Reschitza/Karansebesch – Bei aller Tragik hat die Pandemie auch etwas Gutes: sie macht klar, in welch einem katastrophalen Zustand die Krankenhäuser Rumäniens sind – und indirekt sicher auch: wieviel vom Instandhaltungs- und Renovierungshaushalt der Spitäler im Laufe der Zeit durch diverse politisch ernannte Krankenhausverwaltungen und deren Seilschaften „verschwunden“ gemacht wurde.
Nach dem jüngsten Brand mit Todesfolgen verfügte das Generalinspektorat der dem Innenministerium unterstellten Feuerwehr – wie jedesmal nach solchen Katastrophen üblich – Brandschutz-Kontrollen in allen Krankenhäusern, vorrangig in denjenigen, wo es Intensivstationen und in erster Linie solche mit Sauerstoffversorgung gibt. Und – ebenfalls wie üblich – stellte die Feuerwehr eine ganze Reihe von Mängeln fest, bestimmte Termine für die Behebung dieser Mängel und belegte Verantwortliche mit Geldstrafen. Nur eins konnte die Feuerwehr nicht sagen: woher die „Schuldigen“ oder die Verantwortlichen das Geld zum Beheben der konstatierten Mängel nehmen sollen. Denn die Träger der Krankenhäuser haben kein Geld parat – oder rücken es nur schwer raus.
Das Kreisinspektorat „Semenik“ des Katastrophenschutzes Karasch-Severin hatte die Intensivabteilungen für die Behandlung Covid-Erkrankter im Kreiskrankenhaus für Notfälle Reschitza (SJUR) und im Munizipalkrankenhaus für Notfälle Karansebesch (SMUC) aufs Korn genommen. Die Kontrollen wurden über mehrere Tage alle drei Stunden durchgeführt, teilte der Katastrophenschutz mit. Überprüft wurde die konstante Einhaltung der spezifischen Regeln zum Brandschutz und die Beibehaltung des gleichen Niveaus der Sauerstoffversorgung. In Reschitza endete die Kontrolle mit drei Verwarnungen und einer Geldstrafe von 2500 Lei, in Karansebesch gab es vier Verwarnungen und eine Geldstrafe von 500 Lei.
Beide Krankenhausleitungen sind geahndet worden, weil sie sich „immer noch nicht“ ihre eigene Eingreifmöglichkeit – in Form einer Privatfirma – für den Brandfall („für Dringlichkeitsfälle“) zugelegt haben. (Beide Krankenhausleiter fragen öffentlich zurück: Mit welchem Geld soll die Privatfirma bezahlt werden?) In Reschitza sind die Holztüren der Krankensalons zu schmal, so dass man einen bettlägrigen und in Behandlung befindlichen Kranken im Evakuierungsfall nicht samt Bett aus dem Salon schieben kann. Die Abflussrohre der krankenhausinternen Löschanlagen sind „nicht konform“, sagt die Feuerwehr. In Karansebesch funktionieren die Hydranten im Innern des Krankenhausgebäudes nicht. Außerdem sind Löschanlagen überhaupt nicht ausgestattet, wurden nicht regelmäßig überprüft und das Wasser, wenn es welches gibt, hat keinen Druck.
Der Zugang der Lösch- und Interventionsfahrzeuge von außen ans Gebäude in Reschitza wird durch alten Baumwuchs behindert, vor allem das Aufstellen von Leitern an der Außenfassade (gerade vor der Intensivabteilung) ist dadurch und durch davor gelagertes Baumaterial unmöglich. Außerdem parken dort zusätzlich ständig Fahrzeuge. Das Karansebescher Krankenhaus hat bisher noch nicht einmal eine Autorisierung der Brandsicherheitsmaßnahmen gefordert.
In Reschitza wurden bei keinem der Kontrollgänge überhöhte Sauerstoffwerte in den Räumen festgestellt – also Überschreitungen von 23,5 Prozent. In Karansebesch hingegen gäbe es solcherart Überschreitungen, was auf undichte Stellen und Lecks im Sauerstoff-Versorgungssystem der Intensivabteilung hindeute. Zudem gäbe es in Reschitza neben jedem Krankenbett zu wenig Steckdosen, während in Karansebesch überall Improvisationen in der Stromversorgung zu finden sind – bis hin zu unisolierten Kabeln unter Strom und in Betrieb befindlichen Steckdosen ohne Deckel.