Das Andreanum als „Glücksgeschichte“

Dialogisches Spiel zu „800 Jahre Andreanum“ mit Ausstellungseröffnung fand im Teutsch-Haus statt

Der Katalog zur Ausstellung „800 Jahre Andreanum“ ist auf Deutsch, Rumänisch und Englisch erschienen und ist auf Deutsch und Rumänisch beim Demokratischen Forum der Deutschen in Siebenbürgen erhältlich (Sporergasse 1-3/Strada General Magheru 1-3, 2. Stock).

Harald Roth und Thomas Șindilariu im dialogischen Frage-Antwort-Spiel zum Andreanum Foto: Aurelia Brecht

Hermannstadt – Seit Dienstag, dem 1. April, ist die Wanderausstellung „800 Jahre Andreanum. Recht und Verfassung der Siebenbürger Sachsen“ wieder im Hof des Teutsch-Hauses zu sehen. Ein erstes Mal hatte sie hier bereits im August 2024 während des Großen Sachsentreffens in Hermannstadt/Sibiu Station gemacht.

Die Ausstellung widmet sich in drei Sprachen – deutsch, rumänisch, englisch – dem 800-jährigen Jubiläum des Andreanums von 1224. In diesem Dokument ließ der ungarische König die Rechte und Pflichten der Siebenbürger Sachsen festhalten; es stellt damit die Basis für deren Ansiedlung dar. Durch die konsequente Wahrung, den Ausbau und die über die Jahrhunderte immer wieder bestätigten Autonomierechte aus dem „Goldenen Freibrief“ wurden die Deutschen Siebenbürgens schließlich zum staatstragenden Landstand und konnten ihre besondere Rechtsstellung bis 1876 halten. Diese jahrhundertelange Erfahrung schuf die Grundlage für moderne Organisationsformen bis in die Gegenwart.
Anlässlich des Großen Sachsentreffens war auf der Festveranstaltung im Hermannstädter Thalia-Saal die älteste noch erhaltene Abschrift des Freibriefs aus dem Jahr 1317 gezeigt worden. Sie befindet sich heute im Besitz des Staatsarchivs Hermannstadt. Die Festveranstaltung im Jahr 2024 bot auch den Rahmen für eine würdige Präsentation, die den Zuschauerinnen und Zuschauern die Bedeutung und Tragweite des mittelalterlichen Dokuments auf spielerische Art näher brachte. Dialogisch präsentierten der Leiter des Deutschen Kulturforums östliches Europa, Dr. Harald Roth, und der Unterstaatssekretär im Departement für interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens, Thomas Șindilariu, einen kurzweiligen Dialog. Diese Präsentation wurde am 1. April im Teutsch-Haus wiederholt.

Die Einführung zur Veranstaltung im Teutsch-Haus übernahm Winfried Ziegler, Geschäftsführer des Siebenbürgenforums (DFDS): „Die Ausstellung, die heute eröffnet wird, würde ich in einer Reihe mit anderen sehen, wie den Ausstellungen zu „Reformation im östlichen Europa“ und „Samuel von Brukenthal – ein früher Europäer“. Viele von uns hatten damals beim Großen Sachsentreffen nicht die Gelegenheit, der Eröffnung der Ausstellung beizuwohnen, wo viele Informationen auf interessante Weise vermittelt wurden.“ So sei er persönlich froh, endlich die Möglichkeit zu bekommen, bei der Präsentation dabei zu sein. Die beiden Redner zeichneten ebenfalls verantwortlich für die Konzeption und Ausarbeitung der Ausstellung, so Ziegler. Er teilte außerdem mit, dass das Siebenbürgenforum und die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien Dr. Harald Roth in diesem Jahr für seine Tätigkeit im Bereich Forschung, Popularisierung und Kulturgutsicherung die Honterus-Medaille verleihen werde.

Die zweite Station in Hermannstadt ist zugleich die achtundzwanzigste der Ausstellung – zwischen 35.000 und 40.000 Menschen haben sie bisher besucht. Etwa 9000 Ausstellungskataloge konnten bisher verteilt werden. Im Dialog-Spiel heißt es unter anderem: „Es ist der Inhalt des Andreanums, der dieses in Minuskelschrift beschriebene Pergament so kostbar macht. Es ist eine Bestätigung von Rechten für eine Siedlergruppe, die im Süden Siebenbürgens, rund um Hermannstadt, gelebt hat. Das Pergament bestätigt durch die Hand des Königs, dass ,seine treuen deutschen Gastsiedler sich dort selbst verwalten und richten konnten und ihnen niemand reinreden durfte.“ Die Rolle und die Strategien von König Andreas II, die Besonderheiten – auswärtige Adelige konnten sich nicht einmischen oder besondere Rechte geltend machen – und die Unterschiede zu anderen Regionen mit ähnlichen Rechten wie die der Zipser Sachsen arbeitete der Dialog heraus. Das Andreanum – präsentiert als „Glücksgeschichte“: Denn an entscheidenden Wendepunkten konnten die verliehenen Rechte immer bewahrt und über die Zeitläufte hinweg gerettet werden.

Das Ausstellungsprojekt ist als Kooperation des Deutschen Kulturforums östliches Europa und dem Departement für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumänien, dem Demokratischen Forum der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS) und dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland entstanden. Bis zum 30. Juni ist die Ausstellung nun im Hof des Teutsch-Hauses zu sehen und somit einem breiten Publikum zugänglich. Der Dialog wird in Bälde auch als Podcast des Deutschen Kulturforums Östliches Europa zu hören sein.