Hermannstadt – Die „Arbeitsgemeinschaft Bildung“ der „Föderalistischen Union europäischer Volksgruppen“, kurz FUEN, traf sich vom 18. bis 21. April in Hermannstadt/Sibiu, um ihren Mitgliedsorganisationen einen Einblick in die Lebensverhältnisse der deutschen Minderheit in Rumänien zu ermöglichen. Die AG Bildung, in der insgesamt 14 Mitgliedsorganisationen vertreten sind, ist die jüngste Arbeitsgemeinschaft der FUEN; sie hat ihre Arbeit im Jahr 2018 aufgenommen. Im Schwerpunkt kümmert sich die AG um die Themenkomplexe „Mehrsprachigkeit“ und „Bildung in der Muttersprache“. Zum ersten Mal fand die Tagung in Rumänien statt.
Die FUEN ist die größte Dachorganisation Europas, die autochthone nationale Minderheiten, Nationalitäten und Sprachgruppen vereint. Derzeit sind in der Organisation mehr als 100 Mitgliedsorganisationen aus insgesamt 36 europäischen Ländern vertreten. Der Verband macht sich vor allem für die Bewahrung von Identität, Sprache, Kultur und Minderheitenrechten stark. In dieser Funktion vertritt die FUEN die Minderheiten bei internationalen Organisationen wie der Europäischen Union, dem Europarat, den Vereinten Nationen und der OSZE. Auf der Plattform minoritymonitor.eu werden regelmäßig Berichte zu Problemsituationen oder Diskriminierung von Minderheiten veröffentlicht.
Bei der Eröffnung der fünften Jahrestagung der AG Bildung begrüßten Daniel Alfreider, FUEN-Vizepräsident und AG-Sprecher sowie Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien und Benjamin Józsa, Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien die Teilnehmer. Auch Zoltán Kallós, Staatssekretär im Bildungsministerium Rumäniens, und Enikö Bíró-Laczikó, Staatssekretärin im Departement für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens, sprachen Grußworte und hielten im Anschluss den ersten Vortrag über das geplante neue Bildungsgesetz und dessen Auswirkungen auf die nationalen Minderheiten in Rumänien.
Monika Hay, Leiterin des Brukenthal-Gymnasiums, hielt ein Referat zum Thema „Bildungslandschaft der Rumäniendeutschen“. Liane Junesch vom Departement für Lehrerbildung der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt knüpfte daran mit einem Vortrag zum Thema „Übergang vom Kindergarten zur Grundschule“ an. Neben den Länderberichten, die in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf die Länder Polen und Estland legten, stand der Übergang von der Kita zur Grundschule in den verschiedenen Länderkontexten im Mittelpunkt der Veranstaltung.
FUEN-Koordinatorin Béragère Vogel, die die Tagung leitete, beschreibt die Zielsetzung der Veranstaltung wie folgt: „Mit den Jahrestreffen wollen wir unseren Mitgliedsorganisationen ermöglichen, einen Einblick zu bekommen, wie es bei den jeweiligen Minderheiten vor Ort aussieht.“ Neben solchen Informationen und der Pflege eines starken Netzwerks bieten die Treffen auch die Möglichkeit, Berichte zu erstellen, um Spezialsituationen und Probleme der Minderheiten aufzugreifen und gegebenenfalls auf der Ebene der Europäischen Union einzubringen: „Wenn man politisch etwas bewirken will, muss man auch die genauen Fakten haben, um mit etwas an den Tisch zu kommen. Das ist auch ein Wunsch von uns. In Polen wurde vor einiger Zeit zum Beispiel der Sprachunterricht für die deutsche Minderheit sehr gekürzt, nämlich von drei Wochenstunden auf eine Wochenstunde. Zu diesem Thema wurde eine Resolution verabschiedet. Dadurch ist die deutsche Minderheit aus Polen dann auch ins Europaparlament zum Intergroup-Meeting für Nationalitäten und Minderheiten eingeladen worden. Solche Sachen versuchen wir anzugehen.“
Außerdem standen neben dem Besuch des deutschen Forumskindergartens, der deutschen und ungarischen Grundschulabteilung des Octavian-Goga-Lyzeums sowie der deutschen Grundschulabteilung der Allgemeinschule Nr. 2 auch eine Stadtführung durch Hermannstadt auf dem Programm.