Die Gemeindeverwaltung von Coronini, der zu kommunistischer Zeit in „Pescari“ umgetauften Ortschaft, wollte sich eine zusätzliche Trinkwasserreserve sichern und ließ nach trinkbarem Wasser bohren. An einer der Bohrstellen, am linken Ufer des Vărad-Baches, unweit der Ruinen der frühmittelalterlichen Festung Vărad (das Toponym enthält als Wortwurzel das ungarische „vár“ = Burg, Festung, auch in „Temeswar“ enthalten) kamen auffallend viele Zeugnisse älterer Kulturen – Reste von Brennziegeln, Tonscherben usw. – zum Vorschein. Da sowieso die archäologische Sicherung des Geländes durchgeführt werden musste, rief man Archäologen des Museums des Banater Montangebiets in Reschitza zu Hilfe.
Die Leitung der bald einsetzenden Ausgrabungen übernahm Dr. Dumitru }eicu, einer der gestandenen Mittelalterfachleute Rumäniens und Direktor des Reschitzaer Museums. Er nahm sich ein paar junge Archäologen zur Seite, die am Banater Museum in Temeswar/Muzeul Banatului tätig sind. Schon bald konnte die Nachricht verbreitet werden, dass das lange gesuchte orthodoxe Kloster zu den „Heiligen Erzengeln“, das in türkischen Steuerlisten von 1596 in diesem Raum erwähnt wird, gefunden ist. Es ist neben über 30 römisch-katholischen Kirchen und Klöstern eines der sechs orthodoxen Klöster, die nach Angaben aus türkischen Dokumenten im 16. Jahrhundert im Südbanat existiert haben.
Wer zahlt die Konservierung der Ruinen?
Inzwischen ist der Grundriss des Klosters und der kleinen Klosterkirche durch die Grabungen identifiziert worden. Dazu wurden auch moderne Methoden geophysischer Forschung angewandt, wozu die Gerätschaften den Archäologen von serbischen Kollegen zur Verfügung gestellt wurden. So konnte bis zur Stunde ein relativ klares Bild des lange gesuchten orthodoxen Klosters der „Heiligen Erzengel“ von V²rad nachgezeichnet werden. Die Ruinen wurden in diesen Tagen für die Konservierung vorbereitet, für welche Dr. }eicu und sein Team Geld entweder vom Ministerium für Kultur und Nationales Kulturgut oder von der Gemeinde Coronini erwartet. Die früher hauptsächlich von Donaufischern bewohnte Gemeinde macht sich einige Hoffnung auf eine touristische Nutzung der archäologischen Grabungsergebnisse, wobei das Kloster zu den „Heiligen Erzengeln“ und die Ruinen der Festung V²rad im touristischen Konzept als sehenswerte Einheit gesehen werden. Sollte allerdings jenseits des vor einem Jahr Eingeplanten weder von der einen noch von der anderen Seite das nötige Geld kommen, wollen die Archäologen vor Wintereinbruch die freigelegten Ruinen mit Folien bedecken und wieder dem Schutz des Erdreichs übergeben, also zuschütten, um zumindest im gegenwärtigen Zustand konserviert zu bleiben. „Dann vollziehen wir die eigentliche Konservierung eben im kommenden Jahr“, meinte Dr. Ţeicu.
Massive anthropische Eingriffe in die Landschaft
Das Kloster und die Klosterkirche, die das Team von Dumitru Ţeicu ausgegraben hat, sind für damalige Zeiten mit ungewöhnlich schwachen Mauern umfriedet und auch die Kirchenmauern sind – verglichen etwa mit den Mauern der Klosterkirche von Basiasch/Baziaş (etwa 40 km flussaufwärts) – ungewöhnlich schwach, was einerseits auf einen raschen und möglicherweise provisorischen (Wieder?) Aufbau hindeutet, andrerseits auf die Möglichkeit, dass irgendwo in der Nähe oder auch an derselben Stelle ein ebenfalls zerstörtes älteres Kloster gestanden haben könnte – das noch auf seine Entdeckung wartet.
Dr. Ţeicu: „Die Kirche wurde sehr schnell zerstört, weil die Mauern sehr schwach sind. Sicher war die Zerstörung gewaltsam. Alles deutet auf einen Brand hin. Das war im 18. Jahrhundert, knapp vor oder während der habsburgischen Eroberung und wahrscheinlichen Kämpfen mit den Türken in diesem Raum, oder aber während der Kämpfe des vorletzten Türkenkriegs auf Banater Gebiet, rund um das Jahr 1740. Fakt bleibt, dass wir durch diese Entdeckung einen Beitrag geleistet haben zur genaueren Beschreibung der kulturellen Identität des Raums des Donaudurchbruchs.“
Ein starkes Hindernis bei einer eindeutigen Identifizierung der Vergangenheit dieses Gebiets sind die massiven anthropischen Eingriffe, durch einen Kalksteinbruch, von wo man seit Jahrhunderten Bruchsteine zum Häuserbau in Coronini und Umgebung nimmt, durch Erdrutsche, hervorgerufen durch Unterhöhlung von Lehmwänden, durch brutale landwirtschaftliche Eingriffe. Andrerseits gab es in diesem Raum zahlreiche Hinweise auf das Vorhandensein eines Klosters, neben dem Toponym „Vărad“ auch die Quelle „La mânăstire“ (Zum Kloster), die unmittelbar neben den gefundenen Ruinen entspringt und die den Anlass zu den Probebohrungen nach Trinkwasser gab, die die Gemeinde Coronici verfügt hatte. Im Plan der archäologischen Ausgrabungen von 2014 stehen nun die Festungsruinen von Vărad, wo zuletzt in den 1970er Jahren von den Archäologen geforscht wurde.