Ein Handbuch für Forscher

Band 6 des Leitfadens der Archivfonds und Archivkollektionen bis 1918/1919 zu Transsylvanien vorgestellt

Reschitza – Freimütig erklärte Kreisratspräses Romeo Dunca am Ende der Buchvorstellung im Tagungssaal des Kreisrats in der Präfektur von Reschitza, dass er nicht so recht gewusst habe, um was es da heute geht bei dieser Veranstaltung, dass er folglich gekommen war, um je schneller wieder zu wichtigeren Dingen aus dem Saal zu verschwinden. Und dass er dann doch geblieben wäre, weil ihm ein solches Buch auch ein persönliches Anliegen sei. Und er gesellte sich zu den anderen Rednern, indem er eindringlich an die anwesenden Schüler (des Baptistischen Kollegs, das einzige der Stadt, das seine Schüler zur Teilnahme ermutigt hatte) appellierte, bereits als Jugendliche, erst recht als Erwachsene Dokumenten alle gebührende Achtung zu widmen, „denn schließlich sind sie das, was später als Grundlage für unsere wahre Geschichte anzusehen ist“.

Zur Präsentation des zweisprachigen rumänisch-ungarischen Bands Nr.6 Karasch-Severin/Krassó-Szöreny des seit 2014 laufenden ungarisch-rumänischen Projekts (das auf eine Übereinkunft der Staatsarchive aus Budapest und Bukarest zurückgeht) hatten die Veranstalter (Kreisbibliothek „Paul Iorgovici“, Reschitza und die Kreisvertretung der Staatsarchive von Karansebesch) großes Geschütz aufgefahren: Präfekt Ioan Dragomir war erschienen samt Stellvertreter, auch Kreisratspräses Dunca war (verspätet) angehetzt und viele Interessenten – auch in verantwortlichen Positionen - ebenfalls. Die Dokumentationsreihe kam wohl nicht ohne Knirschen im Getriebe zustande und – Nebensätze bei der Präsentation bestätigten das – auch bei der Zusammenstellung der Einzelbände scheint viel Diplomatie nötig gewesen zu sein. Doch das Projekt läuft: gegenwärtig sind von über 20 geplanten Dokumentationsbänden, geordnet nach administrativen Einheiten beider Länder, die zum ehemaligen Fürstentum Siebenbürgen gezählt werden können (nebenbei: das Banat selbst gehörte nur zeitweilig und nur bedingt zu Siebenbürgen…), bereits neun erschienen.

Zuerst gab die (ihr Lampenfieber schlecht verbergende) Moderatorin Clara Maria Constantin, die Leiterin der Kreisbibliothek, den beiden Spitzenpolitikern des Banater Berglands, Dragomir und Dunca, das Wort, die sich ganz kurz und konventionell (Dragomir mit überraschender Wärme und bei einem Finanzmann gar nicht vermuteter Spontaneität) äußerten. Der ehemalige langjährige Leiter der Karansebescher Staatsarchive, Constantin Brătescu, machte eine eingehende und fachlich stimmige Analyse des Buches, wies auf Stärken und Schwächen hin (immer mit der Bemerkung: „das ist aber leicht auszumerzen…“) und präsentierte zahlreiche Beispiele von Zerstörung von Archiven, die er selbst im Laufe der 35 Jahre, die er dort gearbeitet hatte, erleben musste. Deswegen sein Appell an die Jugendlichen im Saal, erst einmal ihre eigenen Familienarchive zu sichten, zu ordnen, und, vor allem, aufzubewahren. Der Kultur-, Unterrichts- und Kommunikationsbeauftragte der rumänisch-orthodoxen Diözese Karansebesch, Archimandrit Dr. Casian Rușeți, nahm einige Ideen von Br²tescu auf, um dann ein hochintellektuelles und in einem selten so gehörten gepflegten Rumänisch vorgetragenes Plädoyer hinzulegen für eine dokumentengestützte, also so hochgradig wie nur möglich objektive Schreibung der Geschichte – wozu eine gründliche und umfassende Kenntnis von Dokumenten unumgänglich sei. Dazu nutzt ein solcher Leitfaden: er erleichtert dem Forscher die Suche nach der Wahrheit. 
Den Abschluss machte Dunca mit seinem oben angeführten Geständnis.