Überdimensionale Schlüssellöcher wachsen wie Figuren aus dem Erdball heraus, erhalten Flügel und verschmelzen mit der Sonne. Schnecken und Monde winden sich umeinander, einmal in Rot, dann in Grün. Aus der Mitte bizarrer geometrischer Formen kristallisiert sich ein menschliches Gesicht heraus. Unter azurfarbenem Hut entschwindet das Antlitz einer Frau im Blau der kühlen Nacht. „Plastische Visionen“ – eine Fantasiewelt unter goldverzierten Stuckdecken, reflektiert im riesigen Spiegel des Festsaals im Kulturhaus „Friedrich Schiller“.
Wenn die Kunstwerke zum Leben erwachen, vergisst man, dass es draußen gar nicht kühl ist und dass aus der brodelnden Stadt lautes Hupen durch die geöffneten Fenster dringt. Wer hat sie erweckt? Wer ihnen Leben eingehaucht? Wer zieht an ihren unsichtbaren Geisterfäden, die sie mit ihren 27 Schöpfern aus sieben Ländern verbinden: Rumänien, Deutschland, Argentinien, Ecuador, Griechenland, Serbien, Bulgarien. Friedlich vereint unter bittersüßen Klängen der Violine des Musikers Cristian Balaş.
Sieben Länder, sieben unterschiedliche Ansätze. Die Wanderausstellung, die schon in der Stiftungsgalerie in Petroşani, in der Kleingalerie in Marktrodach/Deutschland, im Nationalmuseum von Karlsburg/Alba Iulia, im Kunstmuseum Râmnicu Vâlcea, im Stadtmuseum Curtea de Argeş und in der Regionalbibliothek in Piteşti zu sehen war, ist das Ergebnis von drei kleinen Künstlersymposien in Petroşani, die der rumänische Bildhauer Cristian Sergiu Ianza dort über seine Stiftung Ianza Art Inter-Cultural organisiert hat. Der aus Petroşani stammende Künstler ist auch ihr einziger Mitarbeiter, wie er schmunzelnd verrät.
Die beiden bronzenen Sirenen in der Ausstellung entstammen seiner Hand, „doch ich muss auch für alle kochen und einkaufen und habe kaum Zeit für eigene Arbeiten“, erklärt er. Hin- und hergerissen zwischen seinen drei Lebensschwerpunkten im deutschen Kronach, in Karlsburg und Petroşani hat er sich nach mehreren eigenen Ausstellungen in Rumänien und Deutschland seit einem Jahr der Unterstützung internationaler Kollegen durch Künstlersymposien verschrieben. Aber auch der Werbung für seine Heimatstadt Petroşani und das Schiltal – in der Zwischenkriegszeit immerhin als Kunst- und Kulturzentrum bekannt, wie er verrät.
Die Familie Ianza hat sich auch in der Entwicklung der Stadt einen Namen gemacht. Casa Ianza, vom Urgroßvater des Künstlers erbaut und Sitz der Stiftung Ianza Art Inter-Cultural, gehört zu den prominentesten Gebäuden Petroşanis. „Für die Zukunft hoffe ich, Casa Ianza durch die dort stattfindenden Veranstaltungen als Kulturzentrum für Petro{ani und das Schiltal bekannt zu machen“, erklärt der Bildhauer. Cristian Sergiu Ianza hat an der Nationalen Akademie der Künste in Bukarest Keramik studiert und ist Mitglied des Verbands der bildenden Künstler in Rumänien (UAP) und im Berufsverband bildender Künstler (BBK) in Deutschland.