Hermannstadt – Die erste Auflage des „HOTSPOT SIBIU“ veranstalteten am Dienstag das rumänisch-deutsche Wirtschaftsmagazin DeBizz und die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit durch ihr Büro für Südosteuropa im Hilton-Hotel im Jungen Wald/Pădurea Dumbrava.
Im Mittelpunkt des von Daniel Kaddik, Projektkoordinator der Stiftung für Südosteuropa, moderierten Panels standen die wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit vor Ort sowie die deutsch-rumänische Kooperation in Hermannstadt und der Region. Der Einladung folgten als Redner die Hermannstädter Bürgermeisterin Astrid Fodor, Klaus Reisenauer, der Generaldirektor der Oasis Retail & Development, Stephan Braune, Vorstand des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen (DWS), Ioana Dobrescu, Vorsitzende des Vereins zur Förderung und Entwicklung des Tourismus Kronstadt (APDT Braşov), Marius Ioan Gîrdea, der Manager des Internationalen Flughafens Hermannstadt, der Generaldirektor der Hermannstädter Handels-, Industrie- und Landwirtschaftskammer, Eugen Iordănescu sowie Francisc Sombatfalvi-Török, der Leiter des lokalen Arbeitsschutzinspektorates (ITM). Knapp 60 Gäste brachte die Veranstaltung aus den Reihen der lokalen Wirtschaft, der Vertreter der rumäniendeutschen Minderheit und ihrer Kultureinrichtungen sowie der lokalen und der Kreisverwaltung zusammen.
Nach der Begrüßung und Einführung in den Themenbereich sowie einer kurzen Vorstellung des DeBizz-Magazins durch dessen Marketing-Managerin Anca Boian folgte ein Schlüsselvortrag der Bürgermeisterin Astrid Fodor. Sie bot eine kurze Vorstellung zur aktuellen wirtschaftlichen Lage in Hermannstadt und ging besonders auf die neu ausgearbeitete integrierte Entwicklungsstrategie der Stadt ein. „Hermannstadt ist ein Hotspot der wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Entwicklung in dieser Region Siebenbürgens und ist dabei eine der ersten Städte in Rumänien, die gleich nach 2000 über einen 10-jährigen Entwicklungsplan verfügt haben. Der integrierte Entwicklungsplan, der für die Zeit bis 2023 entwickelt wurde, ist das Ergebnis des bisher weitläufigsten Austausches der lokalen Stadtverwaltung mit der Zivilgesellschaft zu den notwendigen Entwicklungsrichtungen“, so die Bürgermeisterin. Als besondere Schwerpunkte des Plans hob die Bürgermeisterin das duale Unterrichtssystem hervor, seine Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung und die Bestrebungen der Stadt in dieser Richtung durch die Unterzeichnung von Kooperationsverträgen mit lokalen Unternehmen und technischen Schulen (die ADZ berichtete), aber auch die Rolle der Kultur als wichtiger Entwicklungsfaktor besonders für den Tourismus.
Des Weiteren stehen die Entwicklung der Industriezonen West und Ost, die Erneuerung der Straßen- und Bildungsinfrastruktur, der Bau eines neuen Kreiskrankenhauses und weitere wichtige Punkte auf der Prioritätenliste.
Stephan Braune sprach zu den Vorteilen und Herausforderungen der Wirtschaftstätigkeit vor Ort aus Sicht der deutschstämmigen Unternehmerschaft. Unter anderem sprach er den Mangel an preiswerten Industrieflächen aus städtischer Hand an, den Bedarf an Arbeitskräften und neuen Wohnanlagen, aber auch Vorteile wie die deutschsprachigen Arbeitskräfte und Bildungseinrichtungen vor Ort sowie die klare Zukunftsvision der Stadtverwaltung. Francisc Sombatfalvi-Török erklärte, dass im Kreis Hermannstadt rund 152.000 Personen über individuelle Arbeitsverträge verfügen, knapp 43 Prozent der Bewohner des Kreises als Steuerzahler zum Staatshaushalt beitragen und dass der Beschäftigungsgrad von aktuellen 60 Prozent noch um 10 Prozent angehoben werden könnte. Als Herausforderungen im Arbeitsumfeld nannte er die sinkende Geburtenrate und den steigenden Altersdurchschnitt, den Mangel an technischen Schulen und gut ausgebildeten Arbeitskräften oder die Migration, die eine neue Herangehensweise erforderlich machen. Lösungen hierfür wären ihm zufolge mindestens die Verlagerung von Arbeitskräften aus dem Bereich der Sozialhilfe ins Arbeitsumfeld und die Verbesserung der dualen Ausbildung.
Ioana Dobrescu sprach zur Zukunft der dualen Ausbildung und den Bemühungen des Deutschen Wirtschaftsclubs in Kronstadt diesbezüglich, wo im dualen Unterrichtssystem Fachkräfte für den Tourismus ausgebildet werden, was durch die Zusammenarbeit der privaten Unternehmer, der Bildungseinrichtungen aber auch der lokalen Verwaltung möglich wurde. Konkret vereinten 15 private Betreiber der Gastwirtschaft und eines der technischen Kollegien in Kronstadt ihre Kräfte, was zur Geburt des neuen Brands „Cool Academy Braşov“ führte. Eugen Iordănescu sprach zu den Herausforderungen der öffentlich-privaten Zusammenarbeit und der guten Kooperation der Handels-, Industrie- und Landwirtschaftskammer mit der Stadtverwaltung. „Hermannstadt sieht sich als regional führend und ist in ständigem Wettbewerb nicht mit anderen Städten, sondern mit sich selber. Es will durch seine öffentliche Politik zur Entwicklung der Stadt und der Umgebung als europäisches Ziel beitragen. Ein Novum in der Ausarbeitung der erwähnten Entwicklungsstrategie war jenes, dass sie nicht im Büro, sondern vor Ort, anhand von Gesprächen mit den betroffenen Partnern entwickelt wurde“, so Eugen Iordănescu. Als besonders vorteilhaft nannte er die Herangehensweise der Stadtverwaltung, welche die Bedürfnisse der Bevölkerung zur Grundlage der entwickelten öffentlichen Politik werden lässt, aber auch die Bestrebungen, das bürgerliche Bewusstsein zu erwecken. Als kritischen Faktor, der diese Entwicklung über-haupt möglich machte, nannte er die Ausweisung des Industriegebietes West und die Investitionen deutscher Großunternehmern, welche der vormalige Bürgermeister und aktuelle Staatspräsident Klaus Werner Johannis ins Rollen brachte.
Im Anschluss an die Gespräche im Panel zeichnete DeBizz die Bürgermeisterin Astrid Fodor für Exzellenz bei der Umsetzung der Stadtentwicklungsstrategie in Hermannstadt sowie Klaus Reisenauer für die Tätigkeit der Oasis Retail & Development im Bereich der Immobilienentwicklung aus. Der Abend endete mit einer Gartenparty im Hotelgarten, wo die Gäste die Gelegenheit hatten, sich untereinander sowie mit den Rednern weiter auszutauschen.