AFIR-Finanzierungen über 65 Millionen Euro

Der Absorbtionsgrad der EU-Gelder für den ländlichen Raum liegt bei 66 Prozent

Reschitza – Das Nationalprogramm für Ländliche Entwicklung (PNDR) bezieht seine Gelder aus den Mitteln des EU-Fonds für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung. Es handelt sich also nicht um Finanzierungen aus dem Haushalt Rumäniens bzw. aus dem Eigeneinkommen des Landes. Deshalb arbeitet PNDR auch nach dem siebenjährigen Haushaltszyklus der EU und aus diesem Grund forderte der Karasch-Severiner Präfekt Cristian Gâfu von PNDR eine Übersicht der Projekte der Kommunen des Banater Berglands für die auslaufende Haushaltsperiode 2014 – 2020 an. Für Gemeinden des ländlichen Raums werden die Finanzierungen über AFIR – die Agentur zur Finanzierung Ländlicher Investitionen, eine Art Zweigstelle von PNDR - abgewickelt.

AFIR teilte dem Präfekten mit, dass der Absorbtionsgrad der EU-Mittel für den ländlichen Raum (das ist das Verhältnis zwischen den vertraglich zugesicherten Geldern – aufgrund eingereichter, geprüfter und genehmigter Projektanträge – und den bisher ausgezahlten Geldern im ersten Oktoberdrittel) im Banater Bergland bei 66 Prozent liege.
Ursprünglich waren für die auslaufende EU-Haushaltsperiode 1366 Projektanträge zur Finanzierung eingereicht worden. Angefordert wurden damit 119,1725 Millionen Euro. Als finanzierungswürdig wurden 943 Projektanträge ausgewählt, im Gesamtwert von 65,015 Millionen Euro. Vertraglich abgesichert worden sind davon 896 Projekte, im Gesamtwert von 62,839 Millionen Euro. Ausgezahlt hat AFIR über PNDR bisher für die Realisierung der genehmigten Projekte des ländlichen Raums des Banater Berglands 40,948 Millionen Euro. Das ergibt obigen Absorbtionsgrad von 66 Prozent.

Die Administrativ-Territorialen Einheiten UAT haben in derselben Zeit 110 Projekte zur Finanzierung eingereicht, was einen Finanzierungsbedarf von 30,376 Millionen Euro signalisierte. Davon sind für die nachprüfbar abgeschlossenen Umsetzungsetappen bisher 17,763 Millionen Euro ausgezahlt/verrechnet worden.

Die überwiegende Mehrheit der Projektanträge konzentrierte sich auf Bedürfnisse im Infrastrukturbereich, vor allem dem Straßenbau: 115 km Gemeindestraßen sollten asphaltiert werden mit diesen EU-Mitteln. Demgegenüber stehen die angeforderten Mittel für die Hebung des Wohnkomforts und des Hygienestandards ziemlich blass da: 8,5 km Kanalisierung wollten die Gemeinden des Banater Berglands in den sieben auslaufenden EU-Haushaltsjahren legen und bloß um 14 km das Fließendwassernetzwerk ausbauen. Mit Sicherheit beruht diese „Zurückhaltung“ nicht nur auf der immer noch bürokratielastigen Abwicklung von EU-Finanzierungen (die allerdings vor allem auf inländischen „Überlegungen“ beruht, behaupten neuerdings die Bürgermeister, die es wissen müssten), sondern vor allem auf zwei Dingen: den Ausführungsfirmen, die sich für „kleine Projekte“ kaum interessieren (und bei großen Projekten kaum zurande kommen – wird ihnen entgegengehalten), und andrerseits der Unannehmlichkeit, die die Aushubarbeiten, der lahme Arbeitsrhythmus und die „Hinterlassenschaft“ der Baustellen – zerstörte Gehsteige, uneingeebnetes Erdreich usw. – anrichten. Nicht zuletzt: da beim Ausbau von Trinkwassernetzwerken und Kanalisierungen auch ein Eigenbeitrag der Bevölkerung erwartet wird – die selbst den direkten Anschluss an die Netzwerke bezahlen muss – bleibt die Begeisterung der ländlichen Bevölkerung für diese Segen der Zivilisation in Grenzen. Nicht zuletzt handle es sich auch wohl um eine tiefsitzende Mentalitätsfrage der ländlichen Bevölkerung, neben dem Geldmangel am Lande, meinte ein hoher Vertreter von AFIR, der sich aber nicht zitiert sehen möchte.