Brautgeldräuber gefasst

Fast sechs Wochen lang waren die Karansebescher auf freiem Fuß

Foto: sxc.hu

Karansebesch - Am Mittwoch hat die Polizei von Karansebesch, verstärkt durch Kripo-Beamte aus Reschitza, drei Verdächtige festgenommen, denen der Brautgeldraub vom 11. September zu Lasten gelegt wird. Die Staatsanwälte haben vom Gericht für Flavius Vasile S., Marian Iustinian C., die beiden zum Tatzeitpunkt maskierten und bewaffneten Täter, und für den mutmaßlichen Fahrer des Fluchtwagens, Emil Sergiu C., Vorbeugehaft für 29 Tage gefordert.

Aufgrund der im Morgengrauen des Mittwoch durchgeführten Hausdruchsuchungen und der ebendann durchgeführten Untersuchungen der Fahrzeuge der drei mutmaßlichen Täter wurde die beim Raubüberfall auf die Hochzeitsgesellschaft verwendete Tatwaffe entdeckt, mit der das Brautpaar bedroht wurde, um ihm die Schatulle mit den Hochzeitsspenden der Feiergäste zu entwenden. Sichergestellt wurden aus den Fahrzeugen auch Gegenstände, die laut Staatsanwaltschaft „mit dem Fall in Verbindung stehen“. Das Gricht stimmte inzwischen der 29-tägigen Vorbeugehaft zu, um den Staatsanwälten die Möglichkeit einer eingehenden Untersuchung des Raubüberfalls auf die Hochzeitsgesellschaft von Karansebesch zu ermöglichen.

Tatsache ist, dass der Raubüberfall eigentlich gescheitert ist, weil sich das Hochzeitspaar tapfer gegen die Herausgabe der Geldschatulle gewehrt hat und weil infolge zahlreicher Anrufe der Hochzeitsgäste bei 112 bereits die Martinshörner der Polizeiwagen zu hören waren. Die maskierten Räuber waren in Panik in das auf sie wartende Auto hineingesprungen und hatten fluchtartig, unerkannt und scheinbar spurlos den Ort der Hochzeitsfeier verlassen. Erst viel polizeiliche Kleinarbeit und die Arbeit verdeckter Ermittler brachte die Staatsanwaltschaft auf die erfolgverheißende Spur.

Im Großraum Karansebesch – einschließlich Bistra- und Temesch-Tal, aber eigentlich kreisgrenzenüberschreitend im gesamten Banater Bergland – sind in den letzten Jahren Großhochzeiten in Mode gekommen mit hunderten von Gästen, wo die spannendste Frage zum  Schluß immer lautet: „Cât au făcut?“/Wieviel haben sie gemacht/eingenommen?

Fakt ist, dass Hochzeiten mit Massenbeteiligung vielerorts zu einem guten Geschäft geworden sind. Die ursprüngliche Absicht der Trauzeugen (die beim Geldeinsammeln einen enormen mikrosozialen Druck auf die Hochzeitsgäste aufbauen), durch Geldeinsammeln die Kosten des Ausrichtens der Hochzeit für Eltern und Angehörige zu vermindern und, wenn`s gut geht, auch dem jungen Ehepaar etwas Geld mit auf den gemeinsamen Lebensweg zu geben, ist längst dem „Cât au făcut?“ gewichen – und hat Brautgeldräuber auf den Plan gerufen.

Ohne Brautgeldräuber ausgegangen ist die bislang größte Hochzeit im Banater Bergland, die vor einigen Jahren vom amtierenden stellvertretenden Kreisratsvorsitzenden von Karasch-Severin, Ionesie Ghiorghioni, ausgerichtet wurde und wo es über 700 Gäste gab (dafür sind mehrere Großzelte aufgebaut worden) und wo Ghiorghioni jedem erzählte, er werde die gesamten Kosten persönlich tragen – die Einnahmen sollen aber ausschließlich dem Bautpaar zugutekommen.