Ein „trotzdem optimistischer” Staatssekretär

Das Banater Bergland gehört zu den Verwaltungskreisen mit vielen Schulabbrechern

Reschitza - Stelian Victor Fedorca, früher Unterrichtsgewerkschafter, heute Staatssekretär im Erziehungsministerium, beteiligte sich am vergangenen Wochenende an einer Aussprache zum Thema „Der Zustand des Unterrichtswesens im Verwaltungskreis Karasch-Severin im Lichte der Dezentralisierung“.

Tagungsort war der Sitzungssaal des Kreisrats am Reschitzaer Hauptplatz und über Dezentralisierung wurde weniger gesprochen als über den allgemeinen Zustand des Unterrichtssystems.

Als eines der Hauptprobleme des Unterrichts- und Erziehungswesens des Banater Berglands identifizierte (auch) der Staatssekretär das Phänomen des Schulabbruchs: „Die geografische Gestalt des Gebiets und die großen Entfernungen zwischen den Ortschaften zwingen die Schulkinder oft zu langen und teuren Pendlerfahrten, wo ein Abo bis zu 200 Lei/Monat kostet.

Klar, das kann sich nicht jedermann ohne Weiteres leisten. Das Geld wird den Kindern bzw. ihren Eltern zwar verrechnet – aber nie wissen sie, wann und mit welcher Regelmäßigkeit das geschieht, wenn überhaupt, während das Abo von den Eltern pünktlich bezahlt werden muss, quasi wie ein Vorschuss auf Ungewiss.“

Dass also auch der Staat und seine Institutionen, einschließlich das Schulinspektorat, eine Schuld daran haben, dass die Zahl der vorzeitigen Schulabgänger und der Schulabbrecher so groß ist, das sagte der Staatssekretär nicht mehr, war aber allen klar. Fakt blieb: „Nicht alle Schüler können sich das Abo für die Pendlerfahrten zur Schule leisten. Und dass die Verrechnung der Pendlerkosten nicht regelmäßig geschieht, daran ist das Vorgängerministerium schuld, das keine guten Haushaltsplanungen gemacht hat.“ Einmal mehr...

Mit 2,6 Prozent vorzeitiger Schulabgänger bzw. Schulabbrecher, gemessen an der Gesamtzahl der inskribierten Schüler, liegt das Banater Bergland über dem Landesdurchschnitt und gehört zur negativen Spitzengruppe der Verwaltungskreise Rumäniens. Zu den Faktoren, die dieses Phänomen zusätzlich anheizen gehört auch die Tatsache, dass sehr viele Schulkinder von ihren Eltern, die langfristig auf Arbeit in Westeuropa weilen, praktisch sich selber überlassen sind oder in der Obhut von Großeltern oder Verwandten zurückgelassen wurden.

Dazu kommt die Tatsache, dass die im Ausland arbeitenden Eltern ihren Kinder ziemlich üppig Geld zur Eigenverwaltung überweisen und dass Jungen wie Mädchen sich damit ein „schönes Leben“ leisten, genau in der selben Zeit, wo sie die Schulbank drücken müssten. Diejenigen, denen sie anvertraut sind, wissen das in den meisten Fällen gar nicht, denn „das Kind ist ja zur Schule gegangen“.

Staatssekretär Fedorca vertrat auf der Beratung die Meinung, dass die duale Ausbildung auch im Banater Bergland gute Chancen zu einer positiven Entwicklung und zur Annahme durch die schulische Bevölkerung hätte, zumal es hier in der Vergangenheit gute Ansätze zu einer soliden Berufsausbildung gegeben habe. Allerdings: „Der gegenwärtige Zustand der ehemaligen Industrielyzeen und ihrer Werkstätten gewährt kein akzeptables Umfeld für ein annehmbares Niveau der Ausbildung.“

Der Staatssekretär hatte vorher die Schulungsgruppe für Forstwesen in Karansebesch besucht, von wo er mit zwiespältigen Eindrücken kam: einerseits gute Ansätze zu internationalen Partnerschaften (mit Deutschland und der Schweiz), die Fedorca sich „ausgeweitet“ gewünscht hätte, andrerseits ein akuter Bedarf an Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen. Doch woher die Finanzierung dazu?

„Am 27. und 28. November nehme ich – erstmals ist ein Vertreter des Unterrichtsministeriums dabei – in Regensburg an einer Tagung der Donaustrategie teil“, verkündete Fedorca, „Und im Rahmen der Prioritätsachse 9 bin ich beauftragt, zum Thema des Berufs- und Kunstunterrichts Stellung zu nehmen und die Bedürfnisse Rumäniens in diesen Bereichen anzusprechen.“

Zu den Aufgaben, die sich das Ministerium für Erziehung, Forschung, Jugend und Sport (MECTS) für die kommende Legislaturperiode stellt, gehört auch der Fertigbau der zahlreichen Schulcampus, die in der Regierungszeit Călin Popescu-Tăriceanus 2007-2008 begonnen und dann von der Regierung des Emil Boc als Bauruinen stehengelassen wurden: „Wir sehen nach wie vor in einem Schulcampus die ideale Möglichkeit, den Schülern, vor allem jenen, die weit weg von ihrer Schule wohnen, optimale Bedingungen zu bieten zum Lernen, Leben, Wohnen, Ernähren, Werken und Sporttreiben – letztendlich zum aktiven Bekämpfen des Schulabbruchs und zur Sozialisierung.

Alles unter qualifizierterer psycho-pädagogischer Aufsicht als in den meisten Fällen in einem möglicherweise elternlosen Zuhause“, sagte Staatssekretär Stelian Victor Fedorca in Reschitza. „Ich bleibe also trotz allem optimistisch.“