Ein Kloster, das mit seiner gut erhaltenen Kirche gleichziehen soll

Im Brukenthalmuseum läuft Geschichtsforschung auf Hochtouren

Priester Nicolae Popa, in seiner rechten Hand den neuen Bild- und Dokumentationsband des Brukenthalmuseums über die Ursulinen-Klostergeschichte haltend, schwelgte in höchsten Tönen von frühen Glanzzeiten des Altbaus, die selbstverständlich auch er ihm wieder zurückwünscht. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – „Das Material würde für noch weitere drei bis vier Ausstellungen ausreichen“, ergänzte Historikerin Delia Voina Mittwochnachmittag, am 16. Oktober, Museumsdirektor Alexandru Chituță im Erdgeschoss des Ursulinen-Klosters, der zur Vernissage der Dokumentation „Spe Salvi“ im Altbau mit seinen drei großen Innenhöfen und der weiträumigsten Grundfläche im historischen Kern Hermannstadts/Sibiu wenig überraschend damit gepunktet hatte, dass die allermeisten Exponate „weder hier noch anderswo“ jemals zuvor öffentlich präsentiert worden wären. Auch mit dem Fazit einer gewissen „verwandtschaftlichen“ Beziehung zwischen Brukenthalmuseum und Ursulinen-Kloster als zwei Einrichtungen, die von Kaiserin Maria Theresia privilegiert bedacht und behandelt wurden, lag Kurator Chitu]˛ bestimmt nicht falsch. Zumal Marius [pechea, Dozent an der Lucian-Blaga-Universität und als jüngstes Mitglied im Kuratoren-Team zur ausführlichsten aller Ansprachen aufgelegt, von der „Nähe der Bischöfe Transsylvaniens zu diesem Ort“ geraunt und selbstverständlich die römisch-katholischen und griechisch-katholischen Erzdiözesen gemeint hatte. Wobei der Ruf der Mädchenschule unter der Aufsicht von Nonnen des Ursulinen-Klosters auch Fürsten und Großgrundbesitzer östlich und südlich der Karpaten überzeugt haben soll, ihre Töchter im österreichisch-ungarisch verwalteten Hermannstadt zu Damen von Welt werden zu lassen.

Im handgeschriebenen Krypta-Begräbnis-Register, das den letzten Eintrag 1948 erhielt, darf und kann erwartungsgemäß hinter Glas nicht geblättert werden, und auch den vier Messgewändern, die einer Chronik zufolge dem Ursulinen-Kloster und seiner Kirche von Kaiserin Maria Theresia persönlich geschenkt worden sein sollen, kommt man nur bis an die von der aufgespannten Kordel markierte Linie in die Nähe. Es handelt sich schließlich nicht ohne Grund um „Dokumente und Objekte, die heimkehren, deren Wert jedoch nie weg gewesen ist“, wie Marius Șpechea vor sehr dicht gedrängtem Publikum zu erklären verstand. „Im Kloster gab es Orte, wo die Klausur total war“, wogegen die Ausstellung „Spe Salvi“ über einiges aufklärt, was bis kürzlich nur in Fachkreisen bekannt gewesen sein dürfte.

Nicht näher unterstrichen werden musste zur Stunde der Ausstellungseröffnung nur die einst von 1948 bis 2010 landesweit gerühmte Qualität des Pädagogischen Gymnasiums der Stadt als Mieter im Ursulinen-Kloster vor der rechtlich angeforderten und erzielten Rückgabe an das römisch-katholische Erzbistum Karlsburg/Alba Iulia. Dennoch: dass hier vor langer Zeit zum Beispiel auch Nora Iuga zur Schule gegangen ist, wie Beatrice Ungar als Chefredakteurin der „Hermannstädter Zeitung“ anführte, steht dem dringend renovierungsbedürftigen Altbau, um dessen langfristigen Wieder-Gebrauch sich nunmehr das Brukenthalmuseum bemüht, gar nicht schlecht. Verständlich, dass von den Ordens-Schwestern, die 1949 das aufgelöste Kloster räumen mussten, keine mehr lebt. Die letzte von ihnen hingegen, Cecilia heißend und an ihrem Lebensabend völlig erblindet, stand bis zu ihrem Tod in Kontakt mit Nicolae Popa, noch immer Priester der griechisch-katholischen Ursulinen-Kirche und Überbringer der erfüllten Hoffnung einer Zeugin großer Vergangenheit: „Dass du wenigstens ´jene Kirche im gotischen und barocken Stil´ erhalten kannst.“ Die Ausstellung „Spe Salvi“ schließt am zweiten Sonntag im November, die „Hoffnung auf Rettung“ des Klosters dafür zu höchstwahrscheinlich keinem Zeitpunkt der nahen und mittleren Zukunft.