Bukarest – Ein Klanguniversum – das ist das Bandoneon, ein relativ kleines tragbares Handzuginstrument aus der Gruppe der Harmoniken, entwickelt vom deutschen Musiker und Musiklehrer Heinrich Band in einer Seidenweberwerkstatt in Krefeld.
Die Entstehungsgeschichte dieses Instrumentes greift der Komponist und Pianist André Parfenov auf und zeichnet diese musikalisch nach. Das Stück „Die Bandoneon-Story“ mit den eigenen Kompositionen hat er als Parfenov-Duo, gemeinsam mit der Violinistin Iuliana Münch und mit Omar Massa, einem der weltweit bedeutendsten Bandoneonisten, vor kurzem im Rumänischen Athenäum in Bukarest dargeboten. Die Aufführung wurde künstlerisch von einem Auftritt der Ballett-Tänzer des Theaters Krefeld, Marco A. Carlucci in der Rolle von Heinrich Band und Teresa Levrini als dessen Ehefrau, umrahmt, welche die Entstehungsgeschichte des Bandoneons durch ihren ausdrucksvollen Tanz schilderten. Die Instrumentalisten und Tänzer verzauberten das Publikum und nahmen die Zuhörer mit auf Reisen.
Die Bauform des Bandoneons hat der Instrumentenbauer Carl Friedrich Uhlig um 1834 erfunden. Das Tastatursystem des Bandoneons ist eine Erweiterung, beziehungsweise Abwandlung des Systems von Uhlig durch den Krefelder Musiklehrer Heinrich Band. Das Instrument verfügt über bis zu 72 Tasten und hat einen Tonumfang von über 140 Tönen, der insgesamt fast fünf Oktaven abdeckt. Im Vergleich zum Akkordeon hat das Bandoneon keine mechanisch voreingestellten Akkorde, sondern wie das Klavier nur Einzeltöne.
Wie dieses Instrument weiter jenseits der deutschen Grenze bekannt, nach Argentinien von einem Matrosen mitgenommen wurde, infolge einer Prügelei verloren gegangen ist und in einem Freudenhaus landete, illustrierte André Parfenov durch seine Kompositionen, die er am Klavier, Iuliana Münch auf der Geige und Omar Massa am Bandoneon vorgespielt haben.
Die musikalischen Geschichten, die sie erzählten, waren wie ein Kaleidoskop: Sie ließen kirchliche Prozessionen durchscheinen, für die das Bandoneon zuerst gedacht wurde, aber griffen stimmungsvoll auch den Geist von Volksfesten auf, wo das Bandoneon wieder in Polkas und Ländler hörbar war. Im zweiten Teil des Programms waren nicht mehr klassische Bandoneonlieder zu hören, sondern klassische Tangos, wofür das Instrument später eingesetzt wurde.
Für die 650-Jahr-Feier der Stadt Krefeld ist das Ballett „Seide-Band-Bandoneon“ in der Choreographie von Robert North mit Musik von André Parfenov entstanden. Vor einem Jahr ist es im Theater Krefeld mit stürmischen Erfolg uraufgeführt worden. Es folgten weitere über 20 Aufführungen. André Parfenov hat die Musik für Violine, Klavier und Bandoneon bearbeitet und als „Bandoneon-Story“ mit Unterstützung der NRW Kunststiftung für das internationale Label Naxos eingespielt.