Brauner-Sonderausstellung zählt bereits mehr als 12.000 Besucher

Retrospektive läuft im Temeswarer Kunstmuseum bis zum 28. Mai

Temeswar (ADZ) - Zwei Monate nach der Eröffnung Mitte Februar feiert die vom Temeswarer Nationalen Kunstmuseum beherbergte Sonderausstellung der Werke des rumänisch-jüdischen Malers Victor Brauner (1903-1966) eine Besucherrekordzahl. Mehr als 12.000 Tickets verkaufte das Museum bereits für die erste Retrospektive, die dem bedeutenden Vertreter des Surrealismus auf rumänischem Boden organisiert wurde. Die Ausstellung, die bis zum 28. Mai läuft, erfreut sich weiterhin eines hohen Zustroms von in- und ausländischen Besuchern und geht auf eine Zusammenarbeit des Nationalen Kunstmuseums Temeswar mit dem Centre Pompidou in Paris, der Temeswarer Art Encounters-Stitftung des Unternehmers und Kunstmäzens Ovidiu Șandor sowie des Französischen Instituts in Rumänien zurück.

Für den Temescher Kreisratsvorsitzenden Alin Nica ist die Begeisterung des Publikums für die Brauner-Ausstellung ein Beweis, dass sich die Investitionen seiner Behörde in die Kulturinfrastrultur des Kreises Temesch durchaus lohnen und einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg des Temeswarer Kulturhauptstadt-Jahres darstellen. Der Kreisrat, dem das Kunstmuseum untergeordnet ist, habe wichtige Investitionen in die Ausstattung des Museums getätigt, so dass Kulturevents von Rang, wie die laufende Brauner-Retrospektive als auch die am 30. September zu eröffnende Brâncuși-Ausstellung, überhaupt möglich wurden, sagte Nica in einer Mitteilung des Temescher Kreisrats. 

Laut Museumsdirektor Filip Petcu habe sich wahrscheinlich keine Ausstellung, die das Kunstmuseum in seiner Geschichte jemals veranstaltet hat, eines derartigen Erfolgs erfreut wie die Brauner-Schau. Man habe allein mit dieser Ausstellung die Besucherzahlen des Vorjahres übertroffen, sagte Petcu. Der Erfolg der Victor Brauner gewidmeten Ausstellung stelle den Maßstab dar, an dem sich das Museum in Zukunft messen lassen wolle. Ovidiu Șandor, dessen Stiftung wesentlich zum Zustandekommen der Ausstellung beigetragen hat, sagte, dass die Idee einer Brauner-Retrospektive deshalb entstanden sei, weil der in Frankreich wirkende Brauner in Rumänien zu wenig bekannt gewesen sei. Dass mindestens 12.000 Besucher sich an dessem Werk erfreuen konnten, mache die Veranstalter zuversichtlich, dass dieser große surrealistische Künstler nun auch dem Publikum seines Heimatlandes vertraut werde, so Șandor.

Die bis zum 28. Mai im Temeswarer Nationalen Kunstmuseum laufende Retrospektive zeigt etwa 100 Arbeiten Brauners, 40 davon stammen aus dem Musée National d’Art Moderne im Centre Pompidou, weitere aus dem Musée Cantini in Marseille, dem Musée d´Art Moderne et Contemporain in Saint-Étienne sowie aus einigen rumänischen Museen und aus privaten aus- und inländischen Sammlungen.

Brauner, der aus einem jüdischen Elternhaus stammte, absolvierte 1921 sein Studium an der Akademie der Schönen Künste in Bukarest und gründete 1924 das dadaistische Journal „75 HP“. 1930 zog er nach Paris, wo er sich der surrealistischen Bewegung anschloss. 1933 verhalf ihm André Breton, den er 1934 porträtierte, dort zu seiner ersten Einzelausstellung. 1938 verlor Brauner bei einem handgreiflichen Streit zwischen Óscar Domínguez und Esteban Frances, in den er schlichtend eingriff, durch einen Glassplitter das linke Auge. Mysteriöserweise hatte Brauner in den Jahren zuvor mehrere Werke geschaffen, mit denen er diesen Verlust gleichsam vorwegnahm, vor allem ein gegenwärtig in Temeswar ausgestelltes Selbstbildnis von 1931, in dem er sich mit nur einem Auge darstellt. 1940 flüchtete der Maler vor den Nationalsozialisten in die Pyrenäen, später in die Alpen. Nach dem Krieg kehrte er nach Paris zurück, wo er 1966 starb. Brauner nahm an der documenta II in Kassel 1959 teil. Er gehörte, wie auch Constantin Brâncuși, Eugčne Ionesco, Mircea Eliade, Panait Istrati und Emil Cioran, zu der bedeutenden Gemeinde von Pariser Exil-Rumänen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.