Reschitza – Ab dem 18. Dezember 2015 wird das Reschitzaer Lagerschalenwerk MIBAROM geschlossen, das nicht nur große Lizenz- und Markennamendispute mit seinem früheren österreichischen Mutterwerk MIBA hat – die vor Bukarester Gerichten ausgetragen werden und wo die Firma des umstrittenen Geschäftsmanns Adrian Chebu]iu am laufenden Band Prozesse verliert – sondern zunehmend auch Qualitäts- und Absatzprobleme. Hier werden die letzten 40 Arbeitnehmer (von früher 400) auf die Straße gesetzt.
Auch die bulgarische Firma, die den in 245 Jahren aufgebauten Schlackensturz der Reschitzaer Eisenindustrie aufarbeitet – von ihm heißt es, dass dieser künstliche Berg mit seinen durchschnittlich 25 Prozent Eisengehalt die gegenwärtig größte Eisenerzreserve Rumäniens darstellt – schließt ab dem 1. Januar 2016 ihre Tore. 80 Arbeitnehmer werden hier entlassen.
Der Schlackensturz wurde vom Inhaber, dem russischen Konzern TMK (Hauptgesellschafter: der Oligarch Dmytry Pumpiansky), dem weltweit zweitgrößten Hersteller von Pipeline-Rohren, von aller Anfang an zwecks Abbau verpachtet, weil die Hochöfen der Mittal-Werke in Galatz/Gala]i die hiesige eisenhaltige Schlacke ziemlich problemlos verarbeiten und zu Roheisen schmelzen konnten und den billigen Rohstoff aus Reschitza/Reşiţa gerne abnahmen (Importe aus Russland, Indien und Brasilien kommen teurer zu stehen). Zuerst baggerte hier eine amerikanische Firma die eisenhaltige Schlacke weg und verlud sie auf Lkw´s und Eisenbahnwaggons, dann übernahm eine bulgarische Firma das Geschäft – immer in härtester „Konkurrenz“ mit etwa 30 Zigeunerfamilien, die am Fuß des Schlackenbergs traditionell das im Verarbeitungsprozess verschüttete und weggekippte Roheisen ausbuddelten und, pikanterweise, gerade dem Stahlwerk TMK, dem Besitzer des Schlackenbergs, verkauften.
Letztere Arbeit der zigeunerischen Schrottsammler war immer schon extrem gefährlich und sie hat alljährlich Opfer unter den Frauen und Kindern der armen Zigeunerclans gefordert – die Männer waren mit ihren Pferdewagen die Transporteure und Händler – die nicht selten unter dem herabstürzenden Schlackenmassen begraben wurden.
Die bulgarische Firma hat dieser Tage Insolvenz angemeldet und beim Kreisinspektorat für Arbeit die Listen der zu Entlassenden vorgelegt. Da es sich faktisch um eine Massenentlassung handelt, hat das Territorialinspektorat für Arbeit ITM auch bereits bestätigt, dass die Gewerkschaft dieser Arbeitnehmer die Papiere für die Zahlung von Abfindungen eingereicht hat – wobei die Chancen dafür aber nicht gut stehen, weil es sich um weniger als die gesetzlich vorgesehene Mindestzahl von 100 auf einmal Entlassenen handelt (ab welcher man laut Gesetzgebung von „Massenentlassungen“ redet).
Finanziell erschwerend für die Lage der künftigen Arbeitslosen kommt hinzu, dass ihnen seit Oktober keine Löhne mehr ausgezahlt worden sind, dass auch die Chancen auf eine Nachzahlung dieser Löhne schlecht stehen. Das Arbeitsinspektorat sagt, dass die ausstehenden Lohnrechte der 80 Arbeitnehmer als Teil der Schuldnerverpflichtungen gegenüber den Gläubigern in das Insolvenzprozedere aufgenommen werden – nur kommt von dieser Seite erst Geld, wenn das mobile und immobile Eigentum der Firma, das hauptsächlich in den Abbau- und Verladegerätschaften besteht – verkauft wird.
Aber angesichts der Kaufpraxis bei solchen Versteigerungen – ein Bieten wird hinausgeschoben auf den zweiten, dritten oder einen späteren Versteigerungstermin, weil jeder Aufschub eine erhebliche Verringerung des Preises des Angebotenen bedeutet – ist mit vielen Monaten zu rechnen, bis etwas Geld eingenommen wird.
Daniel Siel, der Vertrauensmann der 80 Arbeitnehmer der bulgarischen Firma, hofft auf eine aktive Unterstützung seitens der Präfektur und des Arbeitsinspektorats ITM, „damit wir wenigstens einen Teil des Geldes ausgezahlt bekommen, das die Firma uns für die verrichtete Arbeit schuldet“. Im Dezember laufen ohnehin alle Arbeitsverträge aus. „Dass es mit dieser Firma dort keine erneuerten Arbeitsverträge mehr geben wird, ist uns klar“, sagt Daniel Siel, „denn wir haben inzwischen verstanden, dass die Produktionskosten bei uns viel zu hoch sind. Deshalb glauben wir den Firmeninhabern, dass sie sich zurückziehen wollen. Aber unsere Arbeit sollen sie erst mal bezahlen.“