Karlsburg – Ana-Maria Grigoruț und Vasile-Zsolt Grigoruț, Mitglieder des aktuell fünfköpfig besetzten Expertenteams am „Batthyaneum“ in Karlsburg/Alba Iulia, haben vergangene Woche einen offenen Brief an Staatspräsident Klaus Johannis, Regierungschef Florin Cîțu, die stellvertretenden Premierminister Dan Barna und Kelemen Hunor, an Kulturminister Bogdan Gheorghiu und weitere vier parlamentarische Staatsbeamte aus dem Senat und der Abgeordneten-Kammer geschrieben, worin sie ihrem Unmut über die mangelhafte Sorgfalt der internen und externen Verwaltung an der berühmten siebenbürgischen Filiale der Rumänischen Nationalbibliothek Luft machen. Das 1792 aus einer Klosterkirche des Trinitarier-Ordens zur großen Bibliothek „Batthyaneum“ umfunktionierte Gebäude beherbergt heute mehr als 630.000 Bücher in über 30 Sprachen und Dialekten von der Antike bis zur Gegenwart.
Die beiden in Karlsburg beschäftigten Bibliothekare führen an, dass die Filiale „Batthyaneum“ der Rumänischen Nationalbibliothek seit fünf Jahren zunehmend traurig Beweis für die Verluststrategie der landesweiten Kulturpolitik steht. Ana-Maria Grigoruț und Vasile-Zsolt Grigoruț als alleinige Unterzeichnende des offenen Briefes geben schriftlich zur Kenntnis, in junger Vergangenheit mehrfach intern unter Druck gesetzt worden zu sein, auf das Ansprechen verwaltungstechnischer Ungereimtheiten zu verzichten. „Wir stehen zu unserem offenen Brief und ziehen auch bewusst die Möglichkeit in Betracht, dass bald neue und vielleicht sogar noch härtere Maßnahmen gegen uns als Arbeitnehmer ergriffen werden.“
Zu den Vorwürfen, die Ana-Maria Grigoruț und Vasile-Zsolt Grigoruț dringendst in Bukarest diskutiert wissen wollen, zählen für das Aufbewahren wertvoller Originalhandschriften klimatisch unzureichende Raumbedingungen, bewusste Hochstapelei in Form wettbewerbsloser Anstellungsverfahren und wiederholt getürkte Inventar-Aufstellungen. Was die Bibliothekare des „Batthyaneum“ daher am allermeisten schmerzt, ist, dass die Geschäftsführung an ihrem Karlsburger Arbeitsplatz nach außen hin eine positive Realität vortäusche, die im richtigen Leben jedoch weit hinter einer Stellungnahme von Klaus Johannis zurückbleibe: „Die Erhaltung und Wertschätzung des Kulturerbes bedeutet aus interner Perspektive eine der Zielsetzungen für die nationale Sicherheit. Das nationale Kulturerbe, die Kreativität und die Diversität kulturellen Ausdrucks zählen zu den strategischen Ressourcen Rumäniens. Diese könnten jedoch viel besser als bisher genutzt werden“, hatte der amtierende Staatspräsident noch am 15. Januar 2020 im Athenäum zu Ehren des Nationalen Kulturtages gemahnt.