Klausenburg/Bukarest – Sein Schüler Yehudi Menuhin soll ihn ehrerbietig als just denjenigen bezeichnet haben, der „auf mich den größten Einfluss aller Zeiten ausgeübt hat“, und für Neagu Djuvara gab es noch Januar 2018 zum 100. Jubiläumsjahr seit Gründung des modernen Rumänien nur zwei wahrhaft „große“ Persönlichkeiten, denen Rumänien weltweite Bekanntheit verdanke: „Brâncuși und George Enescu. Andere brauchen wir nicht!“ Dass Rumänien sein alle zwei Jahre in Bukarest und weiteren größeren urbanen Orten begeisterndes Enescu-Festival gut brauchen kann, steht wegen so bestechend viel Klassik in Spitzenqualität aus allen Teilen der Welt für die Dauer eines ganzen Monats selbstverständlich außer Frage. Rumäniens Staatskassen aber haben noch nie einen biografischen Kunst- und Spielfilm über George Enescu aus nationalen Mitteln gespeist, und auch international hat bislang noch kein Regisseur oder Produzent den Entschluss gefasst, das Leben des Schöpfers beider „Rumänischer Rhapsodien“ für große Orchesterbesetzung zum Drehbuch für einen brisant lockenden Kinostreifen zu formen. Umso glücklicher die Recherchen und das Filmen an historischen Schauplätzen nach Konzept von Toma Enache, dessen zwei volle Stunden langer und nicht-staatlich geförderter Streifen „Enescu – jupuit de viu“ seit November reihum in vielen mittelgroßen und allen großen Städten Rumäniens Premiere feiert. Wo der ethnisch aromunische Gründer der „La Steaua Film Studios“ (2013) selbst vor traumatisch diffizilen Themen wie zum Beispiel dem Fragen nach der früh-kommunistisch entmenschlichenden Haftanstalt in Pitești nicht zurückschreckt, ist sein Spürsinn zweifelsohne auch für das Verfilmen der konfliktgeladenen Lebensgeschichte von George Enescu geradezu prädestiniert. Die Kino-Hauptrolle spielt Mircea Dragoman, Mitglied des Jüdischen Staatstheaters Bukarest, dessen Filmset-Partnerin Theodora Sandu vom Toma-Caragiu-Theater in Pitești den edlen Charakter von Maria Cantacuzino wiedergibt, zu der George Enescu die innigste Beziehung seines artistischen und persönlichen Daseins pflegte. Da die Kostüme in der Schneiderei von Stefano Nicolao in Venedig entstanden sind, hat der Streifen „Enescu – jupuit de viu“ auch einen Premieren-Abend inklusive Auszeichnung in der Stadt von Komponist Luigi Nono verbucht. Gedreht wurde er in Ploie{ti, Tecuci, Jassy, Bukarest, London und natürlich Paris, wobei die meisten Szenen der Synopsis von der Innenausstattung des Athenäums in Jassy profitieren, das für die Wiedergabe der mondänen Epoche vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg auf Kinoleinwand überhaupt nicht umgestaltet werden musste. Eintrittskarten für „Enescu – jupuit de viu“ von Toma Enache als unabhängigem Filmemacher im gesamten Land sind über das Online-Portal ticketstore.ro zu reservieren, das auch die aktuellen Termine bis Ende Januar auflistet. Die Chancen, dass der Streifen auch danach in Rumäniens Konzertsälen und Kinos zu sehen sein wird, stehen gut. Mittwoch etwa, am 11. Dezember, steht der Capitol-Saal in Temeswar auf dem Plan, und Sonntagabend, am 15. Dezember, das größte Kino von ganz Klausenburg/Cluj-Napoca – das frühere „Republica“ und seit Februar 2011 nach Florin Piersic benannte Filmtheater in einem sozialistischen Plattenbau am Mihai-Viteazu-Platz. Die zeitgenössische Musik zum Film, der Werke von George Enescu erwartungsgemäß in den Fokus stellt und sie teils in historischen Einspielungen erklingen lässt – darunter eine sehr alte Aufnahme mit Enescu persönlich auf der Violine und Dinu Lipatti am Klavier – , stammt aus der Werkstatt von Komponist Sebastian Androne-Nakanishi. Sämtliche symphonischen Passagen haben das Orchestre National de France unter Leitung von Cristian Măcelaru und das Rumänische Rundfunkorchester mit Horia Andreescu am Dirigentenpult beigesteuert. Die Kino-Premiere in Chișinău wurde Mittwoch, am 3. Dezember, gefeiert.