Breitgefächert und interessant

Das Heft 2011 der „Forschungen zur Volks- und Landeskunde“ ist erschienen

Hermannstadt - Sehr unterschiedliche Aspekte aus der Geschichte Siebenbürgens und aus der Linguistik, eine Dokumentation und eine Stellungnahme sowie umfassende Rezensionen zu fünf Büchern beinhaltet das soeben erschienene Heft (54/2011) der „Forschungen zur Volks- und Landeskunde“. Die Zeitschrift wird unter Schriftleitung von Prof. Dr. Zeno-Karl Pinter vom Hermannstädter Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften der Rumänischen Akademie im Verlag dieser Institution herausgebracht.

Was den Bereich der Geschichte umfasst, so wird dieser von einem Beitrag aus der Archäologie von Dr. Pinter eingeleitet. Unter Verwendung von Fotos und Tafeln wird darin auf die Ergebnisse der 1991 begonnenen Grabungen an der Burg in Broos/Orăştie eingegangen, wo im Verlauf mehrerer Kampagnen Spuren menschlicher Siedlungen entdeckt wurden, die bis ins 8. und 9. Jahrhundert zurückgehen. Aus der Religionsgeschichte stammt der Beitrag von Dr. Béla Vigh. Der Mitarbeiter des Brukenthalmuseums widmet sich den eucharistischen Streitgesprächen der Lutheraner und Calvinisten im Siebenbürgen des 16. Jahrhunderts. „Das Landwirtschaftsgefüge Siebenbürgens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts“ thematisiert diesmal der Institutsleiter und Städtehistoriker Prof. Dr. Paul Niedermaier. Den Spuren von Hans Benning, der während dem Ersten Weltkrieg in Siebenbürgen unter den Rumänen Propaganda zugunsten von Ungarn machte, geht der Historiker Dr. Claudiu-Lucian Topor (Jassy/Iaşi) nach. Paul Şeulean aus Klausenburg/Cluj vergleicht die Wahlergebnisse der von Deutschen aus Rumänien bei den Wahlen von 1919 bis 1937 für das Bukarester Parlament erzielten Ergebnisse. Der Darstellung der „Nemere“ im „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatt“ und der „Gazeta Transilvaniei“ in den Jahren 1871 bis 1874 geht Stéphanie Danneberg, Doktorandin an der LMU in München nach. „Nemere“ war eine 1871 in Kronstadt/Braşov gegründete ungarische Zeitung, von der eine Verbrüderungsbewegung zwischen Ungarn und Rumänen ihren Namen erhielt. Sebastian Corneanu, der an der Lucian-Blaga-Universität promoviert, unternimmt in seinem Beitrag eine ikonografische Interpretation der auf dem Portal der evangelischen Kirche in Holzmengen/Hosman vorhandenen Skulpturen.

Die beiden Linguistik-Aufsätze dieses Heftes zeichnen Dr. Sigrid Haldenwang und Mihai Crudu. Die Schriftleiterin des Siebenbürgisch-Sächsischen Wörterbuchs geht anhand von Beispielen auf das Wortbildungsparadigma im Siebenbürgisch-Sächsischen auf Grund von rumänischen Lehnlexika ein, der Student an der Uni in Suceava untersucht biblische Anthroponyme als Bestandteile von Phraseologismen bzw. deren formal-semantische Ähnlichkeiten und Unterschiede   im Deutschen, Rumänischen und Französischen. In der der Dokumentation gewidmeten Sparte präsentiert Dr. Gudrun-Liane Ittu, wie der Besuch des rumänischen Königspaares am 23. Juni 1921 in Hermannstadt im Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatt widerspiegelt wurde. Unter „Kolloquium“ nimmt Prof. Dr. Harald Zimmermann zu der von Horst Klusch lancierten Theorie über die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen Stellung. Rezensiert worden sind die Bücher „Geschichte des deutschen Schulwesens von Oberwischau“ von Anton Josef Ilk und Johann Traxler, Elke Webers in Buchform erschienene Dissertation über „Die Mundart von Sächsisch-Regen in Nordsiebenbürgen“, das Buch von Lucian Boia über Deutschlands Tragödie 1914-1945, die von Bischof Raymond Netzhammer geschilderten „Streifzüge durch das Land und seine Geschichte“ sowie die kleine Stadtgeschichte von Kronstadt von Harald Roth.