Reschitza – Dass Bürgermeister Ioan Popa vorhat, noch in diesem seinem Mandat das rechte Bersauufer neu zu gestalten – eigentlich: städtebaulich zum überhaupt ersten Mal zu gestalten, nachdem es eine Art „Wirtschaftsufer” war, wo Industrie- und Werkshallen nach dem Bedarf der Reschitzaer Industrie, ohne ersichtlichen Plan, entstanden – und dort Freizeit-, alternative Verkehrs- und Handelslösungen anzusiedeln, wurde wiederholt angesprochen. Dass dies aber aufgrund eines bisher nie eingehaltenen Bebauungsplans nur möglich sein wird, wenn der Raumordnungplan für den Mittelteil der Stadt geändert wird, kommt erst jetzt an die Öffentlichkeit. Wieder sind die früheren Stadtverwaltungen schuld, die zuließen, dass quasi planlos, vor allem aber ohne Baugenehmigung gebaut wurde, dort, wo etwas bislang entstanden ist. Es geht um den ehemaligen Werkshof der Kommunalbewirtschaftung PRESCOM. Der Bebauungsplan sah vor, dass dort – wie auch am gesamten rechten Bersauufer bis zur Bersauschleife vor dem Rangierbahnhof – nur Bauten entstehen dürfen, deren Vorderfront der Bersau/Bârzava zu ausgerichtet ist.
Was auf dem PRESCOM-Werkshof entstand (und eigentlich als „Wächterhäuschen”, „Garagen”, „Lagerhäuser” deklariert war) ist viel zu nahe an der Bersau gebaut worden, hat extrem schwache Fundamente („nicht einmal 10 Zentimeter”, sagte mal der seinerzeitige Vizebürgermeister Vasile Paul, „obwohl sie mit einem Stockwerk überbaut wurden”) und ausgerichtet sind sie Richtung „Innenhof”/Parkplätze. Aus den „provisorischen Bauten” wurden permanente. Und Platz für die im Bebauungsplan vorgesehenen Grünflächen, die Promenadenallee und die Parallelstraße in die Neustadt ist keiner freigelassen worden. Das zusätzliche Problem: die von niemand genehmigten Bauten, die keinem Bebauungsplan entsprechen, stehen der Zugangsstraße zum von einem Klausenburger Unternehmen am Ort des ehemaligen Heizkraftwerks Reschitza (CET Energoterm) gebauten Handels- und Freizeitkomplex glatt im Weg. Dorthin gelangen wird man nur können, wenn man über die Bersaubrücke fährt/geht, die neuerdings demselben Unternehmen gehört.
Kürzlich ist im Rathaus Reschitza auch festgestellt worden, dass der Bebauungsplan stillschweigend geändert wurde („das alte Dokument ist modifiziert worden”, heißt es im Rathaus), so dass die dort stehenden Immobilien jetzt den Anschein der Legalität haben – obwohl das gesamte Systematisierungskonzept der Gegend damit zerstört ist. Der gegenwärtige Besitzer schuldet zudem der Stadt „um die 100.000 Lei Immobiliensteuern”, sagte Bürgermeister Popa den Medien – ein Grund mehr, den gegenwärtigen Bebauungsplan aufs Ursprüngliche zurückzuführen. Popa ist gewillt, danach abzureißen, was illegal errichtet wurde. Nicht zuletzt dürfte er aber seine weiteren Probleme damit haben, denn viele der Immobilien befinden sich unter Beschlag der Nationalen Antikorruptionsbehörde DNA...
Nicht zuletzt: in den illegal gebauten Immobilien haben einige gewichtige Unternehmen ihren Sitz, etwa die Parkplatz-Verwaltungsfirma EcoBau. Green Ecobauer, die Müllfirma, oder das Unternehmen aus Drobeta Turnu Severin, das die Mülldeponie bei Lupak gebaut hat.
Der Penny-Market soll, entgegen vielen Gerüchten, nicht abgerissen werden, auch die Kaufgalerie nicht, die dahinter steht. Der Konkurrenz mit Kaufland, Galeria Kaufland oder Lidl oder sonstigen Großkaufhäusern, die von den Klausenburgern ein paar hundert Meter weiter bersauabwärts angesiedelt werden, soll freier Lauf gelassen werden. Und die Bersaubrücke als Hauptzugang dazu soll nach ihrer Renovierung der Stadt geschenkt werden. Popa nennt diese schnell zu errichtenden Zweckbauten zwar ziemlich abschätzig „Schachteln”, ist aber froh, dass sich jemand gefunden hat, auf den Grundstücken, die sonst als Industriebrachen dastanden, etwas zu machen.
Die Frage ist nur: woher kommt die Kaufkraft in Reschitza, um so viel Handel auch Leben einzuhauchen?
Werner Kremm