Armeniș - Das vom WWF-Romania und ReWilding Europe initiierte Projekt des Aussetzens einer herkunftsmäßig bunt gemischten Wisentherde an den Südhängen des Țarcu-Massivs im Weichbild der Gemeinde Armeniș beginnt zu fruchten. Laut einem Kommuniqué von WWF Romania erwartet man dieser Tage die Geburt von etwa 20 Jungwisenten und auch die Umwelt, in der die Herde sich eingelebt hat, zeigt zunehmend eine Zunahme der Biodiversität, aufgrund der „Pionierarbeit“ dieser Wisentherde.
WWF-Romania meint wörtlich: „Die Rückkehr der Wisente erhöht sichtlich die Biodiversität des gesamten Raums. Die Gesundheit der Natur wird wiederhergestellt, aber das gesamte Phänomen der Auswilderung dieser großen Pflanzenfresser gewährt auch den Menschen, die in diesem Raum wohnen, neue Chancen, vor allem im umweltfreundlichen Tourismus, gekoppelt mit einer ortsspezifischen Küche und urigen Unterkunftsmöglichkeiten.“
Die europäische ReWilder-Bewegung hat vor acht Jahren, zusammen mit WWF Romania und nach vorheriger Absprache mit den Ortsverantwortlichen von Armeniș und mit der Forstverwaltung „Romsilva“, aus sämtlichen europäischen Gehegen und Tiergärten gesunde Exemplare ausgewählt und eine neue Wisentherde zusammengestellt, die erst in einem weitläufigen Gehege bei Armeniș akklimatisiert und nach zwei Jahren in die (begrenzte) Freiheit entlassen wurde: sie bewegt sich frei durch die Buchen- und Eichenwälder an den weitläufigen Südhängen des Țarcu-Massivs, aus der Ferne beobachtet von den Rangern – ein neuer Beruf für die Einwohner von Armeniș. Vom Startjahr 2014 an und bis heute hat sich die Wisentherde von 20 auf rund hundert Exemplare vergrößert. Gegenwärtig erwarten weitere 20 Wisentkühe ihren Nachwuchs.
WWF-Romania und ReWilding Europe weisen auf die Chancen zur Erhöhung der Biodiversität hin, die durch die Anwesenheit der Wisentherde stark erhöht worden ist: „Die Wisente stillen ihren Hunger mit Gräsern, Baumrinde und Jungwuchs. So entstehen wahre Zugangstrassen zu neuen Weidegründen, die auch von kleineren Wiederkäuern und Pflanzenfressern genutzt werden: Rehe, Hirsche, Wildschweine. Feldhasen und Wildkaninchen. Diese wieder ziehen Raubtiere nach sich: Bären, Wölfe, Luchse. Gleichzeitig profitieren kleinere Lebewesen von den Bedingungen, die von den Wisenten geschaffen werden: Insekten ernähren sich vom Kot und allem von den Wisenten Zurückgelassenem und zersetzen – zusammen mit Pilzen und Mikroorganismen – die durch die Wisente gefällten Bäume, wodurch ein natürlicher Recycling-Prozess in Gang kommt. Von den Insekten ernähren sich die von uns bislang identifizierten 89 Vogelarten des Raums. Amphibien nutzen die wassergefüllten Hufspuren der Wisente, aber auch ihre Schlammkuhlen. In ihrem dichten Fell und in ihrem Kot verbreiten die Wisente zahllose Pflanzensamen über weite Gebiete ihrer Weidegänge. Alles in allem: der Beitrag der Wisente zur genetischen Diversität des Raums ihrer Aussetzung/Auswilderung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden!“
Doch je größer dieser Beitrag sei, umso widerstandsfähiger werde die Natur des Raums, Pflanzen wie Tiere, und umso mehr und besser – also naturnaher – könne sie sich entwickeln. Schlussendlich leiste das Auswilderungsprojekt der Wisente, neben der natürlichen Vergrößerung der Herde, auch einen unschätzbaren Beitrag zur Wiedergesundung der Natur des gesamten Raums, was umso wichtiger sei, als der Klimawandel durch die von den Wisenten angestoßene Renaturierung des Raums besser abgefangen werden kann – womit also auch für die Bewohner der umliegenden Ortschaften auf lange Sicht neue und nachhaltige Chancen der Beschäftigung und der Diversifizierung ihres Einkommens entstehen.
Gegenwärtig läuft ein weiteres Auswilderungsprojekt von WWF und ReWilding Europe an: in Großbritannien soll in naher Zukunft eine neue Wisentherde zusammengestellt, aneinander (durch einen natürlichen Sozialisierungsprozess) gewöhnt und später ausgewildert werden.