„Die deutsche Minderheit im Ausland bekannter machen“

Foto: Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland

Hermannstadt – Unter dem Titel „Deutsche Minderheit in Rumänien: Gegenwart und Zukunftsperspektiven“ fand am Montag, den 24. Juli, eine Online-Diskussion statt. Die Diskussionsreihe „Deutsche Minderheiten stellen sich vor“ war durch die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten in der FUEN (Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten) organisiert. Ziel der Veranstaltungsreihe, die seit 2022 durchgeführt wird, sei es, so Dominik Duda, Teamleiter für Mittel- und Osteuropa und Projektkoordinator für Polen von der Stiftung Verbundenheit, deutsche Minderheiten im östlichen Europa auch in der deutschen Gesellschaft bekannter zu machen. Im weiteren Verlauf präsentierten die Diskussionsteilnehmer den aktuellen Stand der deutschen Minderheit Rumäniens und gaben einen Einblick in die Lebensrealität vor Ort.

In ihrem Grußwort ging die rumänische Botschafterin Adriana-Loreta Stănescu zunächst auf die Brückenfunktion der deutschen Minderheit in Rumänien und die der in Deutschland lebenden Rumänen für die deutsch-rumänischen Beziehungen ein: „Die deutsche Minderheit ist für Rumänien ein Schatz“. Ferner schilderte sie die Situation der Minderheitenpolitik heute: „Die Diskussionsrunde ist aus meiner Sicht auch deswegen von besonderer Bedeutung, weil sie auch eine bessere Kenntnis der Minderheitenpolitik Rumäniens ermöglicht. An dieser Stelle möchte ich die Tatsache unterstreichen, dass Rumänien auf europäischer Ebene ein Modell hinsichtlich des Schutzes der nationalen Minderheiten darstellt.“ Die Botschafterin hob zudem die besondere Rolle der Minderheiten-Schulen in Rumänien und die Bedeutung der Qualitätssicherung des Unterrichts in deutscher Sprache hervor.Auch Hartmut Koschyk, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland, betonte, „dass Minderheitenpolitik und Politik für die deutsche Minderheit von Rumänien aus nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, sondern auch mit wirklicher Empathie betrieben wird.“ Die Botschafterin habe sich aktiv dafür eingesetzt, dass es nicht zu Kürzungen im Bereich des deutschsprachigen Unterrichts gekommen sei. 
Auch Renata Trischler, Vertreterin der AGDM, wies darauf hin, dass die Position der deutschen Minderheit in Rumänien keine Selbstverständlichkeit sei – verglichen mit der Situation anderer deutscher Minderheiten im europäischen Kontext.

Zum Thema diskutierten anschließend Dr. Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), Benjamin Józsa, Geschäftsführer des DFDR, Doris Köber, Kulturreferentin des DFDR und Johanna Kézdi, Jugendreferentin der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Jugendorganisationen (ADJ): Alle Angehörigen der deutschen Minderheit in Rumänien ermöglichten Einblicke in ihre jeweiligen Tätigkeitsbereiche.

Paul-Jürgen Porr gab eine Einführung in die Historie der deutschen Minderheit, sprach zur aktuellen Situation der verschiedenen Gruppierungen innerhalb der deutschen Minderheit in Rumänien und ging auf die Institution des Forums ein. Benjamin Jósza ging auf das deutschsprachige Schulsystem in Rumänien ein. Der Erhalt des Schulwesens sei in Rumänien möglich gewesen – anders als in anderen europäischen Ländern. Bis heute existiere es erfolgreich und gebe sowohl Schülerinnen und Schülern der deutschen Minderheit sowie der rumänischen Mehrheitsgesellschaft die Möglichkeit, auf Deutsch beschult zu werden. Allerdings gebe es auch einen akuten Lehrermangel, der auf die mangelnde Attraktivität und Unterbezahlung des Lehrberufs in Rumänien zurückzuführen sei. Johanna Kézdi sprach zur Jugendarbeit und erwähnte auch die Herausforderungen im Bereich: „Eine wichtige und große Herausforderung ist das Einladen und Motivieren der Leute, mitzumachen. Denn Jugendliche haben auch andere Interessen. Deswegen bieten wir unterschiedliche Aktivitäten an – damit jeder etwas findet, wo er sich wiederfindet.“ Doris Köber präsentierte die verschiedenen Kulturformate, die die deutsche Minderheit rumänienweit organisiert; unter anderem auch das Große Sachsentreffen 2024, das in Hermannstadt stattfinden wird. Sie ging darauf ein, dass die rumänische Mehrheitsbevölkerung rege an den Veranstaltungen teilnimmt und die Veranstaltungen dort auf große Akzeptanz stoßen.

Das Video zur Veranstaltung ist weiterhin abrufbar unter facebook.com/stiftungverbundenheit oder auf Youtube unter youtube.com/@stiftung_verbun-denheit. Die nächsten Veranstaltungen des Formats finden voraussichtlich im September und Oktober statt. Bei den beiden Veranstaltungen werden zum einen die deutschsprachige Gemeinschaft in Argentinien und zum anderen die deutsche Minderheit im Baltikum im Mittelpunkt stehen.