Am 28. August 2015 verstarb in Bamberg der aus Siebenbürgen stammende Pianist, Pädagoge und Musikforscher Peter Szaunig. Den Weg zur Musik hat der am 20. Mai 1933 in Kronstadt/Braşov geborene Peter Szaunig nicht unmittelbar gefunden. Er ging Umwege über sportliche Aktivitäten, technische Ausbildungen und Ingenieurwissenschaften. Sobald ihm die Berufung zum Musiker, zum Pianisten, klar geworden war, suchte er sich die in jenen Jahren in Rumänien bestmögliche Ausbildungsstätte aus – die Musikhochschule in Bukarest – und darin die vortrefflichsten Klavierpädagogen und Pianisten jener Jahre: Silvia Şerbescu, Dagobert Buchholz und Alexander Demetriad, nachdem er in Martha Fritsch, Eva Plattner, Mitzi Klein-Hintz und Franz Xaver Dressler schon in Hermannstadt, wo er das Brukenthal-Gymnasium besuchte, hervorragende Musik- und Klavierlehrer, Wegweiser und Vorbilder gefunden hatte.
Nach dieser akademischen Ausbildung und nach Erfolgen als Pianist wurde ihm 1965 die Funktion eines Solisten an der Hermannstädter Philharmonie und seit 1971 die eines Musikinspektors anvertraut. Außerdem erhielt er eine Lehrstelle am Hermannstädter Musikgymnasium. So wurde er als Konzertpianist, Kammermusiker, Musikpädagoge, Journalist, Rezensent und Musikforscher einer der anerkanntesten Musiker Hermannstadts und Siebenbürgens. Bereits 1969 widmete er als Klavierlehrer in Hermannstadt Carl Filtsch ein Symposium, bei dem Stadtkantor Franz Xaver Dressler und Heinz Acker als Leiter des Musikschulorchesters Beiträge lieferten. Und damals hatte er bereits einen zukünftigen Filtsch-Wettbewerb ins Auge gefasst, ein Projekt, das erst 1995 – nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und von Deutschland aus – verwirklicht werden konnte. Gemeinsam mit dem ebenfalls aus Siebenbürgen stammenden und in München wirkenden Klavierpädagogen Walter Krafft hat er 20 Jahre lang diesen internationalen Klavierwettbewerb und das damit verbundene Filtsch-Festival in Hermannstadt/Sibiu geleitet.
Nachdem er 2005 ein Buch zum 10-jährigen Bestehen dieses Filtsch-Wettbewerbs veröffentlicht hatte, folgte 2009 eine umfangreiche dreisprachige Biografie dieses siebenbürgischen Wunderkindes. Dazwischen fanden Filtsch-Tage in Venedig statt, dem Sterbeort dieses Zeitgenossen von Chopin und Liszt. Vorträge bei Symposien und die Veröffentlichung dessen musikalischen Nachlasses rundeten zwischendurch Szaunigs unermüdliches Wirken ab. Peter Szaunig gehörte zu jener letzten großen Musikergeneration, die sich sowohl in Rumänien wie auch in Deutschland nachhaltig für das Fortleben dieses kulturellen Erbes eingesetzt hat: in Rumänien, als man darüber kaum sprechen und nicht schreiben durfte, und in Deutschland, wo dieser Bereich deutscher südosteuropäischer Musikkultur oft als ein Fremdkörper betrachtet wird.
Der siebenbürgische Musikhistoriker Karl Teutsch schrieb in seiner Gratulation zu Szaunigs 80. Geburtstag, dass man selten einem Achtzigjährigen begegnet, der so agil, aktiv, unternehmungslustig, tatkräftig, leistungsfähig und zukunftsorientiert sei wie Peter Szaunig. Das betraf nicht nur seine Tätigkeiten rund um die Hermannstädter Veranstaltungen, sondern alle weiteren Disziplinen, die er vertrat. Denn seine Vielseitigkeit als Musiker und seine in mehrere Richtungen weisenden Tätigkeiten behielt er bei. Besonders der Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa (GDMSE) fühlte er sich seit deren Gründung eng verbunden und war ein eifriger Mitstreiter für die Durchsetzung der gesetzten Ziele. Sein Name reiht sich ein in die Reihe all jener Musikerkollegen, die ihm bereits vor kürzerer oder längerer Zeit vorausgegangen sind: Helmut Plattner, Richard Waldemar Oschanitzky, Horst Gehann, Anneliese Barthmes, Wolfgang Meschendörfer, Ferenc László, Andreas Porfetye und die vielen anderen, die sich für die Musikkultur Siebenbürgens eingesetzt haben.