Reschitza – Einer der Punkte auf der Tagesordnung des Präfekturkollegiums, die Präfekt Cristian Gâfu für Donnerstag einberufen hatte, war der „Tätigkeitsbericht der Direktion für Öffentliche Gesundheit in der Zeitspanne Januar – April 2020“. Zusammengestellt hat ihn der am Montag zurückgetretene Interim-Manager der Gesundheitsbehörde DSP des Landkreises Karasch-Severin, Dr. Romeo Dumitrescu, verlesen musste ihn der Sprecher von DSP, der Ex-Journalist Daniel Botgros.
Der „Tätigkeitsbericht“ ist eigentlich eine harte und sehr realistische Momentaufnahme des Zustands der Krankenhäuser und des medizinischen Personals, das dort arbeitet, strikt aus der Sicht eines Insiders, der seit Jahren in diesem System lebt und wirkt und dem kaum etwas verborgen blieb. Garniert wird der Bericht mit allgemeinen Informationen über den besorgniserregenden Zustand des medizinischen Personals auf Landesebene.
Nachdem Dr. Dumitrescu statistische Daten zitiert über die Pandemie und ihre Manifestation im Banater Bergland – Zahl der infizierten Personen, derjenigen in Quarantäne, in Heimisolation, der Geheilten und der Verstorbenen – geht er eingehend auf die unzureichende Versorgung der Krankenhäuser mit spezifischen Arzneien, mit Schutzkleidung, auf das Fehlen einer für solche Fälle ausgestatteten zahnärztlichen Einrichtung im Banater Bergland ein, die während des Notstands zumindest für Dringlichkeitsfälle hätte genutzt werden können.
Ein umfangreiches Kapitel konzentriert sich auf „Das medizinisch-sanitäre Leben in Karasch-Severin“. Dr. Romeo Dumitrescu beschreibt „die in kommunistischer Zeit errichteten Krankenhäuser“ von Reschitza und Karansebesch (die für die Behandlung von Infektionen mit dem SARS-CoV-2-Virus vorgesehen sind), in denen „keine im Fall ansteckender Krankheiten verpflichtend zu befolgende Kreisläufe und Funktionsnormen befolgt werden können, die Standards elementarer Hygiene Rechnung tragen würden“, die „veralteten Apparate und die überholte und defektanfällige technische Ausstattung“, „häufige, zuweilen irreparable Defekte der Apparate“, „Möblierung, Infrastruktur und Unterbringungsbedingungen, die vollkommen überholt sind hinsichtlich Dimension, Desinfektionsmöglichkeiten, Funktions- und Anpassungsnormen anbetrachts der Erfordernisse der Gegenwartsmedizin“, „ein Notfallsystem, das komplett saniert wurde, sich aber in totaler Nichtübereinstimmung befindet mit der primären medizinischen Tätigkeit – Kabinette der Hausärzte, Sanitäreinrichtungen mit Krankenhausbetten in kommunalen und städtischen Krankenhäusern“.
Auf der Makroebene beklagt der Bericht die Emi-gration von „etwa 14.000 Ärzten“, zehntausenden Krankenschwestern und –pflegerinnen und -pflegern, also „eine massive Ausblutung der medizinischen Intelligenz“, „Desinteresse und Oberflächlichkeit in der kontinuierlichen beruflichen Aus- und Fortbildung“, den „Absturz der Krankenhäuser“, ihre „erdrückende Überschuldung, so dass die Krankenhäuser mehrheitlich mit durch die fiskalische Aufsicht ANAF blockierten Konten“ dastehen. Daraus folgt auch „der Verlust jedwelcher Investitionsschancen“, die Herabstufung der Krankenversicherungskassen als „Einnehmer – Verteiler für Finanzmittel“, die „Aneignung von Mitteln des Gesundheitswesens durch das Finanzministerium, mit Ausnutzung eines großen Ermessensspielraums der Finanzaufsicht gegenüber den individuellen und kollektiven Krankenversicherungen“. Nicht zuletzt wird auf einen „medizinischen Corpus von rund 9000 Personen“ hingewiesen, „der in der Altersgruppe 62-65 Jahre steht, also an der Schwelle der Pensionierung“.
Dieser harte und ernüchternd realistische Bericht des umstrittenen Ad-interim-Leiters der Gesundheitsbehörde DSP, der die akutesten Probleme des Gesundheitswesens des Banater Berglands, aber auch Rumäniens beim Namen nennt, ließ Präfekt Gâfu – noch am letzten Montag von Dr. Dumitrescu für sein Agieren in der Notstandszeit beweihräuchert – ohne Replik. Trotz Aufforderung dazu verweigerte der studierte Jurist jeden Kommentar zum Tätigkeitsbericht der Direktion für Öffentliche Gesundheit DSP, den er selber angefordert hatte.
Wir erinnern daran, dass der rechtmäßige Amtsinhaber der Geschäftsführung von DSP, der Jurist D²nil² Milo{, den Dr. Dumitrescu auf Zeit durch Order des Gesundheitsministers und auf Rat des Präfekten ersetzt hatte, seit dem 20. Mai für 30 Tage als Leiter der Gesundheitsbehörde des Landkreises Giurgiu ad-interim versetzt wurde, mit der Möglichkeit, dass sein dortiger Aufenthalt ohne seine Zustimmung für weitere 30 Tage verlängert wird. Momentan funktioniert DSP Karasch-Severin immer noch ohne einen Geschäftsführer.