Arad - Ein sonniger Samstagvormittag in der Arader Gemeinde Glogowatz/Vladimirescu: Vor der römisch-katholischen Kirche tanzen Trachtenpaare zur Musik der Blaskapelle „Nădlăceanca“, ein mehrere Meter hoher Kirchweihbaum ragt zum Himmel empor, während einige Ortseinwohner dem bunten Treiben mit Bewunderung zusehen. Heute ist Trachtenfest angesagt, eine Feier, die die banatschwäbischen Trachten, aber auch die deutsche Bevölkerung von dies- und jenseits der Marosch in den Mittelpunkt des Geschehens rücken lässt. Veranstaltet wird das Fest von dem Deutschen Ortsforum, dem Jugendtrach-tenverein Banat-JA, der Kommunalverwaltung Glogowatz und dem Demokratischen Forum der Deutschen in Arad (DFDA). Fördermittel kamen u.a. vom Departement für Intereth-nische Beziehungen.
„Vor vier Jahren wurde in Glogowatz das Deutsche Forum neu gegründet. Dann kam die Idee auf, irgendetwas zu machen. Ein Kirchweihfest zu veranstalten, war schwieriger, so dass ein ‘Trachtenfest aus Anlass des Kirchweihfestes’ ins Leben gerufen wurde“, erzählt DFDA-Geschäftsführerin Adelheid Simon. Ungefähr 270 Personen machten beim diesjährigen Trachtenfest mit. Mit dabei waren die Tanzgruppen „Banat-JA“ aus Neuarad, „Banater Rosmarein“ aus Temeswar, „Billeder Heiderose“, „Hatzfelder Pitpatsche“, die „Warjascher Spatzen“ und die Gruppe „Edelweiß“ aus Detta. Für gute Unterhaltung sorgten die Nădlăceanca-Blaskapelle, das Jugendblasorchester „Lambert Steiner“ aus Sanktanna/Sântana und die ungarn-deutsche Band „Tornado“. An die 70 Deutsche leben heute in Glogowatz. „Dadurch, dass viele Deutsche aus Arad hierher gezogen sind, stieg deren Zahl an“, erklärte Adelheid Simon. „In diesem Jahr sind 72 Paare dabei. Bewundern kann man Trachten aus Neuarad, Glogowatz, Engelsbrunn/Fântânele, Wiesenhaid/Tisa Nouă, Hellburg/Şiria, Warjasch/Variaş, Detta und aus anderen Banater Ortschaften“, so Cristian Sebin, der Vorsitzende des Deutschen Forums aus Glogowatz, der sich wünscht, dass das Fest in den kommenden Jahren noch größer wird.
„Mir sind zuallererst die Glogowatzer Trachten aufgefallen. Es gibt drei davon: die Kirchentracht, die aus dunkler Brokatseide genäht ist, die Nachmittagskirchweihtracht aus weißem Spitzenstoff und die Balltracht, die in Glogowatz immer am Kirchweihmontag, zum Tanz, angezogen wurde“, sagte Helen Alba, eine Kennerin der banatschwäbischen Sitten und Bräuche. „Ich glaube, es ist wichtig für die Jugendlichen, dass sie sich untereinander austauschen, was Trachten und Tänze im Banat anbelangt“, fügte Helen Alba hinzu. Bei der Veranstaltung dabei waren der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, Johann Fernbach, und der DFDA-Vorsitzende Michael Szellner. „Der Journalist Dan Codre hat einen Dokumentarfilm über Glogowatz gedreht. Die Grundidee war, dass Glogowatz in den vergangenen mindestens hundert Jahren eine Migrationsgemeinde war. Er hat dokumentiert, wie und was die Leute zurücklassen. Jeder hat etwas Bleibendes zurückgelassen. Die Tatsache, dass wir dieses Trachtenfest anstatt der Kirchweih mit deutschen Kulturträgern organisieren, ist auch im Sinne dieser Tradition, etwas zurückzulassen, was über Generationen Wirkungen trägt“, erklärte Michael Szellner. Groß und Klein waren mit Herz und Seele dabei und schwangen das Tanzbein den ganzen Tag über, bis spät abends, als im Kulturhaus ein Ball über die Bühne ging.