wurde Heinrich Weidt von den Erfolgen seiner Kompositionen im Ausland eingeholt und die Nachricht darüber verbreitete sich in Windeseile selbst in den deutschen Provinzzeitungen des Banats. Die Aufführung seiner Operette „Empörung im Harem“ in München wurde auch im „Werschetzer Gebirgsboten“ bekanntgegeben. Sowohl Zitate aus dem „Bayerischen Kurier“ wie auch aus der in Leipzig erscheinenden Wochenschrift für Deutsches Theater und Urheberrecht „Neue Zeit“ brachte die Werschetzer deutsche Zeitung, um die Leser über die kompositorischen Erfolge „ihres“ Musikdirektors und Chormeisters zu informieren.
Wir wissen nicht, wann Heinrich Weidt Werschetz verlassen hat, jedenfalls wird sein Name im Bericht über die am 2. Februar 1899 stattgefundene Generalversammlung des Werschetzer Männergesangvereins nicht erwähnt.
Aus welchen Gründen sich Weidt etwa im Sommer 1899 in Graz niedergelassen hat, ist uns nicht bekannt. Es ist anzunehmen, dass er dies wegen seinen Kindern tat: Lucie Weidt war bereits eine gute Sängerin und bekam so die Chance, an einer größeren und bedeutenderen österreichischen Bühne tätig zu sein. In Graz war Weidt jedenfalls nicht mehr tätig, da er bereits seit einigen Jahren erkrankt war. Nach zwei Jahren als Bürger dieser Stadt starb er am 14. September 1901. Die „Grazer Tagespost“ vom 16. September 1901 brachte die Todesnachricht von Heinrich Weidt: „Im Hause Schützengasse 38 ist vorgestern Abends der Componist und kurfürstlich-hessische Hofcapellmeister i. R. Herr Heinrich Weidt im 77. Lebensjahr gestorben.“
Heinrich Weidt starb weit weg von seinen zahlreichen Wirkungsstätten. Da er nur zwei Jahre in Graz lebte, konnte sein Name als Komponist nie so recht bekannt werden. Bis heute ist sein Name in Graz selbst für die lokale Musikszene aus diesem Grunde fast unbekannt geblieben. Doch seine Chorwerke und Lieder erklangen noch viele Jahre später in Temeswar, Budapest, Wien, Werschetz, Weißkirchen, Cilli und Troppau. Viele seiner Lieder verdienen es, nach mehr als 150 Jahren seit ihrer Entstehung, wieder aufgeführt zu werden. Besonders aber sein Wirken als Kapellmeister und Pädagoge in Budapest, Mannheim, Kassel, Bern, Zürich oder Temeswar hinterließ Spuren in der Musikgeschichte dieser Kulturmetropolen und müsste entsprechend gewürdigt werden.
Als Heinrich Weidt mit seiner ganzen Familie von Budapest nach Temeswar, Troppau, Olmütz, Cilli, Werschetz und Weißkirchen zog, waren dies Orte der gleichen österreich-ungarischen Doppelmonarchie. Heute befinden sich seine Wirkungsorte in Rumänien, Serbien, Ungarn, Slowenien, Tschechien, Slowakei und Österreich. Dazu kommen noch die Wirkungsstätten in Deutschland und in der Schweiz. Europäischer könnte man sich das Lebenswerk dieses Musikers nicht vorstellen – also Grund genug, sich heute mit seiner Biografie und seinem Werk zu beschäftigen.