Eine Form politischer Verachtung

22 Abraumhalden aus dem Uranbergbau sind immer noch ungesichert

Orawitza – Kurze Zeit nach der Wende von 1989 sind die beiden Urangruben Ciudanovița und Lișava geschlossen worden. In den 1950er Jahren, unter russischer Besetzung und zur Uranerzgewinnung für die Sowjetunion wurde in dieser Gegend der Uranerzabbau hochgefahren, die Uranvorkommen sind allerdings bereits im 19. Jahrhundert von k.u.k. Geologen und Prospektoren entdeckt worden. Der Stopp des Banater Uranbergbaus erfolgte unter dem Vorbehalt, dass sie „binnen fünf Jahren“ ökologisch versiegelt und die unweit Orawitza (wo der Verwaltungssitz des Banater Uranbergbaus war) gelegenen 22 verstreut liegenden Abraumhalden ebenfalls ökologisch gesichert werden.

Damit die Umwelt weder durch ausfließendes Grubenwasser, noch durch vom Regen weitergespültes Wasser von den noch „schwach strahlenden“ Abraumhalden gefährdet wird. Trotzdem sind die Menschen des Raums Ciudanovi]a, aber auch die Anwohner des Jitin- und des Li{ava-Baches (der bei Vărădia in den Karasch-Fluss und dieser in die Donau mündet) sowie deren Weidetiere, die das Wasser trinken, das aus den Gruben fließt oder von den Abraumhalden, einer unkalkulierbaren Gefahr ausgesetzt. Denn bis heute ist die Verplombung der Gruben und die Sicherung der Abraumhalden nicht abgeschlossen, mehr noch: sie wurde schon vor mehr als einem Jahrzehnt völlig eingestellt.

Die Umweltschützer von GEC (das ist: Grup Ecologic de Colaborare) „Nera“ aus Orawitza, die sich um eine Zeit auch um die Abraumhalden des Kupferbergbaus und der Kupfererzanreicherung am Donauufer bei Neumoldowa als Mahner verdient gemacht haben, haben in den vergangenen Wochen ihre Strahlungsmessungen im Raum Ciudanovița-Lișava wieder aufgenommen. Ihre griffige Schlussfolgerung: Das Gefahrenpotenzial des Raums des ehemaligen Banater Uranbergbaus besteht weiter. Die immer noch nicht stabilisierten und abgesicherten Abraumhalden und die kontaminierten Grubenwässer sind vorhanden und nach wie vor strahlen sie.

Man kann nicht pauschal sagen, dass sich die Politik nicht um den Raum kümmert. Nur: zahn- und folgenlos. Sich wie einer lästigen Aufgabe entledigend. Präfekt Ioan Dragomir (PSD) war im Sommer in Ciudanovița und besuchte auch die Gegend der Abraumhalden bei der ehemaligen Verladestation von Li{ava (eine der Haltestellen der Bergbahn Orawitza-Anina, der „Banater Semmeringbahn“). Darauf gab es ein Kommuniqué seitens der Präfektur, dass es große Risiken gäbe im Raum der ehemaligen Urangruben Ciudanovița und Lișava, weil die „Ökologisierung defizitär“ sei… Folgen? Keine!

Die Umweltschützer von GEC Nera beobachten die Gegend seit anderthalb Jahrzehnten. Bei ihren Messungen vom 4. bis 6. Oktober des Grubenwassers und der 22 Abraumhalden dieses Raums stellten sie fest: „Bei der Mehrheit der gemessenen Werte – wir haben dazu ein Messgerät RADEX-QUARTA benutzt – ist die Alarmstufe von 0,3 Mikrosieverth pro Stunde (µSv/h) überschritten. Regenwasser fließt von den Abraumhalden direkt in die umliegenden Gewässer ab. Auf den begrünten Abraumhalden grast das Weidevieh der Bewohner der umliegenden Ortschaften. Die Besitzer der Tiere erzählen ahnungslos, dass sie Produkte der Tiere auf den Märkten in Orawitza, Anina und Reschitza verkaufen. Auf Strahlungsgefahr wird auf Tafeln hingewiesen, die am Rand der Zufahrtswege zu diesen Räumen aufgestellt sind, doch bei keiner einzigen der Abraumhalden im Wald oder in unmittelbarer Nähe der Ortschaft konnten wir eine Warntafel sehen. Die Banater Semmeringbahn, zum Touristenzug geworden, schlängelt sich zwischen den Abraumhalden durch.“
Verwaltet werden müsste das gesamte aufgelassene Gebiet der Urangruben und ihrer Abraumhalden von der Nationalen Urangesellschaft (CNU), also von einem staatlichen Betrieb. Seit zwei Jahrzehnten hat CNU die Ökologisierungarbeiten der Banater Urangruben eingestellt. Seit 2021 ist CNU zahlungsunfähig.