Bukarest - Zu viel Plastik auf der Welt – klarer Fall. In Rumänien wie auch in vielen anderen Ländern ist das ein großes Problem, denn noch gibt es hier keinen geregelten Recycle-Mechanismus. Die Behörden zeigen zwar zaghafte Initiativen, einen umweltfreundlicheren Lebensstil zu fördern, das steckt jedoch bekanntlich alles noch in Kinderschuhen. Hermannstadt ist bei dem Thema erfolgreiches Beispiel. Zwar hat es auch dort Jahre gedauert, die Bürger an Mülltrennung zu gewöhnen, doch es ist ein Beweis, dass es tatsächlich funktionieren kann, aber einer strikten Strategie bedarf.
Alternativen für die Nicht-Hermannstädter gibt es trotzdem, getrennter Müll kann bei speziellen Sammelstellen abgegeben werden, die den Müll ins Ausland zur Verarbeitung bringen, da es die entsprechende Technologie hier-zulande nicht gibt. Davon und von vielen weiteren Initiativen war Dienstagabend bei der
Einweihung des Plastik-Weihnachtsbaumes auf dem Platz vor dem Goethe-Institut Bukarest die Rede.
Das Goethe-Institut förderte die Idee, als Protest gegen zu viel Wasserkonsum aus Plastikflaschen und die große Ignoranz diesem Problem gegenüber einen Weihnachtsbaum aus solchen Flaschen zu bauen. Unter Anleitung von Dr. Arh. Gențiana Dumitrașcu, Dozentin an der Universität für Architektur und Städtebau „Ion Mincu“, beteiligten sich daran Studenten der Fakultät für Innenarchitektur, Fach Produktdesign. Die Flaschen stammen alle aus einer Sammelaktion gebrauchter Wasserflaschen.
Joachim Umlauf, der am Tag der Einweihung genau 100 Tage das Amt des Direktors des Goethe-Instituts inne hatte, stellte das Projekt „Ein Weihnachten – weniger Plastik“ in einer kurzen Ansprache vor und ließ dann den „Speech um den Flaschenbaum“ von Frau Dr. Arh. Dumitrașcu und weiteren Unterstützern einer umweltfreundlichen Lebensweise übernehmen. So kam Ionuț Iordăchescu von „Let’s Do it, Romania“ zu Wort, der mit seinem Team landesweit bereits 1.400.000 Menschen dazu bewegen konnte, die Natur durch punktuelle Großaktionen zumindest ein bisschen mehr von Müll zu befreien. Roxana Buzețelu von der Gemeinschaft „Micile Bucurii“ (Die kleine Freuden), die sich durch Kampagnen für den Schutz der Umwelt einsetzt, betonte, es liege an jedem Einzelnen von uns, eine Veränderung ins Rollen zu bringen, durch unseren eigenen Lebensstil könnten wir zum Wohle der Erde beitragen. Laura Manea von „Iulie fără Plastic“ erzählte von den Schwierigkeiten, zu einem plastikfreien Leben überzugehen, kleine Schritte führten aber in die richtige Richtung. Eine wiederverwendbare Einkaufstasche sollte man auf jeden Fall immer dabeihaben, damit sei schon ein großer Schritt getan.
Andrada Trandafir berichtete von ihrer Facebook-Seite „ReciclaTomi“, wo viele Ideen zu Mülltrennung und Recycling zu finden sind, sie antworte gerne auf alle Fragen und ist jederzeit bereit, eine passende Sammelstelle für Interessenten ausfindig zu machen. („Sigurec“ ist zum Beispiel eine von vielen vertrauenswürdigen Sammelstellen und ist mittlerweile recht weit verbreitet.) Ihre Seite benannte Andrada nach ihrer Katze – als sie noch unter ihrem eigenen Namen Infos veröffentlichte, bekam sie viel Kritik, sogar Drohungen, seitens der Behörden in ihrer Heimatstadt, so fand sie es sicherer, anonym zu bleiben.
Kleine Schritte, viel Sinn! So können wir vielleicht etwas ändern, und das so bald wie möglich, denn langsam aber sicher werden die Plastik-Berge immer größer. Wir sind es der Natur schuldig, zumindest darüber nachzudenken, dass auch die kommende Generation Wiesen und Wälder, sprich Luft zum Atmen braucht.