Der Klang des jüdischen Odessa auf Gastspielreise in Siebenbürgen

Klausenburg/Hermannstadt – Die aktuell von drei Städten in Israel ausgehende und Mitte des Monats zu ihrem Budapest-Finale aufrufende Benefizkonzert-Tournee der Klezmer-Band „Kommuna Lux“ aus Odessa zugunsten der Ukraine hält auch Rumänien drei Gelegenheiten bereit, sich von 100 oder noch mehr Jahre alten und sehr würzigen Chansons aus der Hafen- und Millionenstadt an der ukrainischen Schwarzmeerküste mitreißen zu lassen. Sänger Bagrat Tsurkan und seinen Mitspielern im Sextett auf Akkordeon, Gitarre, Trompete, Klarinette, Posaune und selbstverständlich Schlagzeug gehörte vorgestern Abend, am 6. August, ab 19.30 Uhr im einzig 13 Kilometer von Klausenburg/Cluj-Napoca entfernten Dorf Mera für die Dauer von über einer Stunde die Scheunen-Bühne des örtlichen World Music Festivals, das nachts darauf zum achten Mal in Folge seit 2016 schloss. Auf Einladung der Jüdischen Gemeinschaft und des Rotary-Clubs in Sighetu Marmației tritt „Kommuna Lux“ heute, am 8. August, um 19 Uhr abends ebenso im Monica-Chifor-Festsaal des städtischen Gymnasiums mit der Sonderförderungs-Abteilung für Musik und Bildende Künste auf. Zielort des Vorschlusstermins auf der Benefizkonzert-Tournee Richtung Endstation Budapest sind Hermannstadt/Sibiu und seine 1899 geweihte Synagoge, wo Bagrat Tsurkan und seine Klezmer-Ensemble-Kollegen Oleg Vasyanovych, Viktor Kyrylov, Volodymyr Gitin, Andrii Okhramovich, Yaroslav Besh und Serhiy Poltorak Mittwochabend, am 9. August, ab 18.30 Uhr zwei Stunden lang singend und spielend für das einst jüdische Flair von Odessa werben werden. Traurige Reputation erlangte die Heimatstadt von „Kommuna Lux“ am 6. Oktober 1941 durch die auf russischen Befehl hin ausgeführte Hinrichtung von Theophil Danilowitsch Richter, dem deutschstämmigen Organisten an der lutherischen Sankt-Pauls-Kirche. Sein damals 26 Jahre alter Sohn Swjatoslaw Richter entging dem selben Schicksal nur, weil er vier Jahre zuvor als späterer Weltklasse-Pianist zwecks Studium nach Moskau gegangen war. Die unbekümmert fröhlichen Chansons auch von „Kommuna Lux“ zogen nach dem Zweiten Weltkrieg trotz vieler politischer Verbote weite Kreise im Untergrund der Sowjetunion. In der Hermannstädter Synagoge wird „Kommuna Lux“ vielleicht nicht genau den Stil der jüdischen Sänger-Legende Aaron Lebedeff (1875-1960) fortsetzen – das Fetzige etlicher seiner Gassenhauer dürfte jedoch prägend durch das Konzert schimmern: „Ver es iz nor nit geven / In der sheyner shtot Odess / Hot di velt gor nit gezeyn / Un er veyst nit fun progress“, was im originalen Sound auf Youtube nachzuhören ist. Aus dem Mund dessen, der auch „di amolige Rumania, nit di yetstige Rumania“ stupend als „di gute Rumania“ zu besingen pflegte. Das Benefizkonzert von „Kommuna Lux“ für die Ukraine in Hermannstadt erfolgt dank Unterstützung der örtlichen Jüdischen Gemeinschaft sowie der Alten Mühle/Moara Veche in Holzmengen/Hosman. Spenden lautet die Devise!