Der Ex-Bahnhofsvorsteher und die Stadt

Karansebesch streitet gerichtlich um einen Sportplatz und weiteres Vermögen

Karansebesch - In Karansebesch gehen - wieder mal und schon seit geraumer Zeit – für jeden Außenstehenden schwer verständliche Dinge vor sich. Da hat ein ehemaliger Bahnhofsvorsteher, der zeitweilig auch Direktor der Eisenbahnregionale Temeswar war - und damals einen Zug einführte, der früh-morgens Reschitza über Karansebesch mit Temeswar verband, den er als „Dienstfahrzeug“ benutzte, der aber immer noch verkehrt und nachmittags, nach dem Acht-Stunden-Dienst eines leitenden Eisenbahnbeamten, auf derselben Strecke als „Schnellzug“ zurückkehrt –, als Vorsitzender eines „Vereins“ sich den ehemaligen Sportplatz des Eisenbahnersportclubs CFR Karansebesch unter den Nagel gerissen, hat in mehreren Prozessen das Stadion gerichtlich zugesprochen bekommen, städtische Sportvereine des Stadions verwiesen und meldet jetzt noch weitere Ansprüche auf Einrichtungen im hochbegehrten, weitläufig parkähnlichen Stadtteil Teiuș am linken Ufer der Temesch an.

Im Gegenzug hat jetzt der Karansebescher Stadtrat einstimmig beschlossen, einen auf solche Fälle spezialisierten Temeswarer Anwalt zu engagieren, der dem im Straßendorf Valea Bistrei, Gemeinde Zăvoi ansässigen Verein des Ex-Bahnhofsvorstands den Prozess machen soll: Mittels der Dokumentationen, über welche die Stadt laut Angaben des Bürgermeisters Felix Borcean (PSD) verfügt, soll gerichtlich nachgeweisen werden, dass die Stadt aus dem Vorstand des den Sportplatz besitzenden Vereins widerrechtlich ausgeschlossen wurde, lies: vermutlich als Folge einer Machenschaft des Vorstands Alexandru Silvășan, des Ex-Bahnhofsvorstehers.

Es handle sich um Dokumente, die kein Gericht bislang zu Gesicht bekommen habe, klärte der Bürgermeister seine Stadträte auf, und sie sollen ein ganz neues Licht auf die Vorgänge werfen, die zum Ausschluss der Stadt aus dem Vereinsvorstand – und damit zum Verbot für städtische Vereine und die Stadt, den Sportplatz zu benutzen – geführt hätten. Suggeriert hat der Bürgermeister, dass der Ausschluss willkürlich geschehen sei.

Silv˛{an hingegen signalisierte der Stadt, dass er gern den Sportplatz abtreten würde, wenn ihm die Stadt im Gegenzug andere Grundstücke im selben Wert oder Geld dafür zahlen wolle. Einer der Ratsherren, Puiu Paica, informierte die Stadträte und den Bürgermeister auf der Stadtratstagung, er habe kürzlich Silvășan auf das Problem angesprochen und von diesem erfahren, dass der Verein, dem der vorsteht, auch andere Einrichtungen im Teiuș-Park beanspruche, weswegen er, Silvășan, einmal mehr die Stadt verklagen werde, denn eigentlich hätte sein Verein auch Anspruch auf das Gelände, wo das „Städtchen der Kinder“ eingerichtet wurde und auf jenes, wo die mit EU-Mitteln entstandenen Tennisplätze („Smart Tennis Club“) der Familie Pleșa sich befinden (eigentlich der Ex-Bürgermeisteramtskandidatin Andra Pleșa, der Tochter der Partnerin des Senators I. M. Vela).

Bürgermeister Borcean reagierte gelassen auf diese Nachricht: „Ich kommentiere nicht, was Herr Silvășan von uns will. Soll er uns doch verklagen. Der möchte jetzt halb Karansebesch und die Tochter des Kaisers obendrauf – aber er ist ein freier Mensch und kann tun und lassen, was er mag, auch vor Gericht kann er klagen noch und noch.“

Hingegen hat die Stadt ein weiteres bisher noch ungenutztes Druckmittel: die Grundstücks- und Immobiliensteuer. Gegenwärtig müssen der Stadt für das CFR-Stadion rund 50.000 Lei Steuern pro Jahr bezahlt werden. Der Besitzerverein geht dagegen vor, weil Sportstätten laut Gesetz nicht besteuert werden. Hingegen argumentiert die Stadt, dass das zwar ein Sportplatz sei, der aber nicht als solcher genutzt wird, also zu besteuern ist. Und in derselben Argumentation kommt die Frage auf, ob die Grundstücks- und Immobiliensteuer nicht nach dem Realwert des Objekts – offizieller Schätzwert: 16 Millionen Lei (!) – bezahlt werden sollte, wie die Forderung aus den Reihen mancher Bürger von Karansebesch laut wurde.