Kronstadt - „Die wiederentdeckte Marienburg“ (Feldioara redescoperită) lautet der Titel einer Ausstellung, die in der Graft-Bastei besichtigt werden kann. In den zwei Räumen der Bastei sind Schautafeln aufgestellt sowie drei kleine Glasvitrinen mit Fundstücken (Münzen, Pfeilspitzen, Schmuck, Pferdesporen) der nach 1990 eingeleiteten archäologischen Grabungen bei Marienburg/Feldioara. Bei der Vernissage der Ausstellung, die am Donnerstag stattfand, sprachen der Direktor des Geschichtsmuseums Kronstadt/Braşov, Nicolae Pepene, die Archäologen Dana Marcu Istrate (Kronstadt) und Adrian Ioniţă (Institut für Archäologie „Vasile Pârvan“, Bukarest) sowie der Bürgermeister von Marienburg, Sorin Taus. Gedankt wurde vor allem dem Kreisrat Kronstadt, durch den seit drei Jahren die Finanzierung der aufwändigen (Gesamtinvestition von rund 10 Millionen Lei) und anspruchsvollen Restaurierungskampagne der mittelalterlichen Marienburg gesichert wurde.
Sie soll im September beendet werden, erfuhr man von Bürgermeister Taus. Er wies auf die wachsende touristische Bedeutung hin, zu der die Marienburg der gleichnamigen Ortschaft verhelfen könne. Sie sei die wichtigste Sehenswürdigkeit der Gemeinde, wobei aber auch die evangelischen Kirchen in Marienburg und im benachbarten Rothbach/Rotbav hinzukommen sowie das Marienburger Studentendenkmal. Taus sprach auch von Gesprächen mit Vertretern der evangelischen Kirche A.B. in Rumänien bezüglich einer Mitbeteiligung des Bürgermeisteramtes in der Ausarbeitung von EU-finanzierten Restaurierungsprojekten der Kirchen in Marienburg und Rothbach, wo bekanntlich am 19. Februar leider der imposante Turm komplett einstürzte. Zwei weitere interessante Neuigkeiten konnte der Bürgermeister ebenfalls ankündigen: 1. Marienburg strebt eine Partnerschaft mit der gleichnamigen polnischen Ortschaft (offizielle Benennung Malbork) an, wo bekanntlich die Deutschen Ritter, nachdem sie das Burzenland und Marienburg 1225 verlassen hatten, eine der größten Burganlagen Europas errichteten. 2. In Marienburg beabsichtigt man im alten Rathaus ein eigenes Museum der Gemeinde einzurichten.
Damit kommt man in der Burzenländer Gemeinde auch einer Initiative des Museumsdirektors Pepene entgegen: ein historisches Denkmal, das nicht auch über ein eigenes Museum verfüge, komme nur zur Hälfte zu der ihm gebührenden Geltung. Pepene war froh, nun verkünden zu können, dass nach 13 Jahren die Graft-Bastei wieder als Ausstellungsraum Besucher, und vor allem Schüler und Jugendliche, empfangen könne. Bei der Vernissage, wo das Kronstädter Kreisforum durch seinen Vorsitzenden Wolfgang Wittstock sowie durch Stadtrat und Bürgermeisterkandidat Christian Macedonschi vertreten war, beteiligte sich, außer Journalisten, Historiker, an Geschichte interessierte Personen, auch eine Schulklasse samt ihrem Geschichtslehrer aus Marienburg. Die Ausstellung informiert nicht nur über die Geschichte der Burganlage, sondern auch über Funde, die die Existenz viel älterer Siedlungen belegen (als Neuigkeit nannte Ioniţă Beweise, die für eine römische Siedlung sprechen) sowie über die Geschichte der evangelischen Kirche. Aufsehen erregend dürfte auch das Entdecken einer Begräbnisstätte der ersten deutschen Siedler („Hospites“) sein mit Gräbern, die Kopfnischen aufweisen und jenen aus Westeuropa des 11. und 12. Jahrhunderts gleichen und somit für eine Besiedlung dieser Gegend durch sächsische Einwanderer vor der Ankunft der Deutschen Ritter stehen. Die Ausstellung kann bis zum 15. Mai täglich (außer montags) zwischen 10 und 18 Uhr besichtigt werden.