Agrarreform in Rumänien im regionalen und internationalen Vergleich

Tagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde in Hermannstadt

Hermannstadt - Am 8 und 9.September findet in den Räumen des Instituts für Geisteswissenschaften (Bulevardul Victoriei Nr. 40) in Hermannstadt/Sibiu unter dem Titel: „Agrarreform in Rumänien im regionalen und internationalen Vergleich der Zwischenkriegszeit (1918 – 1938)“ die diesjährige Tagung der rumänischen Niederlassung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) statt. Die Tagung ist eine Kooperationsveranstaltung des Instituts für Geisteswissenschaften Hermannstadt, des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der „Ludwig Maximilian“ Universität München (IKGS), des Instituts für Evangelische Theologie der Universität Koblenz-Landau und der  Evangelischen Akademie Siebenbürgen (EAS). Für die Organisation zeichnen PD. Dr. Dietmar Müller und Dr. Ulrich A. Wien. Diese international ausgerichtete Tagung, welche einerseits die unterschiedlichen regionalen Facetten der Wirkung der Agrarreform von 1921 im Königreich Rumänien in den Mittelpunkt stellt, anderer-seits aber auch Parallelentwicklungen in Zentraleuropa zum Vergleich heranzieht, eröffnet neue Perspektiven auf diese politisch motivierte Vermögensumverteilung. Die wirtschaftlichen Folgen für die neuen Besitzer entsprachen nirgends den Erwartungen. Besonders die enteigneten Vorbesitzer, darunter vor allem die Kirchen der Minderheiten, wurden erheblich geschwächt – besonders im Blick auf die Finanzierung von Schulen und Kultur. Für Rumänien ebenso wie für alle übrigen Staaten Ostmittel- und Südosteuropas war in politischer, wirtschaftlich-sozialer und symbolischer Hinsicht die Durchführung einer mehr oder minder durchgreifenden Agrarreform nach dem Ersten Weltkrieg von erstrangiger Bedeutung. Aus der Perspektive der politischen Zentren Bukarest, Belgrad, Warschau, Prag etc. war die Agrarreform nur der erste Schritt auf einem längeren Weg, der über die Vereinheitlichung von Institutionen und Kulturen zu einem stabilen und integrierten Nationalstaat führen sollte.
Es wird deutlich, dass eine wirtschaftliche und soziale Betrachtung der rumänischen Agrarreform zumal aus rein nationaler Perspektive keinesfalls ausreicht, um ihr Gepräge und ihre Bedeutung zu ermessen. Auf dieser Tagung soll sie vielmehr multiperspektivisch, im ostmittel- und südosteuropäischen Vergleich, sowie in ihrer internationalen Dimension analysiert werden. Neben der Berücksichtigung der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben ergibt sich eine weitere Minderheitendimension in der Analyse der Anpassungs- und Widerstandsstrategien ungarischer Großgrundbesitzer in Siebenbürgen und vor internationalen Foren, wie dem Völkerbund.
Neben den innerrumänischen Vergleich tritt der überregionale in anderen Staaten Ostmittel- und Südosteuropas hinzu, sodass deren nationale Politiken miteinander verglichen werden können. 

Eine Teilnahme von Gästen an den Vorträgen ist in Präsenz (Maskenpflicht) möglich; auch ein digitaler Besuch wird ermöglicht. Anmeldungen nimmt die AKSL-Geschäftsführerin und stv. Vorsitzende Dr. Julia Derzsi entgegen (jderzsi@icsusib.ro). 
Am 9. September findet die Mitgliederversammlung des AKSL-Rumänien im Saal des Instituts für Geisteswissenschaften in Hermannstadt im Anschluss an die Tagung zur Agrarreform um 12.30 Uhr statt. Die Mitglieder werden auch hiermit nochmals zur regen Teilnahme eingeladen.