100 Jahre seit der Grubenkatastrophe in Steierdorf – Anina

Der römisch-katholische Pfarrer von Steierdorf, Martin Jäger, vor dem Denkmal am Siegismunder Friedhof Foto: DFBB

Steierdorf/Anina - Am Vortag des 100. Jahrestags der Bergbaukatastrophe von Steierdorf - Anina vom 7. Juni 1920 fand vor den beiden Denkmälern auf den Friedhöfen von Sigismund / bzw. Tschelnik/Anina je eine Gedenkveranstaltung statt. Unter den Klängen der Steierdorfer Blasmusik, geleitet von Dumitru Omescu jun. (u.a. spielte sie auch die Hymne der Bergknappen) und im Beisein der lokalen Feuerwehrmannschaft unter der Leitung von Cristian Liviu Mosoroceanu mit ihrer traditionsreichen Vereinsfahne fand eine Kranzniederlegung statt. Davor sprach der Aninaer Bürgermeister Gheorghe Românu (PNL) über die Ereignisse vor 100 Jahren und deren Vorgeschichte. Er erwähnte u.a. auch die jüngste und wohl letzte Grubenkatastrophe, jene vom 14. Januar 2006, als sieben Bergknappen ihr Leben verloren, was schließlich und endlich zur Stilllegung des Kohlenbergbaus im Aninaer Kohlenbecken führte. Seine Ansprache beendete er mit dem traditionellen Bergknappengruß Noroc bun, auf Rumänisch, und Glück auf, in deutscher Sprache.

Der geistliche Teil des Gedenkens wurde vom römisch-katholischen Pfarrer von Anina-Steierdorf, Martin Jäger und seitens der rumänisch-orthodoxen Kirche vom Protopopen Gheorghe [uve]i aus Reschitza und den beiden orthodoxen Pfarrern aus Anina, Alin Remus Muntean und Horia Mailat, zelebriert. An der Zeremonie waren auch Vertreter der Baptisten- und Pfingstler-Glaubensgemeinschaften Aninas anwesend.

Seitens der Banater Berglanddeutschen waren beim Gedenken im Namen des Ortsforums Steierdorf-Anina, Dipl.-Ing. Daniel Vlad und Gabriela Plestici, mit Mitgliedern ihrer Organisation, sowie aus Reschitza der DFBB-Vorsitzende Erwin Josef Țigla und dessen Stellvertreter, Dr. Ing. Christian Paul Chioncel anwesend. Weiter präsent waren Vertreter der Kommunalbehörden, Stadtratsmitglieder, Vertreter der Schulen (Cornel Boboescu - Direktor, bzw. Alexander Hirschvogel - Direktorstellvertreter seitens der Leitung des „Mathias Hammer“-Lyzeums), Nachkommen der vor 100 Jahren Umgekommenen.

Dieses Gedenken war die erste öffentliche Veranstaltung, an der das Demokratische Forum der Banater Berglanddeutschen in dieser schwierigen Periode der Pandemie teilnahm, ein Auftakt, dem von nun an weitere Manifestationen folgen werden.

Die Bergbaukatastrophen in Steierdorf-Anina gehen bis auf das Jahr 1846 zurück, als ein Bergknappe starb. Jeweils ein Bergknappe verlor seit Leben auch in den folgenden Jahren: 1847, 1848 und 1851, während 1852 zwei den Grubentod fanden. 1854 starben gleich acht Bergleute. Eine erste Bergbaukatastrophe großen Ausmaßes wurde am 7. Mai 1862 verzeichnet, als 11 Bergknappen den Tod fanden. Zwei Jahrzehnte später, am 11. Dezember 1884, starben 47 Bergknappen und 1893 fanden 42 ihren Tod in der Grube, alle jeweils durch schlagende Wetter. Im ersten Teil des XX. Jahrhundert ereignete sich eine Bergbaukatastrophe 1919 (wieder ein schlagendes Wetter, mit 22 Toten), während am 7. Juni 1920 die größte Grubenkatastrophe in Südosteuropa passierte, mit 217 Verstorbenen (ein Munitionsdepot aus dem ersten Weltkrieg in einer aufgelassenen Galerie explodierte und rief ein schlagendes Wetter hervor). 170 Bergleute starben direkt am Katastrophenort unter Tag, während von 52 Verletzten unmittelbar danach oder wenig später noch 47 an den Folgen starben. Die letzte Bergbaukatastrophe fand am 14. Januar 2006 statt, als sieben Kumpel ihr Leben lassen mussten.

Der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ und das Demokratische Forum der Banater Berglanddeutschen haben anlässlich der Gedenkveranstaltungen einen Sonderbriefumschlag herausgebracht und einen Sonderstempel dazu entworfen, mit dem (mit Genehmigung der Rumänischen Post AG) am 5. Juni im Postamt Anina 1 die gesamte Korrespondenz des Tages versehen wurde. Dazu brachte man eine Ansichtskarte zum selben Anlass heraus. Sowohl diese Ansichtskarte, wie auch der Sonderbriefumschlag zeigen eine Malerei des in Steierdorf geborenen und nun in Reschitza lebenden Mitglieds des DFBB, Gustav Hlinka, die das große, 1921 errichtete Denkmal am Sigismunder Friedhof widergibt.